INDUSTRIEMAGAZIN | KTM braucht Millionen: KTM braucht ...

23 Stunden vor

13.11.2024

KTM - Figure 1
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Lesezeit: ca. 4 Minuten

Die Pierer Mobility AG, Mutterkonzern von KTM, Husqvarna und GASGAS, kämpft mit sinkenden Verkaufszahlen, steigenden Schulden und Herausforderungen in wichtigen Märkten wie den USA und Europa. Trotz drastischer Produktionskürzungen, Stellenabbau und einer strafferen Führungsstruktur bleibt die finanzielle Lage angespannt. Nun führt sie Gespräche für eine Überbrückungsfinanzierung in Höhe eines dreistelligen Millionenbetrages.

"Ziel ist es, Kosten und Absatz ab dem Geschäftsjahr 2025 auf einem redimensionierten Niveau zu stabilisieren und so die Basis für eine nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit und Profitabilität zu schaffen."

- © Pierer Mobility
KTM AG: Überbrückungsfinanzierung in dreistelliger Millionenhöhe geplant

Die KTM AG befindet sich aktuell in Gesprächen mit ihrer Kernaktionärin Pierer Bajaj AG sowie bestehenden Finanzgläubigern, um eine Überbrückungsfinanzierung in Höhe eines dreistelligen Millionenbetrags sicherzustellen. Diese Maßnahme ist laut dem Mutterkonzern Pierer Mobility notwendig, um die Liquidität für das Jahr 2025 zu gewährleisten. Die KTM AG war zum Stichtag 30. Juni 2024 für über 95 Prozent des Umsatzes von Pierer Mobility verantwortlich.

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Pierer Mobility, die Holdinggesellschaft des Motorradherstellers KTM, kämpft mit erheblichen Absatzproblemen. Im ersten Halbjahr 2024 sanken die Verkaufszahlen des Unternehmens um 21,2 Prozent. Der Umsatz verzeichnete mit einem Minus von 27 Prozent einen noch stärkeren Rückgang, da verstärkt preisgünstigere Modelle verkauft und höhere Rabatte gewährt wurden.

Ein besonderer Belastungsfaktor sind die hohen Lagerbestände bei Händlern, die durch umfangreiche Stützungsmaßnahmen aufgefangen werden mussten. Diese Maßnahmen trieben die Verschuldung des Unternehmens in die Höhe und führten dazu, dass Pierer Mobility im ersten Halbjahr Verluste einfuhr.

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KTM AG plant tiefgreifende Restrukturierung und Stabilisierung bis 2025

Die Verhandlungen befinden sich jedoch noch in einer frühen Phase: "Daher können über den Ausgang der Verhandlungen, die Konditionen und den Umfang einer zusätzlichen Finanzierung noch keine konkreten Aussagen getroffen werden", so der oberösterreichische Konzern. Neben der Liquiditätssicherung verfolgt der Vorstand das Ziel, die KTM AG operativ und finanziell wieder auf eine stabile Basis zu stellen. Dazu wird eine tiefgreifendere operative Restrukturierung eingeleitet.

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Ein wesentlicher Schwerpunkt liegt auf der deutlichen Reduktion der Produktionsmengen, um die Lagerbestände sowohl auf Ebene der KTM AG als auch bei den Händlern auf ein wirtschaftlich nachhaltiges Niveau zu senken. Gleichzeitig wird der „Overhead-Bereich nochmals deutlich angepasst“, so Pierer Mobility. „Ziel ist es, Kosten und Absatz ab dem Geschäftsjahr 2025 auf einem redimensionierten Niveau zu stabilisieren und so die Basis für eine nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit und Profitabilität zu schaffen“, erklärte das Unternehmen weiter.

Die Produktion bei KTM wurde stark zurückgefahren: Im Hauptwerk Mattighofen wurden in den ersten sechs Monaten des Jahres nur noch 76.000 Motorräder gefertigt – ein deutlicher Rückgang gegenüber den knapp 112.000 Einheiten im Vorjahreszeitraum. Obwohl die Produktionsdrosselung zu einer leichten Reduktion der Lagerbestände führte, blieb die finanzielle Belastung für Pierer Mobility hoch. Umfangreiche Stützungsmaßnahmen im Händlernetz erhöhten das Working Capital und damit die Neuverschuldung sowie die Zinsaufwendungen. Zudem wird der außerordentliche Abwertungsbedarf bis Jahresende höher ausfallen als ursprünglich erwartet. Eine Überprüfung nicht zahlungswirksamer Wertanpassungen ist bereits in Planung.

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Im Rahmen eines Sparprogramms bündelte das Unternehmen Entwicklungsaktivitäten der Marken KTM, Husqvarna, GASGAS und MV Agusta bei den Partnern Bajaj in Indien und CFMOTO in China. Diese Maßnahme führte bereits zum Abbau von 370 Arbeitsplätzen, hauptsächlich in Österreich. „Wir haben frühzeitig tiefgreifende Maßnahmen gesetzt, die zu einer deutlichen Verbesserung der Ergebnisse führen werden“, erklärte Firmenchef Stefan Pierer im September. Diese Prognose erwies sich jedoch als zu optimistisch, da die Absatzschwäche länger anhält als erwartet.

