Chronik: Zivilschutzalarm: Landeskrisenstab aktiv

4 Aug 2023
Kärnten

Chronik

Starke Niederschläge in der Nacht auf Freitag haben erneut zu Murenabgängen und Überflutungen geführt. In Loibach (Gemeinde Bleiburg) und in der Gemeinde St. Paul/Lavanttal wurde Zivilschutzalarm wegen Hochwassergefahr ausgelöst. Für St. Georgen im Lavanttal und Bad Eisenkappel gilt eine Zivilschutzwarnung. Der Landeskrisenstab wurde hochgefahren.

Online seit heute, 4.34 Uhr (Update: 10.18 Uhr)

Nach den heftigen Niederschlägen in den Unterkärntner Bezirken, Wolfsberg, Völkermarkt und in Klagenfurt-Land wurde neben den Bezirkskrisenstäben, die bereits seit den frühen Morgenstunden tagen, auch der Landeskrisenstab hochgefahren. Landeshauptmann Peter Kaiser und Landesrat Daniel Fellner (beide SPÖ) erhielten von den Expertinnen und Experten der Bezirkshauptmannschaften, der Fachabteilungen und der Einsatzorganisationen ein aktuelles Lagebild.

Im Bereich des Granitzbaches kam es zu einem hundertjährlichen Hochwasser, sagte Stefan Salzmann (SPÖ), der Bürgermeister von St. Georgen: „Das Rückhaltebecken im Granitztal hat noch fünf Zentimeter Platz, dann wäre es an der Kapazitätsgrenze. Falls es übergehen sollte, haben wir auch im Ort Hochwasser.“ Bewohner seien bedroht, so das Gemeindeoberhaupt.

Zivilschutzalarm in Loibach

ORF-Reporter Peter Matha meldet sich aus der Gemeinde Loibach, wo Zivilschutzalarm ausgerufen wurde. Er beschreibt die Lage nach den starken Unwettern am Donnerstag.

Anton Bresovnik, der Feuerwehr-Abschnittskommandant von Bleiburg, sagte, es seien am Vormittag noch alle zehn Feuerwehren des Bezirks im Einsatz.

Trinkwasser muss abgekocht werden

Vier Objekte mussten bereits evakuiert werden. Von der Bezirkshauptmannschaft hieß es, dass das Trinkwasser abgekocht werden soll. Es kann aufgrund des Unwetters zu Verunreinigungen kommen. Laut Landesalarm- und Warnzentrale sollen die Bewohner ihre Häuser nicht verlassen und bei Gefahr den Feuerwehrnotruf 122 wählen.

In St. Paul habe um 9.00 Uhr eine Lagebesprechung stattgefunden, sagte Bezirkshauptmann Georg Fejna, Bezirkshauptmann von Wolfsberg. Vor allem die Prognosen für die Nacht auf Samstag sorgen für eine weiterhin angespannte Lage.

Fotostrecke mit 2 Bildern Überschwemmungen auch in St. Georgen im Lavanttal

Der Bürgermeister von St. Georgen im Lavanttal, Karl Markut (Team Kärnten), sagte gegenüber dem ORF Kärnten, die Bäche, die zur Lavant fließen, würden Hochwasser führen. Die Ortschaften Unterrain, Fransdorf und Am Waldrain seien durch Bäche, die zur Lavant fließen, besonders betroffen. Zunächst waren von den über die Ufer tretenden Wassermassen nur Straßen, Wirtschaftsgebäude und Ställe betroffen. „Die Gefahr besteht, dass es auch Wohnhäuser betrifft, sollten die Regenfälle nicht nachlassen“, sagte Markut.

Hannes Loibisch aus Loibach sagte, sein Nachbarhaus sei stark betroffen: „Der Keller ist voller Wasser, und die Pelletsheizung ist kaputt. Er hat gerade heuer im Haus alles neu gemacht, die Küche und so. Auch das Auto ist in der Garage geschwommen.“

Fotostrecke mit 5 Bildern Eisenkappel vollkommen abgeschnitten

Zu den Zivilschutzalarmen kommen zwei Zivilschutzwarnungen in den Gemeinden St. Georgen im Lavanttal und Eisenkappel-Vellach. Laut Landesalarm- und Warnzentrale sollen die Bewohner in den betroffenen Gebieten ihre Häuser nicht verlassen. Im Haus sollen höhere Stockwerke aufgesucht und nicht in den Keller gegangen werden. Ebenso sollen unnötige Fahrten vermieden werden.

Die Region um Bad Eisenkappel war Freitagfrüh vollkommen abgeschnitten. Elisabeth Lobnig (SPÖ), die Bürgermeisterin von Bad Eisenkappel-Vellach, sagte, es sei in ihrer Gemeinde eine Zivilschutzwarnung ausgesprochen worden, nachdem gegen 3.30 Uhr die ersten Meldungen hereinkamen, dass Vellach und Ebriach über die Ufer getreten seien: „Nach Tagesanbruch haben wir die Lage erkundet. Es sind sehr viele Muren – nahezu in alle Richtungen – abgegangen. Wir sind dabei, Bagger und Steine zu organisieren, um die Straßen zu schützen, sodass sie nicht vollständig abbrechen. Momentan hat sich die Lage etwas entspannt und die Pegelstände sind an der Vellach und Ebriach etwas zurückgegangen.“ Dennoch sei die Bevölkerung aufgefordert, in den Häusern zu bleiben. Es seien viele Keller überflutet, gröbere Schaden sind derzeit nicht bekannt.

