Jimmy Carter ist 100

2 Tage vor

Online seit heute, 11.57 Uhr

Der frühere US-Präsident Jimmy Carter feiert heute seinen 100. Geburtstag. Der demokratische Ex-Präsident lebt in der Kleinstadt Plains im Bundesstaat Georgia, wo er am 1. Oktober 1924 auf die Welt kam. Einen seiner Wünsche zu seinem Geburtstag hatte Carter vor Kurzem so formuliert: „Ich versuche durchzuhalten, um für Kamala Harris zu stimmen.“

Jimmy Carter - Figure 1
Foto ORF

Carter, der seine politische Karriere in Georgia in den 1960er Jahren zuerst als Senator, dann als Gouverneur begann, positionierte sich als Außenseiter, der in Washington einen Wandel herbeiführen würde. Damals hatte die Bevölkerung nach der Watergate-Affäre und dem Vietnam-Krieg das Vertrauen in die politische Kaste verloren.

Höhepunkt: Friedensvertrag zwischen Ägypten und Israel

Die Hoffnungen wurden allerdings enttäuscht. Zwar konnte Carter einige außenpolitische Erfolge verzeichnen: den Friedensvertrag von Camp David zwischen Israel und Ägypten, die Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit China, den SALT-II-Vertrag mit der Sowjetunion über die Begrenzung von Atomwaffen.

Doch der sowjetische Einmarsch in Afghanistan im Dezember 1979 erwischte Carter kalt, die Geiselkrise in Teheran komplettierte in den Augen seiner Kritiker das Bild eines entscheidungsschwachen und inkompetenten Staatschefs.

Geiseldrama in Teheran als Anfang vom Ende der Karriere

Radikale Studenten hatten nach der Islamischen Revolution im Iran die dortige US-Botschaft gestürmt, ein Befreiungsversuch für die mehr als 50 festgehaltenen Amerikanerinnen und Amerikaner endete als Fiasko.

Jimmy Carter - Figure 2
Foto ORF

Auch steigende Arbeitslosenzahlen sowie eine hohe Inflation trugen zu der schlechten Stimmung im Wahljahr 1980 bei und sorgten schließlich für Carters Niederlage gegen den republikanischen Herausforderer Ronald Reagan nach nur einer Amtszeit.

Erst 56 Jahre alt war der Demokrat, als seine politische Laufbahn nach der schmachvollen Abwahl in Trümmern lag. Carter haftete damals der Ruf eines weltfremden Idealisten an, eines gescheiterten Staatsmannes ohne politische Durchsetzungskraft.

Zweite Karriere als Friedensvermittler

Auf seinen Idealen baute er aber eine zweite Karriere als unermüdlicher Kämpfer für Frieden und Menschenrechte auf, die 2002 mit dem Friedensnobelpreis gekrönt wurde. Er erhielt den Preis für seine „jahrzehntelangen, unermüdlichen Anstrengungen, internationale Konflikte friedlich zu lösen, Demokratie und Menschenrechte zu fördern und die wirtschaftliche und soziale Entwicklung voranzubringen“.

In den vergangenen Jahren hatte der greise Ex-Präsident mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. 2015 musste er sich wegen eines Gehirntumors einer Strahlenbehandlung unterziehen – und besiegte den Krebs. Erst im Vorjahr war Carters Frau Rosalynn verstorben.

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