EU-Kommission: Derzeitige Risikobewertung von Laborfleisch ...

24 Jan 2024
Laborfleisch

Eine Gruppe von EU-Mitgliedsstaaten fordert eine öffentliche Debatte über im Labor gezüchtetes Fleisch. Für die EU-Kommission sind die derzeitigen EU-Vorschriften zur Risikobewertung und Kennzeichnung von Lebensmitteln allerdings ausreichend.

In einem Vermerk, der beim Treffen der Landwirtschaftsminister am Dienstag (23. Januar), vorgelegt wurde, brachten Österreich, Frankreich und Italien zusammen mit neun weiteren Ländern (Tschechische Republik, Zypern, Griechenland, Ungarn, Luxemburg, Litauen, Malta, Rumänien und Slowakei) Fragen zu möglichen Auswirkungen von „zellbasierten Lebensmittelproduktionsverfahren“ in Bezug auf ethische, wirtschaftliche, nachhaltige, transparente, soziale und rechtliche Aspekte vor.

Stella Kyriakides, EU-Kommissarin für Lebensmittel- und Gesundheitssicherheit, reagierte auf die Bedenken der meisten Mitgliedstaaten hinsichtlich der potenziellen Auswirkungen dieser Technologie und erklärte, dass sich die EU in Bezug auf Risikobewertung und Kennzeichnung auf einem „sehr soliden Fundament“ befinde.

Dies sei der „strengen Sicherheits- und Nährwertbewertung vor der Markteinführung durch unabhängige Wissenschaftler der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit“ zu verdanken, fügte sie hinzu.

Bedenken der Mitgliedsstaaten

Die Mitgliedstaaten hatten zuvor Bedenken geäußert. Denn es sei unklar, ob die derzeitige Verordnung über neuartige Lebensmittel, die auch zellbasierte Lebensmittel einschließt, geeignet sei, „einen angemessenen und umfassenden Rahmen für die Bewertung der mit diesen Produkten verbundenen potenziellen Risiken zu bieten, wobei das Vorsorgeprinzip in vollem Umfang berücksichtigt wird.“

Sie machten deutlich, dass die Verordnung Produkte aus dieser neuen Technologie als „Bedrohung“ für die traditionelle Landwirtschaft einstuft. Diese Auffassung wurde von Bulgarien, Kroatien, Slowenien, Polen und Portugal unterstützt.

Die Niederlande und Dänemark hingegen wiesen ausdrücklich auf „die Chancen und nicht nur die Gefahren“ von „sehr innovativen Lösungen“ zur Bewältigung der Herausforderungen bei der „Ernährungssicherheit“ in einer Welt mit „schnell wachsender Bevölkerung“ hin.

„Die Produktion von Fleisch im Labor findet derzeit nur in sehr geringem Umfang statt, und die Risiken und Chancen sind schwer abzuschätzen“, betonte Deutschland.

Obwohl derzeit noch kein Antrag auf Vermarktung von Laborfleisch in der EU vorliegt, forderte die Union, „die Ergebnisse der Diskussionen mit den Mitgliedstaaten und der europäischen Zivilgesellschaft zu berücksichtigen, bevor eine Entscheidung über die Marktzulassung getroffen wird.“

„Sache der Verbraucher“

„Daten über im Labor gezüchtetes Fleisch sind dünn und erlauben keine aussagekräftigen Bewertungen in Schlüsselbereichen wie Emissionen, Umwelt oder Preisgestaltung“, antwortete Kyriakides.

Das Dokument, so Kyriakides, „zeigt Probleme auf, die über die Lebensmittelsicherheit hinausgehen, Probleme, die wir gemeinsam angehen müssen, und dadurch werden wir in der Lage sein, unser Verständnis der möglichen Auswirkungen von im Labor gezüchtetem Fleisch auf Gesundheit, Umwelt und Gesellschaft zu vertiefen“.

„Dies sind legitime Themen, die Teil des Entscheidungsprozesses für neuartige Lebensmittelzulassungen sein können“, fügte sie hinzu.

„Auf Wunsch der Kommission“, betonte die Kommissarin, „überarbeitet die Behörde derzeit ihre Richtlinien für neuartige Lebensmittel und führt zeitgemäße Bestimmungen für die Sicherheits- und Nährwertbewertung von im Labor gezüchteten und zellbasierten Lebensmitteln ein.“

Darüber hinaus „stellt die Verordnung sicher, dass neuartige Lebensmittel eindeutig bezeichnet und gekennzeichnet werden, damit die Verbraucher eine bewusste Wahl treffen und klar erkennen können, was sie kaufen und konsumieren.“

„Unsere kulinarische Kultur“ ist ein grundlegender Bestandteil unserer europäischen Lebensart“ und das kann sich nicht ändern“, sagte Kyriakides abschließend, aber „es ist Sache der Verbraucher zu entscheiden, was sie essen.“

[Bearbeitet von Alice Taylor]

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