"Höhle der Löwen": So wurde Jochen Schweizer beim Comeback ...
Jochen Schweizer wird für ein Jubiläum in die "Höhle der Löwen" zurückkehren. Sein Ausstieg löste 2016 ein großes Medienecho aus. Im Interview erzählt der Unternehmer, wie er sich heute mit den Löwen-Kollegen versteht.
Jochen Schweizer (67) kommt nach seinem Abschied von der VOX-Gründershow "Die Höhle der Löwen" (seit 2014) für die Jubiläumsfolge als Investor zurück (vierte Sendung der Staffel am 23. September, 20:15 Uhr bei VOX oder RTL+). Mit ihm kehrt auch "Ur-Löwe" Frank Thelen (48) zurück, der sich nach Schweizers Ausstieg aus der Sendung im Jahr 2016 kritisch über ihn geäußert hat. "Wie Jochen jetzt aus der Sendung abgegangen ist, war meiner Meinung nach nicht fair", gab er unter anderem an.
Im Interview verrät Schweizer, wie er sich heute mit Thelen und den anderen Löwinnen und Löwen versteht, wie sein Comeback war, welche Erinnerungen er mit der Sendung verbindet und ob er langfristig zu dem Format zurückkehren würde.
Von 2014 bis 2016 waren Sie in der "Höhle der Löwen" dabei. Was hat Sie zu dem Comeback zum Jubiläum bewegt?
Jochen Schweizer: Ich bin gefragt worden, ob ich bei der Jubiläumsfolge dabei sein möchte und hatte Lust, noch einmal in den Ring zu steigen, um meine ganz persönlichen Erfahrungen weiterzugeben. Ein weiterer Beweggrund war, mit dieser Teilnahme eine Lanze für das Gütesiegel "made in Germany" zu brechen. Deutschland ist das Land der Dichter und Denker - voller Innovatoren und Visionäre, die die Welt verändern können. Das sollten wir wertschätzen.
Was haben Sie sich für Ihre Rückkehr vorgenommen, wollten Sie etwas anders machen?
Schweizer: Nein. Denn ganz gleich, was man im Leben anpackt, ob im Beruflichen oder Privaten: Nichts ist wirklich erstrebenswert, wenn es nicht in Einklang mit den eigenen Werten geschieht. In meinem persönlichen Wertekompass rangieren Werte wie Integrität, Unabhängigkeit, Freiheit und Glaubwürdigkeit an oberster Stelle. Das heißt, auch in meiner Funktion als Investor muss ich stets konform zu meinen eigenen Werten und Wünschen handeln - nur so lassen sich authentische Investments tätigen.
In der "Höhle der Löwen" haben die Zuschauer damals das Gesicht hinter der Marke kennengelernt. Wie hat die Sendung Sie nachhaltig beeinflusst?
Schweizer: Die Sendung hat mir gezeigt, wie groß das Interesse an der Start-up-Welt ist. Als die Show 2014 startete, war es für viele Zuschauer die erste Gelegenheit, einen tieferen Einblick in wirtschaftliche Prozesse und die Herausforderungen von Gründern zu bekommen. Meine Philosophie als Unternehmer lautet: Unternehmensplanung muss immer mit der Lebensplanung des Gründers im Einklang stehen. Denn nur wer seine persönlichen Werte kennt und lebt, kann nachhaltig erfolgreich sein. Diese ganzheitliche Sichtweise ist mir wichtig, und ich freue mich, dass ich sie auch in der Sendung vermitteln konnte.
Arbeiten Sie heute noch mit Start-ups aus Ihrer Zeit bei "Die Höhle der Löwen" zusammen?
Schweizer: Nein, meiner originären Lebensplanung folgend habe ich zu meinem 60. Lebensjahr nicht nur den Großteil meiner Unternehmensgruppe veräußert, sondern mich auch aus allen "DHDL"-Investitionen zurückgezogen.
Wenn jemand Ihren Weg nach "DHDL" nicht genau verfolgt hat: Inwiefern sind Sie heute noch neben der Jochen Schweizer Arena unternehmerisch und als Investor tätig?
Schweizer: Ich bin weiterhin als Unternehmer und Investor aktiv und begleite mit großer Freude die Geschicke der Jochen Schweizer Arena, einer großen Event-Location im Süden Münchens. Als Eigentümer bin ich dort mit einem 20 Millionen Euro starken Eigenkapital-Investment involviert. Eine weitere signifikante Investition habe ich gerade in ein Photovoltaik-Energiepark-Projekt getätigt. Auf 52.000 Quadratmetern werden wir ca. 6,2 Gigawatt Strom p.a. aus Sonnenenergie erzeugen und damit unter anderem auch die Jochen Schweizer Arena in Taufkirchen bei München mittels Direktleitung vollständig auf Solarstrom umstellen. Für unsere Firmenveranstaltungen bedeutet dies, dass hunderte Unternehmen, die die Arena als Veranstaltungslocation nutzen, ihre Veranstaltungen als carbonneutral klassifizieren können. Zudem engagiere ich mich verstärkt als Mentor, um Menschen zu unterstützen, ihre persönlichen und beruflichen Ziele zu erreichen und besonders am Herzen liegt mir mein am 24. September erscheinendes neues Buch "Das Jochen-Schweizer-Prinzip - wie du der Mensch wirst der alle deine Probleme löst".