Weitere Informationen sollen zu gegebener Zeit veröffentlicht werden. Ein Unternehmenssprecher betonte: „Wir wollen möglichst schnell Klarheit und arbeiten mit Hochdruck an einem Konzept und Maßnahmen, aber all dies ist in einem frühen Stadium.“

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Drei negative Unternehmensmeldungen in kurzer Zeit führten fast zwangsläufig zu einer Kurskatastrophe.
Stellenabbau in der Vergangenheit

Bereits in der Vergangenheit kam es zu erheblichen Stellenstreichungen: Im August wurden 200 Arbeitsplätze, vorwiegend in Österreich, gestrichen. Im ersten Halbjahr 2024 fielen 373 Stellen weg, davon 309 in Österreich. Auch in der KTM Forschungs- und Entwicklungs GmbH, die einst 850 Mitarbeiter beschäftigte, gab es Kürzungen. Ende Juni 2024 zählte die Pierer Mobility-Gruppe rund 6.000 Beschäftigte.

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Stefan Pierer, CEO der Pierer Mobility AG, hatte wiederholt auf die steigenden Personalkosten in Europa hingewiesen. Im Oktober reduzierte Pierer Mobility zudem seinen Vorstand von sechs auf zwei Mitglieder: Stefan Pierer und Gottfried Neumeister, der seit September als Co-CEO fungiert.

Die bisherigen Vorstände verlassen zwar die Holding-Funktionen, bleiben jedoch in ihren Rollen bei Konzerntöchtern. So bleibt Hubert Trunkenpolz weiterhin für das Brand Management der KTM AG verantwortlich. Alex Pierer, Sohn von Stefan Pierer, behält die Zuständigkeit für Digitalisierung und Innovation in der KTM AG und leitet weiterhin das Industriedesign-Unternehmen Kiska.

Die Zusammenarbeit mit dem langjährigen Weggefährten Viktor Sigl, der erst im April 2023 Finanzvorstand wurde, wurde hingegen beendet. Das Mandat von Sigl hätte regulär bis 2027 laufen sollen, doch man trennte sich im Sommer einvernehmlich.

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Die Aktie der Pierer Mobility AG verzeichnete am Mittwoch bis Mittag einen Rückgang von rund 38 Prozent. Florian Beckermann, Vorstand des Interessenverbands für Anleger (IVA), kommentierte: „Drei negative Unternehmensmeldungen in kurzer Zeit führten fast zwangsläufig zu einer Kurskatastrophe. Aktionäre waren dadurch bereits alarmiert. Die jetzige Restrukturierung ist konsequent und zeigt, dass auch ein Industrie-Kapitän Pierer nicht risikolos unterwegs ist. Ein dreistelliger Liquiditätsbedarf für 2025 soll nun das Überleben sichern.“

Geschäftszahlen im Überblick

In den USA gingen die Verkaufszahlen von Jänner bis September um 6,3 Prozent zurück. Besonders alarmierend war der September, der mit einem Minus von 14,6 Prozent der schwächste Monat seit Jahresbeginn war.

In Europa bleibt der Gesamtmarkt für Motorradzulassungen bis September 2024 zwar stabil, begünstigt durch Zuwächse im Niedrigpreissegment, doch auch hier zeigt sich ein rückläufiger Trend. Angesichts der anhaltenden Herausforderungen veröffentlichte Pierer Mobility eine Gewinnwarnung und revidierte die Prognosen für das Gesamtjahr: „Die schwierigen gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen halten länger an als angenommen, die europäische Wirtschaft stagniert, wobei sich insbesondere der wichtige deutsche Markt in einer Rezession befindet. Es kann nicht von einer raschen Erholung ausgegangen werden“, so das Unternehmen in einer Aussendung.

Im ersten Halbjahr 2024 sank der Umsatz der Pierer Mobility AG um 27 Prozent auf 1 Milliarde Euro. Gleichzeitig verzeichnete das Unternehmen einen Periodenverlust von 172 Millionen Euro. Das operative Ergebnis (EBIT) fiel auf minus 195 Millionen Euro, verglichen mit 97 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.

Ein „wesentlicher Faktor“ für das negative Ergebnis war der Geschäftsbereich Bicycles, der ein Betriebsergebnis von minus 117 Millionen Euro aufwies. Der Motorradbereich verzeichnete ein Ergebnis von minus 78 Millionen Euro. Bereits 2023 hatte die Restrukturierung im Fahrradbereich das EBIT um 32 Prozent auf 160 Millionen Euro reduziert. Der Umsatz stieg hingegen von 2,44 Milliarden Euro auf 2,66 Milliarden Euro.

Pierer Mobility: KTM-Konzernmutter und Motorradhersteller rutscht tiefer in rote Zahlen

Erstveröffentlichung

13.11.2024

Letzte Aktualisierung

13.11.2024

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