Gladbach-Profi feiert Debüt Einen „Freigeist“ wie Stöger gibt es in Österreich selten

Ljubljana · Jeder Spieler, den Österreich am Freitag in Slowenien einsetzte, hat mindestens eine Station in Deutschland in der Vita stehen. Gladbach Kevin Stöger ging sogar schon mit 16 Jahren ins Nachbarland. Ein „Ausnahmespieler“ ist der spätberufene Debütant jedoch aus anderen Gründen.

Kevin Stöger von Borussia Mönchengladbach hat sein Debüt für Österreich gefeiert.

Foto: dpa/David Inderlied

Zeljko Vukovic war 39 Jahre alt, als er im September 2001 ein paar verpasste Anrufe auf dem Handy hatte. „Ich dachte, es macht einer einen Schmäh mit mir“, erzählt der Abwehrspieler im Anschluss. Doch es war Österreichs damaliger Bundestrainer Otto Baric, der ihn für ein Länderspiel in Israel nominieren wollte. Das Land hatten kurz vor Terroranschläge erschüttert und neun Spieler aufgrund von Sicherheitsbedenken ihre Teilnahme abgesagt. So wurde Vukovic der älteste Debütant in der österreichischen Nationalmannschafts-Geschichte.

Gladbachs Stöger für Bremens Schmid eingewechselt

Nun hat Kevin Stöger weder besondere Umstände noch 39 Jahre benötigt, um erstmals für sein Land aufzulaufen. Doch ein Debüt mit 31 ist ebenfalls speziell: Am Freitagabend beim 1:1 in der Nations League in Slowenien war es so weit – in der 82. Minute kam Stöger für Romano Schmid von Werder Bremen ins Spiel. Auch Gladbachs neuer Strippenzieher in der Offensive konnte nicht mehr helfen, den Siegtreffer zu erzielen. „Ich bin glücklich einerseits, aber andererseits ist es ein wenig traurig, dass wir nur Unentschieden gespielt haben“, sagte Stöger.

Für einen, der Ronaldinho oder Xavi sein Vorbild nennt, war der Rasen in Ljubljana allerdings ein erhebliches Hemmnis. „Ich bin immer sehr ehrlich und kritisch mit meiner Mannschaft, aber die Platzverhältnisse waren eine Vollkatastrophe“, sagte Trainer Ralf Rangnick. „Zu dieser Jahreszeit ist das schon sehr ungewöhnlich.“ Stöger hatte den Bundestrainer, als Jugendlicher ein großer Borussia-Fan, mit seinen ersten Leistungen in Gladbach endlich überzeugt. Viele Beobachter hätten ihn aufgrund seiner überragenden Saison für den VfL Bochum bereits mit zur Europameisterschaft genommen.

Und so wie Österreich im EM-Achtelfinale gegen die Türkei – vergeblich – an- und einem Rückstand hinterherrannte, wären Stögers Fähigkeiten gewiss gefragt gewesen. „Natürlich war ich enttäuscht. Das ist normal, vor allem, wenn man Leistung bringt“, hatte er vor seinem Debüt unter der Woche gesagt. Er sei jedoch „absolut nicht kritisch oder nachtragend“ gewesen. „Ich habe im letzten Drittel enorme Qualität. Man kann mich bei jedem Spielstand reinbringen“, betonte Stöger.

Kevin Stöger ist in Österreich eher die Ausnahme

In einer Hinsicht entspricht er dem typischen Nationalspieler in Österreich: Alle 14 Spieler, die in Slowenien zum Einsatz kamen, haben mindestens eine Station in Deutschland in der Vita stehen. In anderen Belangen ist Stöger jedoch eher die Ausnahme, wie Ex-Gladbach-Profi Max Wöber anmerkte: „Wir haben viele Spieler aus der Red-Bull-Schule, die sind sehr geradlinig. Kevin ist eher ein Freigeist.“

Wiederum neun Profis hatten am Freitag RB-Vergangenheit oder stehen gegenwärtig in Salzburg oder Leipzig unter Vertrag. Stöger dagegen verließ die Heimat bereits mit 16 Jahren und wechselte in die Jugend des VfB Stuttgart. Mittlerweile hätte er einen deutschen Pass beantragen können und sein Glück beim DFB versuchen können (wenngleich die Chancen wohl nicht besser gewesen wären).

Aber das Warten hat sich gelohnt, und wenn Rangnick beim Abschlusstraining in Oslo feststellen sollte, dass der Rasen in guten Zustand ist, dann ist ein Startelfeinsatz für Stöger bestimmt noch mehr eine Überlegung wert.