Kings of Leon beim Lido Sounds: Die beste Rockband, die fast fürs ...

2 Tage vor

Beim Lido Sounds Festival in Linz gelang es den verspäteten Kings of Leon, verlorene Zeit wieder gut zu machen. Und die gut gelaunten Kooks lobten sogar die Toiletten.

Der erste Tag des Lido Sounds hatte noch wenig von Festival. Auf der zweiten Bühne, heuer größer als bei der Premiere vergangenes Jahr, wurde noch eifrig herumgeschraubt. Man muss sich erst eingrooven hier am Gelände des Urfahranermarkts am nördlichen Donauufer von Linz. Das gilt auch für die Bankomatkassen, die ständig ausfielen. Der Donnerstag war eine Art sanfter Start. „Infinity Opening-Day“ nennen ihn die Veranstalter. Wobei die Unendlichkeit in Linz ihr Ende hat: Um 23 Uhr muss Schluss sein, die Anrainer wollen ihre Ruhe. Dabei hielt sich die Kakophonie in den Straßen rundherum in Grenzen. Es wurde ja auch nur eine Bühne bespielt (Tagespreis: rund 120 Euro für fünf Bands; das Linzer House- und Dance-Duo fiel wegen Regens aus).

Die Headliner reizten die Sperrstunde aus. Die Kings of Leon sollten eigentlich schon um 22:45 Uhr aufhören, überzogen aber, denn sie waren auch eine halbe Stunde zu spät gekommen. Warum, blieb ungeklärt. Das Familienquartett aus Tennessee, bestehend aus den drei Brüdern Caleb, Jared und Nathan Followill sowie deren Cousin Matthew Followill, live ergänzt um zwei Musiker, war einmal auf dem besten Wege, eine Stadionrockband zu werden. Diesen Sprung vollzogen haben sie nie. Was nicht an der Musik liegt – vielschichtiger, tendenziell schwermütiger Rock, der an die Siebzigerjahre erinnert. Sänger Caleb fremdelt auch nach mehr als 20 Jahren mit der Rolle des Entertainers, den es auf XL-Bühnen braucht.

Im Eiltempo preschte die Band durch die ersten Songs, ohne das Publikum zu begrüßen oder anzufeuern. Das ist Caleb Followills Sache nicht, trotz seines Wanderprediger-Vaters. Mit seinem beigen Ledergilet, grauen Hosen und adretten Kurzhaarschnitt wirkte der Sänger eher, als käme er vom Familien-Barbecue. Erst nach dem wohl bekanntesten Lied der Band, dem Erotik beschwörenden „Sex on Fire“, wandte er sich ans Publikum – mit einer Entschuldigung: Man habe einen Mordaufwand betrieben, um hierher zu kommen. Darum beeile man sich nun, „um so viele Songs zu spielen wie möglich.“ Überhaupt wirkte er gelöster, nachdem die Band den alten Hit gleichsam aus dem Weg geräumt hatte. Die Mimik wurde entspannter, die prägnante, aber anfangs seltsam leise abgemischte Stimme changierte fester zwischen ölig und krächzend.

Kein Karaoke mit neuen Songs

Viele Besucher (13.000 waren es laut Veranstalter) waren wohl wegen der Hits gekommen. Aber die Kings of Leon haben ein gutes neues, erst im Mai veröffentlichtes Album („Can We Please Have Fun“) mit einem großen Song, dem erstaunlich gut gelaunten „Nowhere To Run“. Die Band will ihr frisches Material spielen – und das tat sie auch. Texschnipsel wurden auf den großen Screens eingeblendet, zum Karaoke taugten sie nicht. Die großen Best-of-Setlits in Stadien überlassen die Kings of Leon anderen. Freilich, die alten Songs überzeugen immer noch: In keinem Lied der Nullerjahre fällt die Spannung kurz vor dem Refrain so schön wie in „Revelry“. Als würde man ausatmen. Jared Followills genialer Bass in „Closer“ ist einzigartig, und als letztes Hurra gab es das hymnische „Use Somebody“ – samt Publikumschor. Mit einem „God bless you“ entließ Caleb zu Zuhörerschaft in die Nacht.

„Ein großartiges Festival! Ihr habt fantastische Toiletten hier. Das macht schon viel aus. Das Essen ist auch wirklich gut.“ lobte Kooks-Sänger Luke Pritchard

„Ein großartiges Festival! Ihr habt fantastische Toiletten hier. Das macht schon viel aus. Das Essen ist auch wirklich gut.“ lobte Kooks-Sänger Luke Pritchard  APA/Tobias Steinmaurer

Heim ging ein Gutteil noch nicht, viele stellen sich bei den Bars in die Schlangen für ein Fluchtachterl. Sperrstunde ist relativ. Die gute Laune des Publikums dürfen auch die Kooks aus England für sich verbuchen, die (ebenfalls mit Verspätung) vor den Kings of Leon spielten. Fröhlich drauf der Indie-Pop, charmant der Sänger: „Lebt im Moment“, gab Luke Pritchard als Motto aus. Viele ihrer Songs finden Magie im einfachen Leben. Es genügt, sich am Strand zu verlieben („Seaside“) oder eine funtionierende Beziehung zu haben („Westside“). Gut kam auch der noch unveröffentlichte Song „Sunny Baby“ an.

Auch abseits der Bühne gab sich der Brite bescheiden: „Ihr habt fantastische Toiletten hier. Das macht schon viel aus. Das Essen ist auch wirklich gut“, sagte er der APA über das Festival. Das wird übrigens auch nächstes Jahr wieder stattfinden, vom 27. bis zum 29. Juni 2025. Dabei sind Annenmaykantereit, Beatsteaks und Mira Lu Kovacs.

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