Nach Raketenangriffen: Israel droht Iran mit Vergeltung

2 Tage vor

Nach Raketenangriffen

Nach dem iranischen Raketenangriff mit mindestens 180 Geschoßen von Dienstagabend hat Israels Premier Benjamin Netanjahu mit Vergeltung gedroht. Der Iran habe einen großen Fehler gemacht „und er wird dafür bezahlen“. Unklar ist, wie ein Vergeltungsschlag aussehen könnte. Laut „New York Times“ („NYT“) könnte die israelische Armee iranische Nuklearanlagen angreifen.

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Online seit heute, 7.22 Uhr (Update: 9.54 Uhr)

Betreffen könnte das insbesondere die Anreicherungsanlage in Natans, dem zentralen Teil des iranischen Atomprogramms, heißt es in dem „NYT“-Bericht, der sich auf die Angaben von US-Beamten beruft. Das US-Nachrichtenportal Axios schrieb unter Berufung auf israelische Beamte, in den nächsten Tagen könnte ein „signifikanter Vergeltungsschlag“ gegen Ölförderanlagen im Iran starten.

„Wir werden entscheiden, wann wir den Preis fordern und unsere präzisen und überraschenden Angriffsfähigkeiten demonstrieren werden“, sagte Israels Armeechef Herzi Halevi. Mittwochfrüh meldete die israelische Armee zunächst neue Angriffe auf Ziele der proiranischen Schiitenmiliz Hisbollah im Libanon. Medienberichten zufolge wurden mehrere südliche Vororte der Hauptstadt Beirut beschossen.

Rund 180 Raketen wurden aus dem Iran auf Israel abgefeuert

Die Hisbollah meldete, dass sie sich israelischen Soldaten entgegengestellt habe, die in den südlibanesischen Ort Udaissa eindringen wollten. Zudem habe sie in der Früh selbst Israel mit Raketen angegriffen.

USA: Angriff „vereitelt und unwirksam“

Es werde weitere Angriffe geben, hieß es vom israelischen Armeesprecher Daniel Hagari. Die iranischen Raketenangriffe hätten keine Auswirkungen auf die Einsatzfähigkeit der Luftstreitkräfte gehabt. Netanjahu bezeichnete den iranischen Angriff als gescheitert. Ähnlich die USA: Der Raketenangriff auf Israel sei „vereitelt und unwirksam“ gewesen, dennoch handle es sich um eine „bedeutende Eskalation“, hieß es von US-Sicherheitsberater Jake Sullivan.

Der Großteil der Geschoße wurde von Israel und einer von den USA geführten Verteidigungskoalition abgefangen. Zur Raketenabwehr setzten die USA nach eigenen Angaben Kriegsschiffe ein. US-Präsident Joe Biden hatte das US-Militär angewiesen, Israel zu unterstützen und iranische Raketen abzuschießen.

Millionen suchten Schutz

In ganz Israel hatten Millionen Menschen in Bunkern und Schutzräumen Schutz gesucht. Dennoch gab es ein Todesopfer im Westjordanland und zwei Verletzte in Tel Aviv. Laut Hagari gab es eine kleine Zahl von Einschlägen im Zentrum und Süden Israels.

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In Videos wurden Aufnahmen von mutmaßlichen Schäden geteilt, nachdem Raketenteile herabgefallen waren. Die israelische Armee etwa veröffentlichte ein Video, das ein beschädigtes Schulgebäude in Zentralisrael zeigt, das bei dem Angriff getroffen worden sein soll.

Millionen Israelis suchten in Schutzräumen und Bunkern Schutz Frankreich mobilisierte militärische Mittel

Biden hatte die US-Streitkräfte in der Region angewiesen, Israels Verteidigung zu unterstützen und iranische Raketen abzuschießen. Auch Frankreich teilte mit, militärische Mittel im Nahen Osten mobilisiert zu haben. Das britische Militär beteilige sich ebenfalls an Versuchen, eine weitere Eskalation im Nahen Osten zu verhindern, hieß es vom britischen Verteidigungsministerium. Die EU verurteilte den Angriff auf Israel.

