Jom Kippur: Höchster jüdischer Feiertag im Zeichen des Krieges

4 Stunden vor

Jom Kippur

Mit Freitagabend beginnt für Jüdinnen und Juden weltweit der höchste jüdische Feiertag Jom Kippur. Es ist der Tag der Versöhnung – einerseits mit Gott, andererseits mit den Mitmenschen. Die Feierlichkeiten sind auch in Österreich geprägt vom Krieg im Nahen Osten.

Jom Kippur - Figure 1
Foto ORF Religion

Online seit heute, 18.51 Uhr

Seit einem Jahr herrscht Krieg zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas im Gazastreifen sowie der libanesischen Hisbollah im Libanon. Israel reagiert massiv auf die Angriffe der Terrororganisationen. In Österreich haben viele Mitglieder der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Wien Verwandte in Israel.

Jom Kippur wird im Gegensatz zu allen anderen Fest- und Fastentagen nicht verschoben, wenn er – wie heuer – auf einen Samstag fällt. Die Thora nennt Jom Kippur Schabbat Schabbaton – den „Shabbat der Shabbatte“. An diesem Tag steht nach zehn Tagen der „Reue und Umkehr" Versöhnung im Zentrum der Gebete, „denn an diesem Tag entsühnt man euch, um euch zu reinigen. Vor dem Herrn werdet ihr von allen euren Sünden wieder rein“ (3. Buch Mose 16,30).

Tag in der Synagoge

Zentral ist die Versöhnung mit den Mitmenschen und Gott, denn dieser soll, so der jüdische Glaube, zu Jom Kippur sein Urteil über die Menschen fällen. Jom Kippur ist ein strenger Fasttag, an dem auch jegliche Art von Arbeit verboten ist. Auch viele nicht strenggläubige Jüdinnen und Juden halten Jom Kippur ein. Den Tag selbst verbringen viele Gläubige fast zur Gänze in der Synagoge.

Das Schofarhorn ist ein zentrales liturgisches Musikinstrument im Judentum

An diesem Feiertag gibt es zahlreiche Zusätze zur üblichen Liturgie, die heuer noch um aktuelle Bezüge ergänzt werden. Es werde intensiv für Frieden und Sicherheit in Israel und weltweit gebetet, sagt der Oberrabbiner der IKG Jaron Engelmayer im Gespräch mit dem ORF.

Herausforderndes Jahr

Das vergangene Jahr habe für Jüdinnen und Juden enorme Herausforderungen mit sich gebracht. Seit die Terrororganisation Hamas am 7. Oktober 2023 Israel überfiel und etwa 1.200 Zivilistinnen, Zivilisten, Soldatinnen und Soldaten getötet und mehr als 200 entführte, bestünden große Sorgen in der Gemeinde. Zum einen wegen der noch immer nicht befreiten Geiseln im Gazastreifen, zum anderen wegen der Anfeindungen, die Jüdinnen und Juden auch in Österreich ausgesetzt seien, so der Oberrabbiner.

Sendungshinweis

Religionen der Welt „Gedenken und Versöhnung – die Hohen jüdischen Feiertage“, Samstag, 12.10.2024, 16.55 Uhr, ORF2.

Zu den hohen Feiertagen bete man heuer besonders für eine „harmonische Welt, in der wir als Menschheit gemeinsam fungieren, uns gegenseitig respektieren und hassfrei begenen“. Zusätzlich gebe es regelmäßige Sondergebete für die Rückkehr der etwa 100 verbliebenen israelischen Geiseln.

Der Klang des Schofarhorns

Ein zentrales liturgisches Musikinstrument im Judentum ist das Schofarhorn, das traditionell aus einem Widderhorn gefertigt wird. Es wird nach in der Thora und im Talmud festgelegten Mitzwot (religiösen Pflichten) geblasen, besonders zum jüdischen Neujahrsfest Rosch ha-Schana zu Beginn der Herbstfeiertage. Am Ende des Versöhnungstages erklingt erneut das Schofar und signalisiert damit das Ende des intensiven Fast- und Gebetstages.

Mit Rosch ha-Schana hat der jüdische Festmonat Tschiri begonnen – mehr dazu in Rosch ha-Schana: Jüdisches neues Jahr beginnt. In diesen Monat fallen die jüdischen Herbstfeiertage – nach Rosch ha-Schana und Jom Kippur auch das Laubhüttenfest Sukkot und Simchat Thora („Freude der Thora“).

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