Ihr Abschied bei "Die Höhle der Löwen" löste ein großes Medienecho aus, man warf Ihnen ein "Ego-Problem" vor und dass Sie sich mit Ihren Mit-Löwen nicht mehr verstehen würden. Wie blicken Sie heute darauf zurück?
Schweizer: Hinter den Kulissen ging es kollegialer zu, als es in diesen Berichten zum Ausdruck kommt. Mit Ralf Dümmel und Lencke Wischhusen verbindet mich eine freundschaftliche Beziehung. Das Verhältnis zwischen Carsten Maschmeyer und mir würde ich als neutral und respektvoll bezeichnen. Das große Medienecho auf meinen Ausstieg resultierte nicht zuletzt daraus, dass mit mir der gemäß Marktforschung beliebteste Löwe die Sendung verließ. Die Tatsache, dass ich zwar den Sender und die Produktion, aber nicht meine Mit-Löwen vor Versand der Pressemitteilung über meinen Ausstieg informiert hatte, hat einzelne Löwen zu öffentlicher Kritik veranlasst.
Auch Frank Thelen, der ebenfalls ein "DHDL"-Comeback feiert, hat sich negativ über Sie geäußert nach Ihrem Ausstieg. Wie ist Ihr Verhältnis heute zu ihm und wie war das Wiedersehen mit ihm, gab es womöglich eine Aussprache?
Schweizer: Ich habe die Äußerungen von Frank Thelen in der Vergangenheit nicht öffentlich kommentiert und werde das auch jetzt nicht tun. Unser Wiedersehen war entspannt, ich bin kein nachtragender Mensch. Eine Aussprache war daher nicht notwendig.
Wie war das Aufeinandertreffen mit den anderen Löwinnen und Löwen?
Schweizer: Es fühlte sich an wie ein Klassentreffen mit alten Kollegen. Besonders Ralf Dümmel hat mich mit offenen Armen empfangen. Und in diesem Zusammenhang freut es mich sehr, dass Ralf mich nach meinem Ausscheiden als beliebtester Löwe abgelöst hat.
In einem Vorschau-Clip zur Jubiläumsfolge sagten Sie, es war wie ein "nach Hause kommen". Was hat Ihnen dieses Gefühl gegeben?
Schweizer: Es sind die Menschen, die an der Sendung beteiligt sind - die Löwen, die Gründer und das gesamte Team und natürlich auch, dass ich noch einmal in meinem angestammten Sessel neben dem Feuer Platz nehmen durfte. All dies hat bei mir das Gefühl des "Nach-Hause-Kommens" ausgelöst.
Was hat sich dagegen in der Sendung verändert, seit Sie sie verlassen haben?
Schweizer: Die Gründer gehen heute viel präziser ans Werk und bereiten sich besser vor. Das merkt man zum Beispiel am Storytelling - und das ist enorm wichtig, denn was nützt eine gute Geschäftsidee, wenn die Gründerpersönlichkeit nicht mitreißt? Darüber hinaus machen die Gründer ihre Hausaufgaben besser, insbesondere auch was die betriebswirtschaftlichen Zahlen angeht.
Haben Sie die Sendung und die Arbeit Ihrer Kollegen nach Ihrem Abschied weiter verfolgt?
Schweizer: Ja, ich bin nach wie vor ein großer Fan der Sendung und schalte immer wieder gerne ein.
Nach Ihrem Ausstieg haben Sie sich auch kritisch zu der Sendung geäußert, sagten etwa 2022 in einem Podcast, dass es eine Show und nicht wirklich die Wahrheit ist. Wie sehen Sie das heute?
Schweizer: Ich sehe dies nicht als Kritik an diesem großartigen Format, sondern als eine sachliche Feststellung. Denn in einer regulären Pitch-Situation würde doch niemand innerhalb einer Stunde ein Investment über hunderttausende Euro einem bis dato Unbekannten zusichern, ohne die Substanz des Vortrages überprüft zu haben. Aber in dieser TV-Show ergibt das absolut Sinn, weil es um den "Edutainment"-Faktor für die Zuschauer geht und als Löwe habe ich mich bewusst darauf eingelassen.
Könnten Sie sich ein langfristiges Comeback bei der Sendung vorstellen?
Schweizer: Mit dieser Frage beschäftige ich mich dann, wenn sie sich stellt.
Sie sind auch als Speaker unterwegs und bringen bald ein neues Buch auf den Markt. Es geht um die eigene Problemlösung. Wann und warum kam bei Ihnen der Wunsch auf, Ihre Erfahrungen und Kenntnisse weiterzugeben?
Schweizer: Ich bin jetzt im 68. Lebensjahr und damit im voraussichtlich letzten Drittel meines Lebens angekommen. Das Wissen, das ich in all den Jahren meines bewegten Lebens als Stuntman, Abenteurer, Unternehmer, Investor und Familienvater gesammelt habe, möchte ich gerne weitergeben. Denn viele Menschen fühlen sich von den aktuellen Krisen überfordert - und genau hier setzt auch mein neues Buch an. Es soll ein Weckruf sein, der die Leserinnen und Leser dazu motiviert und befähigt, ihr Leben, ihr Glück und ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Gerade jetzt ist es wichtiger denn je, entschlossen zu handeln.