Jemen – Israel: Sorge vor weiterer Eskalation
Jemen – Israel
Nach dem israelischen Luftangriff im Jemen in Reaktion auf eine tödliche Drohnenattacke der proiranischen Huthi-Miliz in Tel Aviv wächst die Sorge vor einem Flächenbrand. Der Iran und Israel sprachen gegenseitig Warnungen aus. UNO-Generalsekretär Antonio Guterres rief „zur äußersten Zurückhaltung“ auf.
Online seit heute, 9.08 Uhr (Update: 11.27 Uhr)
Israels „gefährliches Abenteurertum“ könne einen regionalen Krieg auslösen, sagte der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Nasser Kanaani, laut der Agentur IRNA. Israels Premier Benjamin Netanjahu sprach vom Abwehrkampf gegen die „Terrorachse“ des Iran.
„Jetzt ist es an der Zeit, dass die internationale Gemeinschaft die Sanktionen gegen den Iran maximiert", forderte der israelische Außenminister Israel Katz auf der Onlineplattform X. Der Iran unterstütze, trainiere und finanziere die Huthis als „Teil seines regionalen Netzwerks von Terrororganisationen, die Israel angreifen wollen“. Israel und seine Unterstützer wie die USA würden für „unvorhersehbare und gefährliche Folgen“ des Gaza-Krieges und Angriffe auf den Jemen „direkt verantwortlich sein“, warnte hingegen der Sprecher des iranischen Außenministeriums.
Israel hat zum ersten Mal direkt die Huthi-Rebellen im Jemen angegriffen. Die israelische Luftwaffe bombardierte den Hafen der Stadt al-Hudeida am Roten Meer. Am Freitag hatte eine von den Huthis gesteuerte Drohne einen Wohnblock in Tel Aviv getroffen.
Am frühen Sonntagmorgen fing die israelische Raketenabwehr nach Militärangaben eine Boden-Boden-Rakete ab, die sich vom Jemen aus Israel genähert habe. Zuvor sei im Raum der südisraelischen Hafenstadt Eilat Raketenalarm ausgelöst worden, hieß es. Das Geschoß sei jedoch nicht in israelisches Gebiet eingedrungen.
Das israelische Militär hatte zuvor nach eigenen Angaben militärische Ziele der Huthi-Miliz im Hafen von al-Hudeida angegriffen. Wie der Huthi-nahe Fernsehsender al-Masirah in der Nacht auf Sonntag unter Berufung auf die Gesundheitsbehörde berichtete, gab es dabei mindestens drei Tote und 87 Verletzte.
Ziel des israelischen Gegenschlags waren Öl- und Stromanlagen im Jemen Netanjahu: Kein Ort, den Israel nicht erreichen kannAuf Bildern waren gewaltige Brände zu sehen. Huthi-Sprecher hatten einen israelischen Angriff gegen „zivile Einrichtungen“ im Jemen bestätigt. Ziele seien Öl- und Stromanlagen gewesen. „Von Beginn des Krieges an habe ich deutlich gemacht, dass Israel gegen alle vorgehen wird, die uns angreifen“, sagte der israelische Ministerpräsident Netanjahu. Am Freitag waren beim Einschlag einer aus dem Jemen kommenden Kampfdrohne im Zentrum von Tel Aviv ein Mann getötet und mindestens acht weitere Menschen verletzt worden.
Der Gegenschlag im Jemen „macht unseren Feinden klar, dass es keinen Ort gibt, den der lange Arm Israels nicht erreichen wird“, so Netanjahu. Es sei die Antwort „auf Hunderte Attacken der letzten Monate auf Israel“ gewesen, erklärte die israelische Armee. Über den Hafen von al-Hudeida seien Waffen aus dem Iran in das Land gelangt, sagte Netanjahu. Wie die Hamas im Gazastreifen und die Hisbollah-Miliz im Libanon sei die Huthi-Miliz im Jemen ein integraler Bestandteil der iranischen „Achse des Bösen“.
Der Militärsprecher der Huthi-Miliz im Jemen, Jahya Saree, sagte, man bereite sich auf einen „langen Krieg“ mit Israel vor. Die Miliz greift seit Monaten Handelsschiffe in der Region an, die angeblich Bezug zu Israel haben. Sie handelt nach eigener Darstellung aus Solidarität mit den Palästinensern und Palästinenserinnen im Gaza-Krieg.
Israel führte eigenen Angaben zufolge den Luftangriff ohne Verbündete durch Vergeltung für Angriff auf Tel AvivDie von der Miliz auf Tel Aviv gerichtete Langstreckendrohne war am Freitag mit Sprengstoff beladen in ein Wohnhaus im Zentrum der israelischen Küstenmetropole eingeschlagen. Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant kündigte daraufhin Vergeltung an.Die Huthis hätten Israel bereits mehr als 200-mal angegriffen – nun, da sie erstmals einem Israeli Schaden zugefügt hätten, habe Israel reagiert, sagte Galant.
Die Luftstreitkräfte haben beim Gegenschlag auf den jemenitischen Hafen von al-Hudeida Ziele angegriffen, die auch für terroristische Aktivitäten genutzt würden, darunter Energieinfrastruktur, sagte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari. Israel habe den Luftangriff allein durchgeführt und Verbündete wie die USA nicht daran beteiligt.
Saudi-Arabien nicht involviertAuch Saudi-Arabien war laut dem Sprecher des Verteidigungsministeriums, Turki al-Malki, nicht an den Angriffen auf al-Hudeida beteiligt. Saudi-Arabien werde niemandem erlauben, seinen Luftraum zu infiltrieren. Im Krieg zwischen den vom Iran unterstützten schiitischen Huthi-Rebellen und der von Sunniten und anderen Gruppen dominierten jemenitischen Regierung in Sanaa steht Saudi-Arabien auf der Seite der Regierung. Das erzkonservative Königreich, das an den Norden des Jemen grenzt, begreift sich als Schutzmacht der Sunniten.
Im Jemen tobt seit Jahren ein Bürgerkrieg. Zudem herrscht eine schwere humanitäre Krise, in der etwa 80 Prozent der Bevölkerung auf irgendeine Form von Hilfe angewiesen sind. Über den strategisch wichtigen Hafen von al-Hudeida am Roten Meer kommen nach UNO-Angaben etwa 70 Prozent aller Importe und 80 Prozent aller humanitären Hilfsgüter in das Land.