Sanierung gescheitert: Kika/Leiner nun in Konkurs

11 Stunden vor

Sanierung gescheitert

Die Sanierung der insolventen Möbelkette kika/Leiner ist gescheitert. Am Mittwoch gab der Insolvenzverwalter per Aussendung bekannt, dass der Sanierungsplan vom Unternehmen zurückgezogen worden sei. Damit wird das Insolvenzverfahren nun zu einem Konkursverfahren. Betroffen sind auch über 1.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und zahlreiche Kundinnen und Kunden.

Kika - Figure 1
Foto ORF

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Der Insolvenzverwalter, der St. Pöltner Rechtsanwalt Volker Leitner, nannte in der Aussendung keine Gründe. Der Kreditschutzverband von 1870 (KSV1870) hielt in einer Aussendung aber fest, dass es dem Unternehmen nicht gelungen sei, einen Investor zu finden. Bereits bei Insolvenzeröffnung habe kika/Leiner kommuniziert, dass die im Sanierungsplan angebotene Sanierungsplanquote von 20 Prozent nur durch den Einstieg eines Investors zu stemmen sei, so der KSV1870.

„Das bedeutet, dass am Ende eines strukturierten Verwertungsprozesses die noch bestehenden 17 Filialen zu schließen sein werden und somit auch 1.350 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ihren Job verlieren“, so der Gläubigerschutzverband.

Angesichts dessen sprach sich GPA-NÖ-Geschäftsführer Michael Pieber im Ö1-Mittagsjorunal für eine Arbeitsstiftung aus, an der sich auch die öffentliche Hand beteiligen sollte. Eine Arbeitsstiftung würde eine berufliche „Neuorientierung“ erleichtern, so der Gewerkschafter, wenngleich er davon ausgehe, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Möbelkette „gute Chancen am Arbeitsmarkt“ hätten. Sie seien „sehr, sehr gut ausgebildet“.

Kika/Leiner muss Konkurs anmelden

Die angeschlagene Möbelkette kika/Leiner hat nun doch Konkurs angemeldet und ihren ursprünglichen Sanierungsplan zurückgezogen. Alle Filialen in Österreich müssen geschlossen werden, damit verlieren auch alle 1.350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihren Job.

Kundenaufträge werden geprüft

Laut Aussendung des Insolvenzverwalters endet nun die Verwertungssperre des Sanierungsverfahrens. Der vorhandene Warenbestand werde ab jetzt abverkauft. Wann die verbliebenen 17 Filialen schließen, ist noch offen. Es könnte schon Ende Jänner so weit sein. Wie es mit den vielen noch offenen Kundenaufträgen weitergehe, prüft der Insolvenzverwalter derzeit mit einem Team. Ende der Woche soll diese Prüfung zum großen Teil abgeschlossen sein. Kundinnen und Kunden würden in einem eigenen Schreiben am 9. Dezember über das Ergebnis der Prüfung informiert werden, schrieb Leitner.

Welche Aufträge noch erfüllt werden können, ist die eine Frage; was mit den von Kundinnen und Kunden geleisteten Anzahlungen passiert, die andere. Für einen Teil bestehe „aufgrund ordnungsgemäß abgeschlossener Anzahlungsgarantien ein Aussonderungsrecht“, so der Insolvenzverwalter. Das bedeutet, dass die Anzahlungen nicht zur Insolvenzmasse gerechnet werden, sondern direkt rückerstattet werden können.

„Viele Härtefälle“ bei geschädigten Kunden

Laut Leitner gibt es allerdings „eine große Anzahl an geschädigten Kunden als Gläubiger, deren Anzahlung aufgrund der insolvenzrechtlichen Bestimmungen nicht rücküberwiesen werden“ dürfe. Betroffene Kunden können ihre Anzahlungen als Konkursforderungen im Insolvenzverfahren beim Landesgericht St. Pölten anmelden.

Auf der Homepage des Unternehmens werde am 9. Dezember eine Seite eingerichtet, die darüber informiert, wie die Forderungsanmeldung eingebracht werden kann. „Es musste festgestellt werden, dass bei den geschädigten Kunden viele Härtefälle gegeben sind. Leider sieht das Insolvenzrecht dafür keine Ausnahmen oder Spielräume vor“, so Leitner.

Appell zu korrektem Umgang mit Mitarbeitern

Am Ende des Schreibens ging der Insolvenzverwalter auf die Lage der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von kika/Leiner ein. Diese verlieren mit dem Konkurs nicht nur ihre Jobs, sie waren laut Leitner in den vergangenen Wochen oftmals auch Ziel des Kundenzorns.

„Ich ersuche daher als Insolvenzverwalter, den – für alle verständlichen – Unmut nicht gegenüber Mitarbeitern des Unternehmens zum Ausdruck zu bringen, wie es in den letzten Tagen leider öfters festgestellt werden musste“, so Leitner. Den Mitarbeitern könne kein Vorwurf für diese Situation und den Eintritt der Zahlungsunfähigkeit des Unternehmens gemacht werden. „Sie sind vielmehr selbst als Geschädigte betroffen.“

Jahrelange Fahrt durch Turbulenzen

Mit dem nunmehrigen Konkurs kommt für das Unternehmen eine jahrelange turbulente Entwicklung zu einem Ende. Innerhalb von zehn Jahren kam es zu drei Eigentümerwechseln. 2013 erwarb die südafrikanische Steinhoff-Gruppe von der damaligen Eigentümerfamilie Koch den heimischen Möbelriesen.

Damals war kika/Leiner mit rund 7.500 Beschäftigten an 73 Standorten in Österreich und Osteuropa sowie einem Umsatz von 1,2 Milliarden Euro der zweitgrößte Möbelhändler Österreichs nach XXXLutz. Steinhoff verkaufte 2018 in einem Notverkauf die Möbelkette an die Signa-Gruppe.

2023 ging das operative Geschäft an Hermann Wieser, es folgten die Insolvenz und das Sanierungsverfahren. Der umtriebige Manager Wieser ging seit der Übernahme auf Tauchstation. Aus Unternehmenskreisen hieß es noch im Frühjahr 2024, dass Wieser die Möbelkette als Langzeitinvestment betrachte. Selbst äußerte er sich öffentlich bisher nicht dazu.

Der Konkurs von kika/Leiner wird die Konzentration im heimischen Möbelhandel weiter erhöhen. Laut dem Marktforscher RegioData hat XXXLutz schon heute einen Marktanteil von 34 Prozent, gefolgt von Ikea mit 19 Prozent. Die geschrumpfte Möbelkette kika/Leiner kam zuletzt auf eine Marktabdeckung von 13 Prozent.

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