Kamala-Harris-Rede: „Neuer Weg voran“ und Warnung vor Trump

24 Aug 2024

Kamala-Harris-Rede

US-Vizepräsidentin Kamala Harris hat ihre Nominierung als Präsidentschaftskandidatin der Demokraten offiziell angenommen. Sie kämpfe für einen neuen Weg nach vorne und wolle die „Präsidentin aller Amerikaner“ werden, sagte die 59-Jährige am Donnerstagabend (Ortszeit) am Parteitag in Chicago. Eindringlich warnte Harris vor ihrem republikanischen Herausforderer Ex-Präsident Donald Trump und sprach in diesem Zusammenhang von der „wichtigsten Wahl unseres Lebens“.

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Harris ist spät ins Rennen um das Weiße Haus eingestiegen. Erst im Juli hatte Präsident Joe Biden nach wochenlanger heftiger Debatte über seine geistige Fitness für das Amt auf seine Kandidatur verzichtet und für Harris als seine Nachfolgerin plädiert. Sie wurde von der Demokratischen Partei Anfang August in einem elektronischen Votum als Präsidentschaftskandidatin nominiert, am Dienstag wurde das Votum in einer zeremoniellen Abstimmung des Parteitags bestätigt.

Sie nehme die Nominierung „im Namen aller an, deren Geschichte nur im großartigsten Land der Erde geschrieben werden kann“, sagte Harris vor den Delegierten. Am Ende ihrer mit Spannung erwarteten Rede appellierte sie an die Wählerinnen und Wähler des gesamten politischen Spektrums, „das nächste große Kapitel in der großartigsten Geschichte, die je erzählt wurde, mitzuschreiben“.

Die Rede von Kamala Harris war der Höhepunkt des viertägigen Parteitags der Demokraten in Chicago

„In diesem Moment kämpfen wir für Amerikas Zukunft“, so Harris in der 23.500 Sitzplätze umfassenden und voll besetzten Veranstaltungshalle im United Center von Chicago. „Ich werde die Präsidentin sein, die uns vereint, die uns führt, die zuhört, die realistisch ist, die praktisch ist und einen gesunden Menschenverstand hat und immer für die Menschen in Amerika kämpfen wird“, verprach Harris.

Harris will „Präsidentin aller Amerikaner“ werden

US-Vizepräsidentin Kamala Harris hat ihre Nominierung als Präsidentschaftskandidatin der Demokraten offiziell angenommen. In einer emotionalen Rede am Parteitag in Chicago versprach sie, eine „Präsidentin aller Amerikaner“ zu werden.

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„Harris schreibt Geschichte“

„Amerika, wir schauen nicht zurück. (…) Niemand von uns muss scheitern, damit der Rest Erfolg hat. Wir gestalten einen ganz neuen Weg nach vorn.“ Die Tochter einer Inderin und eines Jamaikaners wäre die erste Frau, Afroamerikanerin und der erste Mensch mit asiatischen Wurzeln im US-Präsidentenamt. Auch mit ihrer Kandidatur schreibt Harris bereits Geschichte, wie am Freitag etwa CNN erinnerte.

Harris’ Kandidatur hat großen Enthusiasmus in der Partei entfacht. In den Umfragen liegt sie landesweit leicht vor Trump. Am nun zu Ende gegangenem viertägigen Parteitag gab es aber nicht nur viel Begeisterung für Harris, sondern auch Warnungen vor allzu viel Euphorie. Parteigranden wie die früheren Präsidenten Barack Obama und Bill Clinton stimmten die Demokraten in Chicago auf einen harten Kampf um einen Wahlsieg und auf ein enges Rennen ein.

Harris Auftritt wurde mit Spannung erwartet

Harris’ Rede in Chicago war der Höhepunkt des auch im TV und Internet live übertragenen Parteitags. In den vergangenen Tagen hatten jeweils mehr als 20 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer die Auftritte in Chicago vor den Bildschirmen verfolgt. Am Mittwoch (Ortszeit) hatte ihr Vizepräsidentschaftskandidat Tim Walz seine Nominierung offiziell angenommen und vor einer begeisterten Menge zu einer unermüdlichen Mobilisierung für Harris’ Wahlerfolg im November aufgerufen.

