Wie's Kickl gefällt - dieSubstanz.at

25 Tage vor

BERICHT. Mit der inseratenabhängigen Gratiszeitung „Heute“ kann der FPÖ-Chef, der möglicherweise schon bald Kanzler sein wird, zufrieden sein.

FPÖ-Chef Herbert Kickl und die Medien. Auf den ORF hat er jetzt einmal den Peter Westenthaler als Stiftungsrat ebendort losgelassen. Interviews gibt er im Übrigen selten. Wozu auch: Er hat sich eine eigene Welt aufgebaut, kann über Facebook und FPÖ TV und Co. Leuten, die ihm wichtig sind, mitteilen, was ihm wichtig ist. Also ungestört.

Zumindest die inseratenabhängige Gratiszeitung „Heute“ ist ganz offensichtlich dabei, sich mit dieser Welt zu arrangieren. Während Vorstellungen des SPÖ-Vorsitzenden Andreas Babler etwa einer harten Beurteilung unterzogen werden („Nur Träume?“), darf Kickl vermeintliche „Knaller“ abfeuern. Zum Beispiel jenen, dass er den Kanzleranspruch erhebt, wenn er mit seiner Partei erster wird bei der Nationalratswahl.

Oder er darf kundtun, dass Bablers Vorstellungen zu Asyl „im wahrsten Sinne des Wortes grenzenlos dumm“ seien. Wobei er dann Stichwörter wie jene geliefert bekommt: „Was ist Ihr Ziel in der Asylpolitik?“ Als hätte er sich noch nie dazu geäußert. Als wolle man ihm einfach Platz im redaktionellen Teil zur freien Verfügung einräumen.

Über die SPÖ sei Kickl „entsetzt“, ist „Heute“ zu entnehmen. Es ist kaum zu glauben. Jedes Kind weiß, dass er sich entsetzt gibt, um den Wählerinnen und Wählern etwas vormachen zu können. Das wäre ein kleiner, aber feiner Unterschied, der journalistisch herausgearbeitet werden könnte.

„Sind Sie ein Freund Putins?“ Na, was wird er antworten. Zumal er keine Folgefrage zu befürchten hat, die ihn vorsichtig werden lassen müsste. „Und der Öxit, Herr Kickl, können Sie den ausschließen?“ Antwort: „Der Öxit ist nichts, was wir anstreben, aber auch nichts, was man auf alle Zeiten ausschließen kann.“ Daraus hätte man eine Schlagzeile basteln können: „Kickl lässt Öxit offen“.

Die Gratiszeitung „Heute“ ist wie erwähnt inseratenabhängig. Geld für Werbung fließt nicht nur, sehr stark aber auch von öffentlichen Stellen. Auf Basis geltender Gesetze wurden von Mitte 2012 bis Ende 2023 knapp 150 Millionen Euro für die Zeitung (inkl. heute.at) gemeldet. Das ist der Seite medien-transparenz.at zu entnehmen. 40,2 Millionen Euro kamen von der Stadt Wien, 33,4 Millionen von der Bundesregierung, also dem Kanzleramt und allen Ministerien.

Auffallend: Sogar nominell sind die Mittel, die von der Stadt Wien und der Bundesregierung kommen, 2023 so niedrig gewesen in einem ganzen Jahr wie noch nie seit Aufzeichnungsbeginn Mitte 2012. Bei der Stadt Wien waren es 2,2, bei der Bundesregierung 1,6 Millionen Euro.

Unter Verantwortung von Kickl als Innenminister 2018/19 flossen allein von diesem Ressort etwas mehr als 600.000 Euro an „Heute“ (inkl. heute.at). Wobei: Unter seinem Vorgänger Wolfgang Sobotka hatte es sich in einem ähnlichen Zeitraum mit einer halben Million Euro um kaum weniger gehandelt. Das ist ein Hinweis darauf, dass er schon in dieser Funktion ein System der Willkür vorgefunden hat, das er nur weiterführen musste. Und das er natürlich auch als Bundeskanzler weiterführen könnte. Es ist jedenfalls angerichtet für ihn.

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