Wirtschaft: Kika/Leiner-Pleite: „Immer mehr Kunden aggressiv“

17 Stunden vor
Kika/Leiner

Wirtschaft

Es komme immer öfter vor, dass Kunden gegenüber der Belegschaft aggressiv werden, wurde Mittwoch bei der Betriebsversammlung im Salzburger Möbelhaus von Kika/Leiner bekannt. Die Handelskette ist – wie mehrfach berichtet – insolvent. Der ÖGB ersucht darum, nicht die Angestellten dafür verantwortlich zu machen.

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Der Salzburger Betriebsratsvorsitzende Johann Schlager sagt, die Situation sie für alle Beteiligten schwierig: „Ich kann Unmut verstehen, wenn Kunden auf ihre Ware oder Anzahlung warten. Aber man sollte das bitte nicht an den Mitarbeitern auslassen. Die können nämlich wirklich nichts dafür.“

„Ärger nicht an Belegschaft auslassen“

Die Belegschaft von Kika/Leiner wurde Mittwochvormittag über ihre Rechte informiert. Ein Teil habe das Weihnachtsgeld schon bekommen, bei einigen sei das noch offen, so Gewerkschafter Schlager: „Die Lage ist für alle sehr schlimm bis katastrophal. Wir haben zum Beispiel auch ein Ehepaar, die beide bei uns arbeiten und nun ihre Jobs verlieren sollen."

Noch sei nicht klar, wann die Angestellten ihren letzten Arbeitstag haben sollen. Der Betriebsrat geht von Ende Jänner aus. Sobald der Schließungsbeschluss der Filiale vorliege, werde man wieder eine Betriebsversammlung abhalten, hieß es Mittwochvormittag.

Werden bestellte Waren noch geliefert?

Ob Kunden die Waren aus ihren Bestellungen noch erhalten oder ihre Anzahlungen im Konkursverfahren bei Gericht anmelden müssen, das soll bis Freitag feststehen.

Die Gehälter der Mitarbeiter würden bis zum Ablauf der Kündigungsfrist aus dem Insolvenzentgeltfonds bezahlt, informierte die Gewerkschaft die Belegschaft. Deshalb solle man auf keinen Fall vorzeitig kündigen oder irgendwelche Verträge unterschreiben, warnt Michael Hofer, Salzburger Regionalsekretär der Gewerkschaft der Privatangestellten.

Zwei Drittel der Kunden ohne Auszahlungsgarantie

Aus der Sicht von Konsumenten beschert der Konkurs auch der Salzburger Arbeiterkammer viele Anfragen. Bei Anzahlungen, die bereits getätigt wurden, gebe es zwei Möglichkeiten, Geld zurückzubekommen, sagt AK-Konsumentenschützer Thomas Flöckner.

„Wenn ich die Anzahlung mit Kreditkarte oder Debitkarte geleistet habe, besteht die Möglichkeit der Kreditkartenfirma oder der Bank ein Charge-Back-Verfahren einleiten zu lassen. Dabei handelt es sich aber eher um eine Rückerstattung im Kulanzbereich auf die man keinen Rechtsanspruch hat“, so Flöckner.

Bei Verträgen, wo eine Anzahlung zu leisten war mit einem Einzahlungsschutz, sollten die Kunden ihr Geld dagegen laut Konsumentenschutz zurückerhalten. Zwei Drittel aller Kika/Leiner-Kunden haben aber keine solchen Anzahlungsgarantien.

„Schotter-Schutz“ dürfte wirken

Konkrete Hoffnung, ihr Geld wiederzusehen, dürfen sich schon jetzt jene Kunden machen, die den „kikaLeiner Schotter-Schutz“ in Anspruch genommen haben, schreiben die „Salzburger Nachrichten“ und die „OÖN“ am Dienstag.

Schätzungsweise 10.000 bis 20.000 Menschen sollen bundesweit der Möbelhandelskette Anzahlungen geleistet haben, schreiben die „SN“. Zahlen dazu wollte Insolvenzverwalter Volker Leitner nicht nennen: „Ein Insolvenzverfahren ist bekanntermaßen kein öffentliches Verfahren. Ich ersuche daher um Verständnis, dass ich als Insolvenzverwalter auch nicht befugt bin, darüber Auskünfte zu erteilen.“

Rat der Arbeiterkammer für Kunden

Auch ob Kunden die bestellte Ware oder ihr Geld zurückbekommen, werde der Insolvenzverwalter entscheiden, heißt es. Ob ein Insolvenzverwalter in Verträge einsteige, sei davon abhängig, ob er sich Gewinn verspreche, sagt Christiane Denkmaier von der Abteilung Konsumentenschutz der Arbeiterkammer Oberösterreich. Wird die Bestellung doch noch geliefert, rät die Konsumentenschützerin zur Vorsicht: Bei sichtbaren Mängeln oder wenn die Lieferung unvollständig ist, seien Kunden dazu berechtigt, die noch offene Zahlung zurückzuhalten, bis der Vertrag erfüllt wurde.

Was die Mitarbeiter und ihre Gehaltszahlungen betrifft, springt der staatliche Insolvenzentgeltfonds (IEF) ein. Laut IEF wird die Auszahlung der offenen Gehälter von Kika/Leiner-Mitarbeitern in den nächsten sieben Tagen stattfinden, schreiben die „OÖN“.

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