Pink mit „What About Us“

Harris bedankte sich in ihrer Rede bei Biden und lobte ihn für seine Erfolge. „Wenn ich an den Weg denke, den wir zusammen gegangen sind, Joe, dann erfüllt mich Dankbarkeit. Deine Leistungen sind außerordentlich – die Geschichte wird es zeigen –, und dein Charakter ist eine Inspiration.“

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Ihrem Mann Doug Emhoff machte sie eine öffentliche Liebeserklärung. „Ich liebe dich so sehr, Dougie“, sagte die 59-Jährige ganz zu Beginn ihrer Rede. Öffentliche Unterstützung erhielt Harris zuvor von ihrer Familie. Harris’ Stieftochter Ella Emhoff trat gemeinsam mit Harris’ Nichte Meena Harris und Harris’ Patenkind Helena Hudlin auf die Bühne. Ella Emhoff beschrieb ihre Stiefmutter als „geduldig“, „fürsorglich“ und eine Person, die immer für sie da gewesen sei und sie ernst genommen habe.

Zuvor traten bereits die beiden Töchter der Nichte Meena Harris auf. Die Mädchen erläuterten dem Publikum, wie man den Namen ihrer Großtante richtig ausspricht. Hintergrund ist, dass Harris’ Vorname Kamala immer wieder falsch ausgesprochen wird. Am Abschlusstag stimmten zudem die US-Popsängerin Pink und die Countryband The Chicks die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Parteitags auf Harris’ großen Auftritt ein. Pink trat gemeinsam mit ihrer 13 Jahre alten Tochter Willow auf. Die beiden performten den Song „What About Us“.

Pink trat gemeinsam mit Tochter Willow auf Steuern, Einwanderung, Gaza

Harris legte in ihrer Parteitagsrede vor Tausenden Anhängern auch ihre Positionen zur Wirtschaftspolitik sowie zu den Kriegen in der Ukraine und im Gazastreifen dar. Sie wolle in den USA ein wirtschaftliches Umfeld schaffen, in dem jeder Erfolg haben könne. Harris betonte zudem, dass sie sich als Präsidentin für eine Steuersenkung für die Mittelschicht einsetzen werde.

Sie wolle zudem das „kaputte Einwanderungssystem“ reformieren. Außerdem bekräftigte Harris das Ziel, ein Abkommen über einen Waffenstillstand im Gazastreifen zum Abschluss zu bringen. Zudem sprach sie sich für „Selbstbestimmung“ der Palästinenser aus. Angesichts des russischen Angriffskrieges sagte Harris zu, „fest an der Seite der Ukraine“ zu stehen. Anders als Ex-Präsident Trump werde sie sich nicht bei Diktatoren „einschmeicheln“.

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Trump als „direkte Bedrohung“

Unterstützung erhielt Harris zuvor auch vom ehemaligen republikanischen Abgeordneten Adam Kinzinger. Dieser räumte in seiner vielbeachteten Rede zwar ein, als „stolzer Konservativer“ eine „unangenehme Allianz“ mit den Demokraten eingegangen zu sei.

Eine Warnung vor Trump kam auch vom ehemaligen republikanischen Abgeordneten Adam Kinzinger

Er wolle mit diesem Schritt aber „die Wahrheit, die Demokratie und den Anstand verteidigen“, so Kinzinger, der Trump nach Angaben von ABC News als „eine direkte Bedrohung für jeden grundlegenden amerikanischen Wert“ bezeichnete.

Trump weiter siegessicher

Trump warf seiner demokratischen Kontrahentin indes vor, nichts zu tun und nur zu jammern. Während der Rede von Harris veröffentlichte der 78-Jährige eine Reihe von Beiträgen auf seiner Plattform Truth Social, in denen er Harris angriff. Gegenüber Fox News zeigte sich Trump am Donnerstagabend weiter davon überzeugt, die Wahl zu gewinnen.

Bewegung in das Rennen um das Weiße Haus könnte indes auch ein Ausstieg des unabhängigen Kandidaten Robert F. Kennedy bringen, der laut US-Medien bevorsteht. Der für die Verbreitung von Verschwörungsmythen bekannte Politiker will am Freitag eine Rede an die Nation halten. Nach seinem Ausstieg werde er womöglich Trump unterstützen, berichteten am Donnerstag unter anderem die „New York Times“ und CNN. Bei den jüngsten landesweiten Umfragen für die Onlinezeitung The Hill kam Kennedy diese Woche immerhin auf 8,7 Prozent.

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