UNO-Generalsekretär Antonio Guterres appellierte nach dem iranischen Angriff auf Israel an die Konfliktparteien in Nahost. „Ich verurteile die Ausweitung des Nahost-Konflikts, der immer weiter eskaliert. Das muss aufhören. Wir brauchen unbedingt einen Waffenstillstand“, teilte Guterres auf der Plattform X mit.

Warnungen vor regionaler Eskalation

Zahlreiche Nahost-Experten sehen die nächsten Schritte Israels als entscheidend an. Der iranische Angriff gebe Israel Anlass, direkt auf iranischem Territorium zurückzuschlagen, sagte Mohanad Hage Ali vom Malcolm H. Kerr Carnegie Middle East Center in Beirut gegenüber dem „Wall Street Journal“ („WSJ“). Das könnte einen regionalen Krieg auslösen. Entsprechend drängt Biden, eine Reaktion gut abzuwägen. Es gebe dazu eine laufende Diskussion, die USA seien in ständigem Kontakt mit der israelischen Regierung und den Partnern der USA.

Israel: Spezialeinheiten seit Monaten aktiv

Eine weitere Stufe der Eskalation wurde in der Nacht auf Dienstag erreicht, als erstmals nach fast zwei Jahrzehnten israelische Bodentruppen wieder in den Libanon eindrangen. Am Mittwoch teilte die israelische Armee mit, dass auch reguläre Infanterie und gepanzerte Einheiten an der Bodenoperation im Libanon beteiligt sind und die Kommando- und Fallschirmjägereinheiten verstärken.

Spezialeinheiten würden bereits seit Monaten Bodenangriffe gegen Ziele der Hisbollah jenseits der Grenze durchführen. Dabei hätten sie Tunnel und Waffenverstecke unter Häusern entdeckt. Die Hinzunahme von Infanterie- und Panzertruppen der 36. Division einschließlich der Golani-Brigade, der 188. gepanzerten Brigade und der 6. Infanteriebrigade, deutet darauf hin, dass die Operation über begrenzte Kommandoangriffe hinausgeht. Israel betonte aber, dass die Bodenoperation begrenzt bleiben werde.

Die Hisbollah meldete Mittwochfrüh erstmals direkte Kämpfe mit israelischen Bodentruppen. Diese hätten versucht, in den libanesischen Ort Udaissa einzudringen, was die Schiitenmiliz laut eigenen Angaben verhindert habe. Auf israelischer Seite habe es Opfer gegeben. Das israelische Militär äußerte sich nicht zu den Bodenkämpfen.

Iran: Raketenangriffe „mutige Tat“

Erst vor wenigen Tagen war bei den Angriffen auf den Libanon Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah getötet. Die Raketenangriffe auf Israel seien eine Vergeltung dafür gewesen, hieß es von der iranischen Revolutionsgarde.

Die Aktion sei beendet, es sei denn, Israel starte einen Vergeltungsschlag: „In diesem Fall wird unsere Antwort stärker und kräftiger ausfallen“, warnte der iranische Außenminister Abbas Araktschi. Das iranische Vorgehen sei ein Akt der Selbstverteidigung nach Artikel 51 der UNO-Charta gewesen. Am Mittwoch rief Araktschi die USA auf, nicht in den Konflikt einzugreifen. Der Iran strebe keine Eskalation an, fürchte aber auch keinen Krieg.

Im iranischen Staatsfernsehen wurden die Raketenangriffe als „mutige Tat“ gefeiert. Iranischen Angaben zufolge wurden erstmals Hyperschallraketen eingesetzt. Mit der Rakete vom Typ Fatah-1 sei es den Luftstreitkräften der Revolutionsgarde gelungen, die israelische Luftabwehr zu überwinden, berichtete der staatliche Rundfunk.

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