Kickl gegen Nehammer: Derby rechts der Mitte ohne Härte

gestern

Mehr Gespräch als Streit: Karl Nehammer (ÖVP) und Herbert Kickl (FPÖ).  APA / ORF / Roman Zach-Kiesling

Kickl - Figure 1
Foto DiePresse.com

Es war mehr ein Abtasten im Hinblick auf mögliche Koalitionsverhandlungen: Herbert Kickl attackierte weniger die ÖVP an sich als vielmehr die Koalitionspartner, die sich die Volkspartei ausgesucht habe bzw. aussuchen könnte.

Es gäbe viele Gemeinsamkeiten – von der Migrations- bis zur Wirtschaftspolitik. Doch von Gemeinsamkeiten war zu Beginn noch nicht die Rede. Herbert Kickl warf Karl Nehammer gleich einmal den „totalitären Ausnahmezustand“ zu Corona-Zeiten vor. Karl Nehammer räumte Fehler ein, warf Kickl aber seinerseits vor, mit der Angst Politik zu machen. Kickl habe sich radikalisiert. Mit seinen Verschwörungstheorien, denen zufolge Davos und WHO die Weltherrschaft übernehmen wollten.

Herbert Kickl wollte gar nicht mehr aufhören, über die Pandemie – das Thema hatte auch er in die Debatte eingebracht – zu reden. Die Absicht war klar. Nehammer versuchte dagegen zu halten: Man habe nach bestem Wissen und Gewissen zu handeln. Herbert Kickl sei nur am Spielfeldrand gestanden – und habe mit Ängsten gespielt.

Doch dann folgten überraschend konfrontationsfreie Sequenzen. Herbert Kickl gab sogar den Umweltschützer – mit einer Spitze gegen die Grünen: gegen Bodenversiegelung, vor allem beim Windradbau. Gegen Kickls Angriff auf die „sektiererische“ Leonore Gewessler hatte Nehammer nichts einzuwenden. Der Kanzler pochte auf den Hausverstand im Spannungsfeld der Umwelt- und Energiepolitik. Auch in der Kritik an der EU in diesem Bereich war man sich einig. Kickl kritisierte zeitweilig weniger die ÖVP an sich, als vielmehr deren Koalitionspartner, die Grünen. Und auch den möglichen Koalitionspartner der ÖVP, die SPÖ.

ÖVP und FPÖ kämpfen um den Platz rechts der Mitte. Es war über weite Strecke ein Match ohne Härte am Montagabend, sogar im Ton ruhig, verbindlich, sachlich. Es war ein Gespräch, kein Streit. Anders als es zu erwarten gewesen wäre. Dass die beiden Parteien nach dem Wahltag wieder zueinander finden, ist nicht auszuschließen. Nach diesem Abend noch weniger. Denn es gäbe viele Gemeinsamkeiten – von der Migrations- bis zur Wirtschaftspolitik.

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