Erstmals in der Geschichte seines Landes hat der Diktator das Ziel einer „friedlichen Wiedervereinigung“ mit dem Süden aufgegeben. Laut führenden Experten ist die Gefahr eines militärischen Konflikts auf der koreanischen Halbinsel so groß wie seit Jahrzehnten nicht mehr.
Wer Kim Jong-uns Drohgebärden über die Jahre verfolgt, fühlt sich unweigerlich an einen sprichwörtlichen Hund erinnert, der zwar regelmäßig bellt, aber schlussendlich doch nicht zubeißt. Doch was Nordkoreas Machthaber dieser Tage von sich gibt, geht über Säbelrasseln hinaus: Einige der führenden Experten glauben, dass Nordkoreas Diktator Kim Jong-un sein Land gerade auf einen Krieg einschwört. Denn er hat die friedliche Vereinigungspolitik seines Großvaters, Staatsgründer Kim Il-sung, über Bord geworfen: Südkorea solle per Verfassung „Feindstaat Nummer eins“ genannt und im Ernstfall „vollständig besetzt“ werden. „Wir wollen keinen Krieg, doch haben wir auch nicht die Absicht, ihn zu vermeiden“, sagte er.
Noch 2017 dominierte Nordkoreas Armee mit Raketentests weltweit die Schlagzeilen. Doch nun hat die internationale Staatengemeinschaft gefühlt dringlichere Probleme. Dementsprechend wurden Kims Waffentests nur mehr als Hintergrundrauschen wahrgenommen. Selbst als Pjöngjang Anfang Jänner Hunderte Artilleriegranaten nahe der innerkoreanischen Seegrenze abschoss, war dies in vielen Zeitungen nur eine Randnotiz wert.