Kristi Noem, Trumps möglicher "Running mate", sorgt für Skandale
Die Gouverneurin Kristi Noem will Trumps Vizepräsidentin werden. Mit diversen Skandalen sorgt sie aber für kuriose Schlagzeilen
In ihrer Autobiografie prahlt die Gouverneurin von South Dakota damit, wie sie ihre Hündin erschoss. Und die Sioux-Indianer haben ihr das Betreten der Reservate verboten. Die Affären könnten ihre Ambitionen zunichtemachen.
Jonathan Ernst / Reuters
Sie stand in einer Kiesgrube und erschoss ihre 14 Monate alte Hündin. Es war eine schlechte Idee von Kristi Noem, diese Episode in ihrem neuen Buch nachzuerzählen. Offenbar wollte sie zeigen, wie tough sie sein kann. Was bei den Amerikanern, die ihre Hunde oft fast so sehr lieben wie ihre Kinder, hängenblieb, ist der Eindruck von Herzlosigkeit und Grausamkeit.
Noem, die Gouverneurin von South Dakota, stand lange auf der Liste von Trumps möglichen Vizepräsidentschaftskandidatinnen. Sie hätte also, wenn Trump die Wahlen im November gewinnt, bald zu einer der mächtigsten Frauen der Welt werden können. Aber in letzter Zeit stösst sie die Amerikaner vor allem vor den Kopf. Die Hundegeschichte, so berichtete es die britische Zeitung «The Guardian», findet sich in ihrer – zweiten – Autobiografie, die im Mai erscheinen soll. Das Werk trägt den Titel «No Going Back. The Truth on What’s Wrong with Politics and How We Move America Forward».
Die Hündin erinnerte sie an eine AuftragsmörderinDas entsprechende Kapitel handelt davon, wie Noem die 14 Monate alte Hündin Cricket für die Fasanenjagd trainieren wollte. Es misslang. Einen Jagdausflug habe Cricket ruiniert, schreibt Noem, weil sie «vor Aufregung völlig durchdrehte, all den Vögeln hinterherjagte und die beste Zeit ihres Lebens hatte». Noem versuchte offenbar umsonst, die Hündin mit einem elektrischen Halsband unter Kontrolle zu bringen. Cricket schnappte sich auf dem Grundstück einer Familie «ein Huhn nach dem anderen, zermalmte es mit einem Biss und liess es dann fallen, um ein anderes anzugreifen». Sie habe gewütet wie eine ausgebildete Auftragsmörderin, schreibt Noem. Sie habe das Tier gehasst und deshalb in einer Kiesgrube erschossen. Auf ähnliche Art brachte sie kurz darauf eine «böse, stinkende und gemeine» Ziege zur Strecke, die Noems Kindern immer hinterhergerannt sei. Weil sie nach dem ersten Schuss noch nicht tot war, musste die Gouverneurin ein zweites Mal schiessen.
Es kam zu einem Sturm der Entrüstung, selbst unter ihren republikanischen Weggefährten. Aber die 52-jährige Noem krebste nicht zurück, sondern doppelte nach. Es gehe ihr mit der Schilderung darum, zu zeigen, dass sie fähig sei, auch Schwieriges, Chaotisches und Hässliches zu tun, wenn es getan werden müsse, sagte sie.
Schon etwa eine Woche zuvor hatte sie für Aufsehen gesorgt. Mehrere Sioux-Stämme in South Dakota entschieden am 19. April, dass sie kein Recht mehr habe, ihre Reservate zu betreten. Sie hatte die Native Americans durch abfällige, pauschalisierende Bemerkungen erzürnt. So behauptete sie, ohne die Aussage belegen zu können, die Sioux würden mit amerikanischen Drogenkartellen unter einer Decke stecken und manche Stammesführer persönlich von den kriminellen Machenschaften profitieren. Auch sagte sie, den Ureinwohnern sei es egal, was aus ihren Kindern werde. Die Verbannung aus den insgesamt vier Reservaten bedeutet, dass die Gouverneurin nun von etwa 15 Prozent ihres Gliedstaates ausgesperrt ist. Übertritt sie das Verbot, kann sie in Gewahrsam genommen werden.
Ihre zweijährige Enkelin besitzt bereits ein GewehrVor einem Jahr sorgte Noem bereits einmal für rote Köpfe, als sie auf einer Veranstaltung der Waffenlobby National Rifle Association (NRA) erklärte, schon ihre zweijährige Enkelin Addie besitze eine Schrotflinte und ein Gewehr. Beides würde sie auch bald brauchen, sagte sie vieldeutig. Ausserdem habe sie noch ein kleines Pony – sie sei also auf alles vorbereitet. Die Aussage provozierte umso mehr, als gerade kurz zuvor im Gliedstaat Virginia ein Sechsjähriger seine Lehrerin angeschossen hatte.
Noem ist eine entschiedene Befürworterin des Rechts für alle, eine Waffe tragen zu dürfen. Auch in der Abtreibungsfrage hat sie eine klare Meinung. Ihrer Ansicht nach kommt Abtreibung nicht einmal dann infrage, wenn die Schwangerschaft die Folge einer Vergewaltigung ist. «Eine tragische Situation sollte nicht durch eine andere Tragödie fortgesetzt werden», sagt sie.
«Keine Hündchenmörderin als Stellvertreterin»Noem wuchs auf einer Farm auf. 1994 kam ihr Vater bei einem Landmaschinenunfall ums Leben. Sie verliess das College mit 23 und übernahm die Farm sowie ein Jagdgasthaus auf der Familienranch. Im selben Jahr kam auch ihr erstes Kind zur Welt.
Nach acht Jahren im Repräsentantenhaus wurde sie 2019 Gouverneurin von South Dakota. Zu landesweiter Bekanntheit brachte sie es während der Covid-19-Pandemie, als sie sich weigerte, eine Maskenpflicht zu verordnen. South Dakota galt als Gliedstaat mit den wenigsten Restriktionen.
Die dreifache Mutter profilierte sich schon als Abgeordnete als feurige Verteidigerin der Familienwerte und der traditionellen Ehe, die sie immer explizit als «spezielle, gottgegebene Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau» definiert. Sie ist gegen die Anerkennung der gleichgeschlechtlichen Ehe. Medien wie «Vanity Fair» sagen ihr seit Jahren eine aussereheliche Beziehung mit dem früheren Trump-Berater Corey Lewandowski nach, was sie bestreitet.
Noem hat nun offenbar nicht nur ihre Hündin, sondern auch ihre Chancen, dereinst Vizepräsidentin zu werden, gekillt. Trump sei verstört über die Geschichte, sagte jemand aus dessen Team gegenüber der Zeitung «New York Post». «Trump ist zwar nicht unbedingt ein Hundeliebhaber», sagte die Person weiter, «aber er weiss, dass er keine Hündchenmörderin als Stellvertreterin wählen kann.»