Karin Kneissl wird Wladimir Putins Tigerbotschafterin

3 Sep 2024

Archivbild vom 12. März 2019 von Karin Kneissl, damals noch als Außenministerin Österreichs zu Besuch in Moskau. Mittlerweile wohnt sie in Russland. APA / AFP / Yuri Kadobnov

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Die ehemalige österreichische Außenministerin wurde vom russischen Präsidenten Wladimir Putin beauftragt, sich für den Schutz der Sibirischen Tiger in Russland zu kümmern. Kneissl soll schon mehrmals Geldspenden einem Naturreservat zukommen haben lassen.

Die ehemalige österreichische Außenministerin hat einen neuen Job. Wie die staatliche Nachrichtenagentur RIA berichtet, hat sie der russische Präsident Wladimir Putin zur Botschafterin für den Schutz von Sibirischen Tigern (auch als Amurtiger bekannt) ernannt. Diese Tiere gelten in Russland als bedroht.

Kneissl unterstütze künftig den Generaldirektor des Amurtiger-Zentrums, Sergej Aramilew, bei internationalen Angelegenheiten, sagte dieser gegenüber RIA beim Eastern Economic Forum in Wladiwostok.

Die tierliebende Ex-Außenministerin setzte sich zuletzt in Russland für den Erhalt des stark gefährdeten Sibirischen Tigers ein. Laut einem Bericht des russischen Staatsmediums „Sputnik“ vom September 2023 spendete Kneissl zu diesem Zweck dem Laso-Naturreservat dreimal jährlich 500.000 Rubel (knapp 4800 Euro). Nun habe man „eine andere Phase der Zusammenarbeit“ erreicht, wird Aramilew zitiert. Er hoffe, Kneissl würde bald Gelegenheit haben, das Schutzgebiet zu besuchen - „vielleicht noch vor Jahresende“.

Der Lebensraum des Sibirischen Tigers ist heute fast auf das Gebiet an der russischen Südostküste nahe den Grenzen zu Nordkorea und China beschränkt. Rund 500 Exemplare soll es dort noch geben.

Kneissl war Außenministerin in der türkis-blauen Regierung von Ende 2017 bis Juni 2019. Dann kam das Ibiza-Video. In den rund eineinhalb Jahren in der Regierung machte sie sich international einen Namen - vor allem dank ihres Tanzes mit - und Knicks‘ vor - ihrem Hochzeitsgast Putin. Nach ihrem Ausscheiden aus dem Amt und seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine rückte Kneissl immer mehr an die Seite Russlands. Sie trat in russlandfreundlichen Medien oder auf russischen Wirtschaftsevents als Putin verteidigende Expertin auf. Nun arbeitet Kneissl auch offiziell für das russische Regime.

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Kneissl lobt Putin bei vielen Gelegenheiten

Auf russische Einladung war Kneissl Ende Juli etwa auch im Sicherheitsrat der Vereinten Nation in New York aufgetreten. Die Ex-Politikerin, die aus Russland per Video zugeschalten war, warnte vor den Auswirkungen westlicher Waffenlieferungen an die Ukraine für Europa. Im österreichischen Außenministerium sah man den Auftritt im Zusammenhang mit einem „Sommerloch“ in Russland.

Lob äußerte die nach Russland übersiedelte Ex-Politikerin für die ungarische Regierung, die als „einsame Stimme in Europa“ für ein Stopp von Waffenlieferungen an die Ukraine eintrete. „Als ein Nachbar ist sich Budapest bewusst, dass Ex-Kämpfer ihr Metier wechseln und nach Ende der Schlacht auf großen Niveau mit Waffen handeln könnten“, sagte Kneissl.

Kneissls Video-Rede vor den Vereinten Nationen am 25. Juli 2024. 

„Es scheint, dass auch in Russland das Sommerloch angekommen ist“, hatte bereits im Vorfeld eine Sprecherin des österreichischen Außenministeriums den angekündigten Auftritt gegenüber der ukrainischen Nachrichtenagentur Ukrinform erklärt. Anders sei es nicht zu erklären, dass ein Dauergast auf „Russia Today“ und anderen vergleichbaren Medien als sogenannte „Expertin“ vor dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen spreche, hatte die Sprecherin jenes Ministeriums kommentiert, das zwischen 2017 und 2019 von Kneissl selbst geleitet worden war.

Österreichs Ex-Außenministerin Karin Kneissl hatte Putin auch gegenüber der BBC im Dezember 2023 gelobt und positionierte sich gar als Riesenfan von des russischen Präsidenten. „Er (Putin, Anm.) ist der intelligenteste Gentleman, mit Betonung auf Gentleman, und ich habe einige getroffen“, erklärte Kneissl. Sie verglich den russischen Präsidenten im Interview mit dem britischen Journalisten Steve Rosenberg mit dem Idealbild eines „perfekten Gentleman“, das die britische Schriftstellerin Jane Austen in ihrem Roman „Stolz und Vorurteil“ im frühen 19. Jahrhundert gezeichnet hatte. (Red./Ag.)

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