Trump zieht mit J.D. Vance als Vize in Präsidentschaftswahl
news/APA/Montag, 15.07.24, 21:51:46
Die US-Republikaner haben Donald Trump offiziell als ihren Kandidaten für die Präsidentenwahl nominiert. Trump kam beim Parteitag in Milwaukee im US-Staat Wisconsin wie erwartet auf die notwendige Mehrheit der Delegiertenstimmen. Der Ex-Präsident zieht mit J.D. Vance an seiner Seite in die US-Präsidentschaftswahl im November. Der Senator aus Ohio ist Trumps auserkorener Kandidat für die Vizepräsidentschaft, wurde auf Trumps Online-Plattform Truth Social am Montag mitgeteilt.
APA/APA/AFP/REBECCA DROKEDer 39 Jahre alte Vance sei am besten geeignet, schrieb der frühere US-Präsident und aktuelle Präsidentschaftsbewerber Trump. Vance werde sich im Wahlkampf unter anderem auf Arbeiter und Farmer in umkämpften Bundesstaaten wie Pennsylvania, Michigan, Wisconsin, Ohio, Minnesota konzentrieren.
James David Vance – so der vollständige Name – gilt als eine der Zukunftshoffnungen der Republikaner. Er leistet derzeit seine erste Amtszeit als Senator aus Ohio ab. 2016 machte ihn seine auch ins Deutsche übersetzte Bestseller-Autobiografie „Hillbilly-Elegie: Die Geschichte meiner Familie und einer Gesellschaft in der Krise“ bekannt. Darin schildert er eine von Armut geprägte Kindheit. Vance kämpfte sich nach oben, ging an die Eliteuniversität Yale und wurde schließlich Finanzmanager.
Einst ein scharfer Gegner Trumps, den er teils wüst beschimpfte, wechselte auch Vance 2018 ins Lager der Unterstützer. 2022 erhielt er schließlich im Senats-Wahlkampf Rückendeckung von Trump. Auf der Münchner Sicherheitskonferenz im Februar trat er als Sprachrohr Trumps auf und forderte vor allem von Deutschland, mehr in seine Streitkräfte zu investieren. In der breiten amerikanischen Öffentlichkeit dürfte er allerdings nicht allzu bekannt sein.
Beim Parteitag der Republikaner mehr als 2.400 Delegierte aus den verschiedenen Bundesstaaten versammelt. Um die Kandidatur zu gewinnen, musste Trump mindestens 1.215 Delegierte hinter sich vereinen. Bei den Vorwahlen hatte Trump diese rechnerische Hürde bereits im März genommen. In Milwaukee wurden die Delegiertenstimme nun formell vergeben – in einer durch choreografierten Zeremonie. Die Nominierungsparteitage im US-Wahljahr sind große Wahlkampfspektakel.
Höhepunkt der Veranstaltung soll eine Rede Trumps am Donnerstagabend (Nacht auf Freitag MESZ) sein. Der Veranstaltungsbereich in Milwaukee ist wegen großer Sicherheitsbedenken extrem abgesichert. Bereits vor dem Attentat gegen Trump am Wochenende planten die Veranstalter mit sehr hohen Sicherheitsvorkehrungen.
Trump hatte eigenen Angaben zufolge zunächst erwogen, seine Reise zum Nominierungsparteitag der Republikaner wegen des Attentats um zwei Tage zu verschieben. Er habe aber beschlossen, „dass ich nicht zulassen kann, dass ein Schütze oder ein potenzieller Attentäter eine Änderung des Zeitplans oder etwas anderes erzwingt“. Ein Mann hatte am Samstag bei einer Wahlkampfrede Trumps im US-Staat Pennsylvania auf den 78-Jährigen geschossen und ihn am Ohr leicht verletzt.
Zeitungen gegenüber rief Trump zu Ruhe und Einigkeit auf. „Das ist eine Chance, das ganze Land, ja die ganze Welt zusammenzubringen“, sagte Trump dem „Washington Examiner“ und der „New York Post“. Der Vorfall habe ihn zutiefst erschüttert. Er begreife nun erst, was passiert sei („Reality is just setting in“).
Trump überlebte den Angriff, weil er sich im entscheidenden Moment von der Menge wegdrehte. „Ich wende mich selten von der Menge ab. Wenn ich das in diesem Moment nicht getan hätte, dann würden wir heute nicht reden, oder?“ Er ergänzte: „Ich sollte nicht hier sein. Ich sollte tot sein. Ich sollte tot sein.“
In Milwaukee angekommen, reckte Trump beim Verlassen des Flugzeugs mehrmals die geballte Faust in die Luft. „Die Rede wird ganz anders sein, ganz anders als vor zwei Tagen“, sagte er mit Blick auf seine Nominierungsrede.
Er habe seine ursprünglich geplante und sehr angriffslustige Rede für den Parteitag verworfen, sagte Trump im Interview mit der Boulevardzeitung „New York Post“. „Ich hatte eine extrem harte Rede komplett vorbereitet, wirklich gut, alles über die korrupte, schreckliche Regierung. Aber ich habe sie weggeschmissen.“ Auf Nachfrage erklärte er demnach, dass die unterschiedlichen politischen Positionen, etwa beim Thema Migration, natürlich unverändert seien, aber er wolle das Land durch Erfolg zusammenbringen. Er habe nahegelegt, berichtete die Zeitung, dass der Wahlkampf im Ton nun etwas gemäßigter weitergehen solle. „Ich will versuchen, das Land zu einen“, sagte Trump demnach. „Aber ich weiß nicht, ob es möglich ist. Die Menschen sind sehr gespalten“, sagte er.
Der Anruf nach dem Attentat von US-Präsident Joe Biden, den er bei der Wahl im November herausfordern will, sei gut gewesen. Biden sei „sehr nett“ gewesen, wurde Trump weiter zitiert.
Der Schütze beim Attentat war laut der Bundespolizei FBI ein 20-jähriger Mann aus Pennsylvania. Er wurde von Sicherheitskräften getötet. Bei seinem Angriff tötete der Schütze einen Familienvater, der als Zuschauer bei der Veranstaltung war. Zwei weitere Teilnehmer wurden schwer verletzt.
Das Attentat auf den republikanischen Präsidentschaftsbewerber mitten im US-Wahlkampf löste weltweit Entsetzen aus. Die Attacke schürt auch Ängste vor einer politischen Gewaltspirale in den USA. Der Republikaner Trump will bei der Präsidentenwahl am 5. November den demokratischen Amtsinhaber Biden herausfordern.
Biden verurteilte die Attacke auf seinen Kontrahenten scharf. Auch etliche hochrangige Vertreter beider Parteien in den USA äußerten sich schockiert.
Die Sicherheitsbehörden verschärften ihre Vorkehrungen rund um den Parteitag der Republikaner. Die Direktorin des zuständigen Secret Service, Kimberly Cheatle, erklärte am Montag, ihre Organisation habe nach dem Anschlag vom Samstag die Pläne für den Schutz des Parteitags in Milwaukee im US-Staat Wisconsin überarbeitet und gestärkt. Sie sei nun zuversichtlich, für alle Fälle gewappnet zu sein.
Die Demokraten kommen erst im August in Chicago zusammen. Der 81-jährige Biden sicherte sich bei den Vorwahlen seiner Partei ebenfalls die nötigen Delegiertenstimmen für eine Kandidatur. In der Demokratischen Partei tobt aber wegen seines hohen Alters gerade eine Debatte über seine Kandidatur. Nur Biden selbst kann über einen Verzicht auf die Präsidentschaftskandidatur entscheiden. Bisher hält er eisern daran fest.