AfD: Jörg Dornau soll politische Gefangene in Belarus auf Farm ...

13 Stunden vor

Sachsens AfD-Landtagsabgeordneter Jörg Dornau soll in Belarus politische Häftlinge beschäftigen.Bild: IMAGO / Dirk Sattler

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Politik

Zum Weltbild der AfD gehört, dass Deutschland von einem ungerechten links-grünen Regime beherrscht wird und abweichende Meinungen hart bestraft werden. Vom Vorwurf der "Cancel Culture" bis hin zur "Corona-Diktatur" bezichtigt die AfD die Bundesregierung und die etablierten Parteien in Deutschland der Unterdrückung.

Dabei machen sich Vertreter:innen der AfD immer wieder selbst schuldig. Einer, der keine reine Weste hat, ist Jörg Dornau: Der 53-Jährige, der im sächsischen Landtag sitzt, kassierte dort zuletzt eine empfindliche Geldstrafe. Der Grund: Der AfD-Abgeordnete aus dem Landkreis Leipzig hatte Nebeneinkünfte aus einem Agrarbetrieb in Belarus nicht fristgerecht gemeldet. Im August wurde Dornau zu einem Ordnungsgeld von 20.862 Euro verdonnert.

Er hatte das lukrative Zusatzeinkommen lange vor der sächsischen Landtagswahl am 1. September offiziell angegeben. Damit kam er aber dreieinhalb Jahre zu spät.

Ein belarussisches Medium berichtete nun, dass auf der entsprechenden Farm politische Gefangene für einen Hungerlohn schuften.

AfD-Mann: unmoralische Geschäfte in Belarus?

Bereits seit 2019 sitzt der gelernte Landwirtschaftsmeister in Dresden im Parlament. Geheimgehalten hatte er bis dahin seine Einnahmen als Eigentümer und Direktor des Agrarbetriebs "Zybulka-BEL". Gemeinsam mit sieben weiteren Tätigkeiten kam er damit spätestens seit 2020 auf Einnahmen in Höhe von mindestens 130.000 Euro.

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Diese sollen auch politische Gefangene für ihn erwirtschaftet haben, wie das belarussische Online-Medium "Reform" schreibt. Dem Medium berichtete ein Ex-Häftling von dem Knochenjob, den er erledigte. Dabei beschrieb er die harschen Arbeitsbedingungen, mangelnde Sicherheitsvorkehrungen und die miserable Bezahlung, die er erhielt.

Kälte, kein Essen, wenig Lohn: Arbeit unter harten Bedingungen

Unter dem Alias "Andrei" berichtete der Mann, der im Februar 2024 für 15 Tage auf dem Betrieb in Lida, nahe der litauischen Grenze, schuftete, von der Arbeit: "Februar, Kellergeschoss. Alle trugen unterschiedliche Klamotten. Also froren wir an Händen und Füßen." Andrei beteuerte, wegen Kritik am Regime auf Social Media in Haft geraten zu sein.

Lukaschenko regiert Belarus mit eiserner Hand.Bild: Sputnik Kremlin Pool via AP / Mikhail Metzel

Um sieben Uhr morgens wurde in dem Betrieb Frühstück serviert, führte Andrei aus. Danach hätten die politischen Häftlinge bis 18 Uhr am Abend gearbeitet. "Ohne Essen oder Trinken." Nur wer sich an der Produktion bediente, habe den Hunger zähmen können: "Die Zwiebeln schmeckten gut".

Vor Ort seien die Häftlinge auf die Milde der Aufseher angewiesen. Demnach wurde der Tageslohn von rund 5,50 Euro nur dann bezahlt, "wenn der Vorarbeiter dachte, ein Sträfling arbeitet gut", erklärte Andrei. Für die "Leihe" pro Sträfling strich die Haftanstalt laut dem Bericht etwa 8 Euro pro Tag ein. Die Verträge würden jeden Morgen für nur einen Tag abgeschlossen. Das jedoch freiwillig, das heißt: ohne Zwang.

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AfD-Mann Dornau soll sich auch vor Ort ein Bild gemacht haben

Bereits seit einiger Zeit ist Jörg Dornau in Belarus tätig. Davon zeugen nicht nur eindeutige Reden im Dresdener Landtag, sondern auch mehrere Besuche, bei denen er von Amtsträger:innen in Minsk hofiert wurde.

Im Sommer 2020 sorgte Diktator Alexander Lukaschenko in Belarus mit dem mutmaßlichen Wahlbetrug für die größten Aufstände in der Geschichte der jungen Nation. Nur wenige Wochen nach der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung gründete Dornau den Betrieb.

Kurz darauf, so der Bericht, schloss er mit dem "Zentrum zur Isolation von Delinquenten" (CIO), einer Haftanstalt für politische Gegner, eine Kooperation.

Dabei agierte Dornau wohl nicht als stiller Teilhaber aus der Ferne. Der Landwirt wollte sich laut "Reform" selbst ein Bild von der Arbeit machen. Denn Andrei beteuert: "Ich hab ihn sogar gesehen! Großer, kahlköpfiger Mann." Dabei soll der AfD-Politiker die Halle inspiziert haben, in der die Arbeiter bei frostigen Temperaturen Zwiebeln sortierten.

"Reform" zufolge sei Dornau in den belarussischen Medien ein gern gesehener Gast. Die staatsnahe Zeitung "SB. Belarus Today" schätzte, dass Dornaus Betrieb jede fünfte Zwiebel auf den Tellern der Belaruss:innen produziert.

Watson hat Jörg Dornau um eine Stellungnahme gebeten. Diese ließ sein Büro unbeantwortet.

Zum Weltbild der AfD gehört, dass Deutschland von einem ungerechten links-grünen Regime beherrscht wird und abweichende Meinungen hart bestraft werden. Vom Vorwurf der "Cancel Culture" bis hin zur "Corona-Diktatur" bezichtigt die AfD die Bundesregierung und die etablierten Parteien in Deutschland der Unterdrückung.

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