„Das ist meine Welt!“ - Karin Kneissl auf russischem Dorffest gesichtet
„Ich habe es noch für einen Monat gebucht, danach werden wir sehen, was passiert“, wird Kneissl von russischen Medienvertretern zitiert. Zu ihrer eigenen Zukunft könne sie „nichts“ sagen. Seit wann sie sich im Dorf Petruschowo in der Region Rjasan circa 350 Kilometer südöstlich von Moskau aufhält, ist nicht klar.
Feststeht, dass Kneissl an einem neuen Buch schreibt. Ihr Thema: „Die aktuelle Situation in Europa.“ Die ehemalige Top-Diplomatin erneuerte bei ihrem Besuch eines Dorffestes ihren Vorwurf, aus der Europäischen Union „vertrieben“ worden zu sein.
Kneissl hielt Rede vor DorfbewohnernIn sozialen Netzwerken kursieren Videos ihrer Rede auf Russisch. Dabei ließ sie Dorfbewohner von Petruschowo wissen, dass sie sich „wohlfühle“ in ihrer Mitte - zwischen Hühnern, Enten und Ziegen. „Das ist meine Welt!“ Immerhin hätte sie auch in Österreich „in einem kleinen Dorf gelebt“.
Kneissl, die wegen ihrer Tanzeinlage mit Wladimir Putin im Jahr 2018 zweifelhafte Berühmtheit erlangte, warf Österreich Mitte Juni beim St. Petersburger Wirtschaftsforum Verrat an Russland vor. Sie selbst sei „eine Art Kollateralschaden“ gewesen. Damals dachte sie bereits laut über eine dauerhafte Übersiedlung nach Russland nach und kündigte die Gründung eines von ihr geleiteten Russland-Thinktanks namens GORKI an.
Österreichs damalige Außenministerin ging vor Putin in die Knie.
(Bild: APA/ROLAND SCHLAGER/APA-POOL)
GORKI stünde für „Geopolitical Observatory for Russia‘s Key Issues“. Also: Geopolitisches Observatorium für Russlands Schlüsselthemen. Das an der St. Petersburger Uni angesiedelte Zentrum werde sich mit der wirtschaftlichen Entwicklung Russlands, seiner Energieunabhängigkeit, Fragen von Migration sowie mit Diplomatie und russischer Außenpolitik beschäftigen.
Kneissl sieht sich als „politischer Flüchtling“Zuletzt wurde die Ex-Diplomatin bei Putins Afrika-Gipfel in St. Petersburg gesichtet, die sich selbst immer wieder als „politischer Flüchtling“ bezeichnet. Gerüchte, wonach der früheren Außenministerin wegen ihrer prorussischen Tätigkeiten und Aussagen die Staatsbürgerschaft aberkannt werden könnte, wies Alexander Schallenberg jüngst zurück. Es gebe „nicht die geringsten Pläne“ in diese Richtung. Der Außenminister distanzierte sich jedoch von den Äußerungen „dieser Person“.
Kneissl weiß zwar laut eigener Aussage noch nicht, wo sie nach ihrem Aufenthalt in der russischen Einöde unterkomme, beruflich hat sie hingegen in St. Petersburg - Putins Geburtsstadt - ihre neue Heimat gefunden. Die staatliche Uni informierte im Juni in einer Presseaussendung zu GORKI: „Das Zentrum verbindet das akademische Potenzial der ersten Universität Russlands mit der reichen diplomatischen Erfahrung seiner Leiterin.“
Auf die Frage, ob sie Beziehungen zu Putin unterhält, sagte Kneissl gegenüber Lokalreportern in Petruschowo, sie habe den russischen Machthaber zuletzt im Jahr 2019 persönlich getroffen.