Wirtschaft: KTM AG vor Insolvenz
Wirtschaft
Die KTM AG mit Sitz in Mattighofen im Innviertel bereitet einen Antrag auf ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung vor, teilte die Firma des Industriellen Stefan Pierer mit. Der Finanzierungsbedarf sei hoch. Man gehe nicht davon aus, eine Zwischenfinanzierung zeitgerecht sicherstellen zu können.
Online seit heute, 14.22 Uhr (Update: 15.57 Uhr)
Der Vorstand habe daher am Dienstag den Beschluss gefasst den Antrag auf Einleitung eines gerichtlichen Sanierungsverfahrens mit Eigenverwaltung über das Vermögen der KTM AG und ihrer Töchter KTM Components GmbH sowie KTM F&E GmbH einzureichen. Das Gericht muss dafür noch grünes Licht geben. Alle sonstigen Tochtergesellschaften der KTM AG, etwa die Vertriebsgesellschaften, sind laut KTM AG nicht betroffen.
Redimensionierung geplant„Ziel des Verfahrens ist es, innerhalb von 90 Tagen mit den Gläubigern einen Sanierungsplan zu vereinbaren“, schrieb die KTM AG. „Durch eine Redimensionierung der Gruppe soll nicht nur der Bestand der KTM-Gruppe nachhaltig gesichert, sondern auch die Basis geschaffen werden, erstarkt aus dem Verfahren zu kommen.“ In der Firmenaussendung ist von einem „Boxenstopp“ die Rede.
Eine Redimensionierung der Produktion solle den Lagerüberbestand bei KTM und den Händlern binnen zweier Jahre anpassen. 2025 und 2026 werde die Betriebsleistung deswegen um etwa eine Milliarde Euro sinken. Durch „notwendige Abwertungen“ im Zuge der geplanten Restrukturierung ergebe sich ein „zusätzliches Verlustpotenzial“. Auch schon für 2024 werde „ein negatives Jahresergebnis im sehr hohen dreistelligen Millionenbereich“ erwartet.
Betriebsversammlung zu MaßnahmenAm Dienstag wurden den Beschäftigten in einer Betriebsversammlung die Maßnahmen für Jänner und Februar – Produktionsstopp und Einschichtbetrieb – mitgeteilt, so ein Unternehmenssprecher. „Dabei wurden sie auch über das Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung informiert“, dem das Gericht noch zustimmen muss.
Pierer gibt sich zuversichtlichBereits am Montag hatte die mittelbar an der KTM AG beteiligte Pierer Industrie AG von Stefan Pierer ein europäisches Restrukturierungsverfahren eingeleitet. Das am Dienstag angekündigte Sanierungsverfahren sei nicht „so zeitnah“ zum Restrukturierungsverfahren geplant gewesen, am Dienstag habe sich die Notwendigkeit aber in Gesprächen ergeben, so der Unternehmenssprecher. Pierer selbst baut bei der KTM AG offenbar sehr auf Co-CEO Gottfried Neumeister. Dieser habe „eine beeindruckende Erfahrung und viel frischen Wind mitgebracht und wesentlich zur Aufarbeitung der aktuellen Lage beigetragen. Ich bin davon überzeugt, dass er gemeinsam mit mir das Unternehmen wieder auf die Erfolgsspur führen wird.“
Bei dem am Montag eingeleiteten europäischen Restrukturierungsverfahren der Pierer Industrie handelt es sich um ein rechtliches Verfahren, das Unternehmen helfen soll, ihre finanziellen Schwierigkeiten zu überwinden, ohne gleich Insolvenz anmelden zu müssen. Die Pierer Industrie AG hatte in einer Aussendung am Montag ausdrücklich betont, nicht überschuldet zu sein. Das Verfahren diene dazu, das Unternehmen durch diese schwierige Phase zu führen und langfristig stabil zu halten.