Fotostrecke mit 6 Bildern

Auch seitens der Bevölkerung in den betroffenen Gebieten sei die Wassersituation im Auge zu behalten, und die Häuser seien nicht zu verlassen. Unnötige Fahrten sollen vermieden werden. Sollte man mit dem Auto unterwegs sein, fordert die Bezirkshauptmannschaft Völkermarkt auf, jedenfalls Unterführungen zu meiden, da viele überflutet sind.

Fotostrecke mit 3 Bildern Bundesheer zur Unterstützung angefordert

Laut Landesalarm- und Warnzentrale sollen die Bewohner in den Gebieten, in denen eine Zivilschutzwarnung herrscht, die Wassersituation beobachten und nicht das Haus verlassen. Auch unnötige Fahrten sollen vermieden werden. Das Bundesheer wurde bereits von mehreren Gemeinen angefordert. Überall werden Sandsäcke gefüllt, um sich gegen die Wassermassen zu schützen.

Im Loibltal wurde in der Nacht auf der Loiblpassstraße (B91) ein Fahrzeug von einer Mure erfasst. Alle drei Insassen blieben unverletzt und konnten das Fahrzeug selbst verlassen. Ein weiteres Fahrzeug wurde mit Hilfe der Freiwilligen Feuerwehr Unterbergen aus dem Gefahrenbereich gebracht.

Guntschach wieder von Außenwelt abgeschnitten

Aufgrund der heftigen Regenfälle der vergangenen Stunden kam es erneut zu Vermurungen entlang des Notweges von Ebenthal nach Guntschach. Zwei Teilstücke wurden von den Schlammlawinen betroffen, wodurch die Befahrbarkeit erneut beeinträchtigt ist. Am Freitagvormittag waren die Einsatzkräfte dabei, die erste Mure im Bereich von Ebenthal zu entfernen, um die Strecke wieder passierbar zu machen.

Erst danach können die Reparaturarbeiten an der zweiten Stelle beginnen, die bereits beim letzten Vorfall stark beschädigt wurde. Weitere Schäden und Verzögerungen bei den Reparaturarbeiten seien zu befürchten, teilte die Gemeinde Maria Rain in einer Aussendung mit.

Blitzschlag führte zu Wohnhausbrand

Kurz nach Mitternacht geriet der Dachstuhl eines Wohnhauses in Reauz (Gemeinde Keutschach) in Brand. Laut Polizei wurde dieser mit hoher Wahrscheinlichkeit durch einen Blitzschlag ausgelöst. Nachbarn bemerkten das Feuer und konnten dieses mit Feuerlöschern eindämmen. 45 Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehren Keutschach, Reifnitz, Techelweg und Viktring führten die Nachlöscharbeiten durch. Die 82 und 79 Jahre alten Bewohner des Hauses blieben unverletzt. Sie wurden bis zur genauen Schadensbegutachtung von Nachbarn aufgenommen.

Weiter starker Niederschlag erwartet

Die Gewitterlinien von Italien und Slowenien brachten über Nacht enorme Regenmengen. Der Schwerpunkt lag in Unterkärnten.

Bis Freitag um 6.00 Uhr fielen:
– 162 Liter pro Quadratmeter auf dem Loiblpass,
– 124 Liter in Ferlach,
– 116 Liter in Bad Eisenkappel und
– 80 Liter in Völkermarkt.

Noch ist der Regen nicht vorbei, es ziehen weitere Schauer über das Land. Jeder weitere Liter kann auf den völlig übersättigten Böden problematisch sein. Nach einer kurzen Pause wird es gegen Freitagabend und über Nacht erneut intensiv zu regnen beginnen.

Die prognostizierten Niederschlagsmengen bis Samstag liegen zwischen 30 Millimeter (Oberkärnten) und bis zu 100 Millimeter in den Karawanken. Dadurch sind lokal Überflutungen an kleineren Zubringern und Bächen möglich. Speziell im Südosten und im Karawanken-Bereich (Vellach) werden sehr hohe Hochwassergefährdungen erwartet. Ansonsten werden an Kärntens größeren Flüssen keine bis mittlere Hochwassergefährdungen erwartet.

Die Wasserstände am Millstätter See, Brennsee, Afritzer See, Ossiacher See, Wörthersee, Keutschacher See und Klopeiner See liegen noch über der Hochwassermarke HW1. Es ist daher mit erhöhten Wasserständen an den Seeabflüssen zu rechnen. Der Staubereich Edling und der Staubereich Rosegg werden durch AHP auf Phase zwei gesenkt.

Veranstaltungen abgesagt

Die Filialen der Kärntner Sparkasse in St. Paul und Lavamünd bleiben aufgrund der Hochwassergefahr bis auf Weiteres geschlossen. Das Zeltfest der Freiwilligen Feuerwehr Gallizien, das am Freitag ab 20.30 Uhr hätte stattfinden sollen, wurde wegen der Überflutung des Festzeltes abgesagt. Auch das Slowenische Bauernfest beim Gasthof Zenkl in Gallizien findet am Samstag nicht statt.

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