Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat FPÖ-Chef Herbert Kickl zum Vieraugengespräch in der Hofburg empfangen. Der Wahlsieger ging mit „positiven Erwartungen“ in das Treffen .
Herbert Kickl kennt die Räumlichkeiten. Hier, in der Präsidentschaftskanzlei im leopoldinischen Trakt der Hofburg, war er 2017 vom Bundespräsidenten als Innenminister angelobt worden. Zwei Jahre später hatte ihn derselbe Bundespräsident auf Wunsch des damaligen Kanzlers Sebastian Kurz (ÖVP) wieder aus seinem Regierungssamt entlassen. Kickl nahm es beiden, also der ÖVP und dem Bundespräsidenten, bitter übel.
Am Freitag war es dann abermals Alexander Van der Bellen, der Kickl zum Gespräch in die Hofburg, in sein Büro hinter der berühmten roten Tapetentür, bat. Der Präsident will die Chefs aller fünf Parlamentsparteien treffen, Kickl hat mit der FPÖ nun einmal die Wahl gewonnen, darum war er als erster an der Reihe.
Bundespräsident Alexander Van der Bellen und FPÖ-Chef Herbert Kickl APA / Helmut Fohringer
Wer bekommt Regierungsbildungsauftrag?Er erschien förmlich wie selten, mit dunkelblauer Krawatte und weißem Stecktuch, zum Termin, schüttelte dem Bundespräsidenten – den er bekanntlich einst eine „senile Mumie“ genannt hatte – freundlich die Hand und ließ sich von Van der Bellen den Vortritt in dessen Büro lassen. Er habe positive Erwartungen an den Termin, sagte Kickl zu den versammelten Journalisten.
Das Gespräch selbst fand unter vier Augen statt und dauerte mit eineinhalb Stunden jedenfalls länger als geplant, der Termin war offiziell für eine Stunden angesetzt. Zum Inhalt war nicht viel zu erfahren, der Bundespräsident wolle mit Äußerungen warten, bis er auch die anderen Parteichefs gesprochen habe, hieß es. Auf „Presse“-Anfrage sprach man in der Hofburg lediglich von einer „korrekten Atmosphäre“. Kickl wird heute, Samstag, ein Statement zu dem Gespräch abgeben.
Im Vorfeld des Termins hatte er, der Van der Bellen in der Vergangenheit oft und heftig kritisiert hatte, davon gesprochen, dass es durchaus Gemeinsamkeiten zwischen ihm und dem Bundespräsidenten gebe, auf denen man aufbauen könne. Ihm seien Demokratie und Menschen- sowie Grund- und Freiheitsrechte ebenso wichtig wie Van der Bellen. Für Kickl geht es um viel – ob Van der Bellen ihn gegebenenfalls als Regierungsmitglied oder gar Kanzler angeloben würde, ist offen.
Kommende Woche wird der Bundespräsident nun die weiteren Parteichefs treffen. Am Montag wird er Gespräche mit ÖVP-Chef und Bundeskanzler Karl Nehammer sowie SPÖ-Chef Andreas Babler führen, am Dienstag mit Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger und Grünen-Chef Werner Kogler. Die Reihenfolge richtet sich dabei nach der Stimmenstärke der Parteien bei der Nationalratswahl. (eho)