Großangriff der Hisbollah auf Israel

Israel

news/APA/Sonntag, 25.08.24, 07:55:51

Die libanesische Hisbollah hat Israel am Sonntag als Vergeltung für die Tötung eines ranghohen Kommandanten mit Hunderten Raketen und Drohnen angegriffen. Die "erste Phase" der Reaktion auf die Ermordung ihres Kommandanten Fuad Shukr im vergangenen Monat sei abgeschlossen, verkündete die mit dem Iran verbündete schiitische Miliz in der Früh. Eine vollständige Antwort werde "einige Zeit" dauern, warnte sie zugleich.

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Die Hisbollah hatte zuvor eigenen Angaben zufolge elf israelische Militäreinrichtungen getroffen, mehr als 320 Raketen abgefeuert und Drohnen in den Norden Israels geschickt. Nach Angaben des israelischen Rettungsdienstes gab es zunächst keine Meldungen über Verletzte.

Das israelische Kabinett trat noch am frühen Morgen zusammen, um eine Antwort vorzubereiten, wie das Büro von Premierminister Benjamin Netanyahu mitteilte. Verteidigungsminister Yoav Gallant warnte die Hisbollah. Israel werde alles Notwendige tun, um sich zu verteidigen, betonte er.

Israelische Kampfflugzeuge trafen kurz zuvor Ziele im Libanon. Das Militär hatte Hinweise auf einen bevorstehenden Angriff erhalten. Man habe herausgefunden, dass die Hisbollah „sich bereit macht, Raketen und Geschoße auf israelisches Gebiet abzufeuern“. In einer Erklärung warnte die Armee, das Vorgehen der Hisbollah könne zu einer weiteren Eskalation in der Region führen. „Wir haben im Libanon präzise Schläge durchgeführt, um eine unmittelbare Bedrohung für die Bürger Israels abzuwehren“, sagte Verteidigungsminister Gallant. „Wir verfolgen die Entwicklungen in Beirut genau und sind entschlossen, alle uns zur Verfügung stehenden Mittel einzusetzen, um unsere Bürger zu verteidigen.“

An Israels Angriffen im Libanon waren nach Militärangaben rund 100 Kampfjets beteiligt. Es seien Tausende Abschussvorrichtungen der Schiitenmiliz Hisbollah angegriffen und zerstört worden, teilte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari in einem X-Post mit. Die meisten davon seien auf den Norden Israels gerichtet gewesen, ein Teil aber auch auf das Zentrum. Im Zentrum des Landes liegt unter anderem die israelische Küstenmetropole Tel Aviv.

Im Norden Israels ertönten wegen des Angriffs aus dem Libanon Warnsirenen. In mehreren Gebieten waren auch Explosionen zu hören, nachdem das Luftabwehrsystem „Iron Dome“ Raketen aus dem Südlibanon beschossen hatte. Der israelische Rettungsdienst erklärte, er sei im ganzen Land in höchster Alarmbereitschaft. Das Militär gab Anweisungen für den Zivilschutz heraus. Versammlungen wurden damit eingeschränkt, doch können die Einwohner zu ihren Arbeitsplätzen gehen, solange sie in der Lage waren, die Luftschutzräume schnell zu erreichen.

Flüge zum und vom Ben-Gurion-Flughafen in Tel Aviv wurden ausgesetzt, der Flugverkehr sollte aber laut Armeesprecher Daniel Hagari ab 07.00 Uhr Ortszeit (06.00 Uhr MESZ) wieder planmäßig laufen.

Der Verteidigungsminister rief den Notstand aus. Man strebe keinen Krieg gegen den Libanon an, werde aber je nach Entwicklung handeln, erklärte das Außenministerium.

US-Präsident Joe Biden verfolgt die aktuelle Eskalation zwischen Israel und dem Libanon nach Angaben des Weißen Hauses genau. Er sei im Laufe des Samstagabends (Ortszeit) in Kontakt mit seinem Team für Nationale Sicherheit gewesen, sagte ein Sprecher. Ranghohe Vertreter der US-Regierung hielten auf Bidens Anordnung hin laufend Kontakt zu ihren israelischen Amtskollegen. „Wir werden Israels Recht zur Selbstverteidigung weiter unterstützen und wir werden uns weiter für Stabilität in der Region einsetzen“, erklärte Sean Savett, ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats im Weißen Haus.

Israel hatte am 30. Juli den Hisbollah-Kommandanten Shukr in Beirut gezielt getötet. Er soll für den Beschuss der Golanhöhen mit zwölf Toten wenige Tage zuvor verantwortlich gewesen sein.

Seit Beginn des Gaza-Kriegs zwischen Israel und der islamistischen Hamas vor mehr als zehn Monaten beschießt die mit der Hamas verbündete Hisbollah-Miliz aus dem Libanon fast täglich Ziele im angrenzenden Norden Israels. Das israelische Militär wiederum greift regelmäßig Ziele in dem Nachbarland an.

Die im Gaza-Krieg vermittelnden USA, Ägypten und Katar hoffen, dass durch eine Einigung bei den Verhandlungen über eine Waffenruhe in Gaza auch eine Eskalation des Konflikts mit der Hisbollah und dem Iran und damit ein Flächenbrand in Nahost verhindert werden kann. Die Gespräche darüber sollen am Sonntag in Kairo weitergehen.

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