Landesweites Blackout: Kubas Energiekrise auf neuem Höhepunkt

4 Stunden vor

Landesweites Blackout

In ganz Kuba ist am Freitag (Ortszeit) der Strom ausgefallen. Das Blackout hatte sich bereits angekündigt, dann kam es zu einer nicht planmäßigen Abschaltung in einem zentralen Kraftwerk. Am Samstag waren die meisten der elf Millionen Kubaner und Kubanerinnen weiterhin ohne Strom. Das Land befinde sich in einem „Energienotstand“, sagte Staatschef Miguel Diaz-Canel. Das Blackout zeigt erneut, wie kritisch es um die Energieversorgung auf der Karibik-Insel steht. Am Samstag brach das Netz noch einmal zusammen.

Kuba - Figure 1
Foto ORF

Online seit heute, 14.46 Uhr (Update: 17.06 Uhr)

Laut dem kubanischen Energieministerium brach das Netz am Freitag gegen 11.00 Uhr Ortszeit (17.00 Uhr MESZ) zusammen. Ursache war der Ausfall des landesweit größten Wärmekraftwerks Antonio Guiteras in der Stadt Matanzas im Nordwesten der Insel, so die Leiterin des Ministeriums, Lazaro Guerra. Dann sei es zu dem „gigantischen“ Stromausfall gekommen.

Später teilte dann die nationale Elektrizitätsgesellschaft Union Electrica (UNE) mit, mit Hilfe von „Mikrosystemen“ eine Minimalmenge an Strom erzeugt zu haben, die zur Wiederinbetriebnahme von Wärmekraftwerken und schwimmenden Generatoren in mehreren Provinzen des Landes genutzt werden sollte. Die Wirkung war vorerst aber gering. Am Samstag meldeten kubanische Medien einen neuerlichen Kollaps des Netzes.

Stillstand in Havanna

Kubas Hauptstadt Havanna kam infolge des Stromausfalls praktisch zum Stillstand: Schulen wurden geschlossen, der Verkehr kam zum Erliegen, die Ampeln fielen aus. Auch am Abend blieben die breiten Straßen weitestgehend dunkel, wie Korrespondenten der Nachrichtenagentur AFP berichteten. Nur Hotels, Krankenhäuser und einzelne private Gebäude mit Notstromgeneratoren seien am Netz gewesen.

Havanna blieb nach dem Blackout praktisch komplett dunkel

Bereits am Donnerstag hatte Präsident Diaz-Canel erklärt, dass sich Kuba wegen der Verschärfung des seit 1992 bestehenden US-Embargos gegen das kommunistische Land in einer Notstandssituation befinde. Kuba habe Schwierigkeiten, den für den Betrieb seiner Kraftwerke benötigten Brennstoff zu kaufen. Das Land hat selbst nur beschränkte Raffineriekapazitäten für fossile Brennstoffe.

Vorwürfe gegen USA wegen Blockade

Am Freitag sagte der Staatschef, der Stromausfall sei „eine weitere Demonstration all der Probleme, die uns die Blockade bereitet“. Auf der Onlineplattform X schrieb er von einem anhaltenden „Wirtschaftskrieg“ der USA gegen sein Land. Die Wiederherstellung der Energieversorgung habe „absolute Priorität“, so Diaz-Canel.

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Landesweiter Stromausfall in Kuba

Nach dem Ausfall des größten Kraftwerks Kubas sind die Menschen ohne Strom. Schulen wurden geschlossen, der Verkehr kam zum Erliegen. Der Inselstaat befinde sich in einem „Energienotstand“, sagte Staatschef Miguel Diaz-Canel in einer Krisensitzung.

Ministerpräsident Manuel Marrero hatte sich am Donnerstag in einer im TV übertragenen Rede an die Kubanerinnen und Kubaner gewandt und den schlechten Zustand der Energieinfrastruktur im Land und den Mangel an Heizöl zusammen mit einem steigenden Energieverbrauch für die Krise verantwortlich gemacht. „Der größte Faktor ist die Heizölknappheit“, sagte er laut Bericht der BBC vom Samstag.

Schwerste Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten

Kuba erlebt derzeit die schlimmste Wirtschaftskrise seit etwa drei Jahrzehnten. Es herrscht Lebensmittel- und Medikamentenknappheit, außerdem gibt es chronische Stromausfälle. Am Donnerstag erreichte das nationale Energiedefizit einen Wert von 50 Prozent, woraufhin die Regierung alle nicht lebensnotwendigen öffentlichen Dienstleistungen einstellte, um der Stromversorgung der Haushalte Vorrang zu geben.

Kubas Bevölkerung kämpft mit chronischen Versorgungsengpässen bei Energie, Lebensmitteln und Medikamenten

Schulen blieben geschlossen, Unternehmen mussten den Betrieb zurück- oder ganz herunterfahren. Nur Krankenhäuser und Lebensmittelproduktionsstätten durften ohne Einschränkungen weiterarbeiten, wie der staatliche Energieversorger UNE mitteilte. An den restlichen Arbeitsplätzen soll nur noch das erforderliche Personal eingesetzt werden. Eine Prognose dazu, wie lange die Ausfälle dauern würden, gab die UNE nicht.

Kraftwerke desolat und Rationierungen Alltag

Kuba bezieht seinen Strom aus acht veralteten Wärmekraftwerken, die immer wieder ausfallen oder gewartet werden müssen, und von sieben schwimmenden Kraftwerken. Stromausfälle gehören im ganzen Land zum Alltag. In der Hauptstadt Havanna gibt es seit Jahren immer wieder planmäßige Abschaltungen und Rationierungen der Energieversorgung. Wegen der Stromausfälle kam es immer wieder auch zu Wasserknappheit, weil Pumpen nicht arbeiteten.

2022 brach in Kuba landesweit die Energieversorgung komplett zusammen, nachdem Hurrikan „Ian“ über die Karibik-Insel gezogen war. In Havanna dauerte es damals bis zu fünf Tage, bis in den meisten Haushalten die Lichter wieder angingen. Es kam mehrfach zu Protesten gegen den schlechten Zustand der Energieversorgung und die schlechte Versorgungssituation generell, zuletzt im März.

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