Bericht Spender halten Millionen für Biden zurück
Bericht
Der von weiteren Patzern begleitete Auftritt von US-Präsident Joe Biden beim NATO-Gipfel und die folgende Pressekonferenz am Donnerstag (Ortszeit) haben die zuletzt gewachsenen Zweifel an seiner Kandidatur nicht ausbremsen können. Im Gegenteil: Am Freitag teilten Spender mit, 90 Millionen Dollar (rund 83 Mio. Euro) an für die Kampagne zugesagten Spenden bis zu einem Rückzug Bidens auf Eis legen zu wollen.
Online seit gestern, 22.53 Uhr
Das berichtete die „New York Times“ („NYT“) am Freitag. Demnach erklärten Großspender, dass sie mehrere achtstellige Beiträge für die Lobbygruppe Future Forward einfrieren. Angesichts der heiklen Situation wollen die betroffenen Personen aber anonym bleiben. Bei der Lobbygruppe handelt es sich um ein Super Political Action Comittee (SuperPAC). Sie wird von Prominenten der Tech-Branche wie Facebook-Mitbegründer Dustin Moskovitz und LinkedIn-Gründer Reid Hoffman unterstützt.
Erst kürzlich warnten Spender der Demokraten in der „Financial Times“ („FT“) davor, dass die Mittel für die Wahlen „auszutrocknen“ drohen. Es sei „wirklich schwer, überhaupt Geld aufzutreiben“, sagte ein Spendensammler für die Demokraten demnach: „Seit der Debatte (TV-Duell gegen Trump, Anm.) sind sie (die Spender, Anm.) nicht mehr begeistert, sondern nur noch wütend.“
Kann US-Präsident Joe Biden dem Druck aus der eigenen Partei noch lange standhalten – oder wird es jetzt rasch gehen und ein neuer Kandidat ins Rennen gegen Donald Trump geschickt? ZIB-Korrespondent Thomas Langpaul berichtet.
Andere Geldgeber, darunter der ehemalige Chef der Westfield Group, Peter Lowy, halten noch an Biden mit dem Verweis auf seine Erfolge bei der Stärkung der US-Wirtschaft fest. Am Freitag ging zudem der Sprecher von Bidens Wahlkampagne, Michael Tyler, in die Offensive. Die Spenden seien seit der viel beachteten Pressekonferenz am Donnerstag „explodiert“.
Biden begehe seit 40 Jahren immer wieder einmal einen Fauxpas. Das werde sich wahrscheinlich fortsetzen, versuchte Tyler Bidens Kritikern und Kritikerinnen den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Rückzugsaufforderungen auch aus HollywoodDas liberale Hollywood kehrte Biden hingegen vielfach den Rücken. Bisher traten viele Stars als großzügige Geldgeber für die Demokraten auf. Erst im Juni führte etwa der Schauspieler George Clooney eine 28-Millionen-Dollar-Spendenaktion für Biden an. Dort waren auch Schauspielerkollegin Julia Roberts und Ex-Präsident Barack Obama aufgetreten.
Der Schauspieler George Clooney zählte bisher zu den großen Unterstützern von Joe BidenIn dieser Woche mahnte Clooney allerdings in einem „NYT“-Gastbeitrag den derzeitigen US-Präsidenten zu einem Rückzug. Ein Kampf, den Biden nicht gewinnen könne, „ist der gegen die Zeit“, schrieb er mit Blick auf das Alter des 81-Jährigen. Auch der Regisseur und Produzent Rob Reiner, der Schriftsteller Stephen King und der Schauspieler John Cusack schlossen sich Clooney an. Die Demokratie stehe vor einer existenziellen Bedrohung, so Reiner: „Wir brauchen einen Jüngeren, der zurückschlägt.“
Douglas enttäuschtDer Schauspieler und bisherige Biden-Unterstützer Michael Douglas zeigte sich gegenüber der BBC über Bidens „Unfähigkeit“, „all die Lügen“ von Donald Trump während des TV-Duells zu widerlegen, enttäuscht. Am Freitag trat auch die Schauspielerin Ashley Judd der Gruppe bei, die sich für einen Rückzug Bidens ausspricht.
Schon in der vergangenen Woche hatte Abigail Disney, eine wohlhabende Erbin von Disney-Mitgründer Roy Disney, angekündigt, so lange ihre finanzielle Unterstützung für die Demokraten zurückhalten zu wollen, bis sich Biden aus dem Rennen um die Präsidentschaft zurückzieht. Es stehe zu viel auf dem Spiel. Laut „NYT“ forderte bereits eine größere Zahl von Großspendern einen Ersatzkandidaten.
Versprecher bei PressekonferenzZwar stärken noch einige Demokraten Biden den Rücken, darunter etwa der Senator John Fetterman, der seine andersdenkenden Kollegen als „einige Spinner“ bezeichnete. Doch auch in den Reihen der Partei werden die Rücktrittsaufforderungen täglich mehr. Bisher denkt Biden nicht ans Aufgeben. Erst am Donnerstag (Ortszeit) bezeichnete sich der 81-Jährige als den am besten qualifizierten Kandidaten. Diese viel beachtete Pressekonferenz im Rahmen des NATO-Gipfels in Washington blieb allerdings nicht ohne Stolperer.
US-Präsident Joe Biden hat sich beim NATO-Gipfel erneut einen Versprecher geleistet. Er stellte den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj als „Präsident Putin“ vor, korrigierte seinen Fehler aber sofort.
So bezeichnete er seine Vizepräsidentin Kamala Harris irrtümlich als „Vizepräsident Trump“, den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj stellte er bei einer NATO-Zeremonie als „Präsident Putin“ (Wladimir, russischer, Anm.) vor. Biden bemerkte schnell seinen Fehler, kehrte zum Rednerpult zurück und sagte: „Er wird Präsident Putin schlagen. Präsident Selenskyj.“
Minderheitenführer sprach mit BidenSeit Bidens missglücktem Auftritt beim TV-Duell gegen Trump vor zwei Wochen wachsen die Zweifel an seinem neuerlichen Antritt. Mehr als die Hälfte der Demokraten spricht sich einer Umfrage zufolge inzwischen für einen Rückzug Bidens aus. Denn neben dem Präsidentenamt werden auch viele Sitze im Parlament neu vergeben. Die Demokraten befürchten, dass die Republikaner nach der Wahl das Weiße Haus und den Kongress kontrollieren könnten.
Rund 20 demokratische Kongressabgeordnete äußerten sich bereits offen kritisch über Biden. Der demokratische Minderheitsführer des US-Repräsentantenhauses, Hakeem Jeffries, traf sich persönlich mit Biden und übermittelte ihm die Sorgen seiner Parteikollegen, wie Jeffries in einem Brief an die demokratischen Abgeordneten im Repräsentantenhaus schrieb.
Das Gespräch habe Donnerstagabend (Ortszeit) stattgefunden, so Jeffries. Unklar blieb aber, ob der Termin vor oder nach Bidens Pressekonferenz stattgefunden habe. Jeffries schrieb in dem Brief nicht, dass er Biden seine Unterstützung für dessen Präsidentschaftskandidatur zum Ausdruck gebracht habe. Kampagnensprecher Tyler meinte aber später, dass Jeffries klar seine Unterstützung für Biden zum Ausdruck gebracht habe.