Isabel Gose holt Bronze: Zweite deutsche Schwimm-Medaille bei ...
Isabel Gose ist im längsten Rennen im Olympiabecken der La Défense Arena von Nanterre zur Bronzemedaille geschwommen. In einem mitreißenden Schlussspurt konnte sich Gose von der Italienerin Simona Quadarella absetzen und nach 15:41,16 Minuten den dritten Platz über 1500 Meter Freistil sichern. Ihren Angriff auf Platz zwei wehrte die Französin Anastasiia Kirpichnikova ab, die nach 15:40,35 Minuten im Ziel war.
Überlegene Olympiasiegerin wurde ein weiteres Mal die Amerikanerin Katie Ledecky, die nach 15:30,02 Minuten anschlug. Für Ledecky war es der achte Olympiasieg und die zwölfte Medaille bei Olympischen Spielen. Mit diesem Olympiasieg ist Ledecky mit Jenny Thompson gleichgezogen, die zwischen 1992 und 2004 ebenfalls zu acht Olympiasiegen, drei Silber- und einer Bronzemedaille geschwommen war.
Ein einziger Spannungsbogen
In Nanterre hatte sie bereits Bronze über 400 Meter Freistil gewonnen. Jenes Rennen hatte Isabel Gose in deutscher Rekordzeit auf Platz fünf beendet, und auch am Mittwochabend schwamm sie schneller als jede deutsche Frau vor ihr. Mit ihrer Zeit unterbot sie die 15:42,91 Minuten, die Sarah Wellbrock 2021 in Tokio zur Bronzemedaille geführt hatte.
Vom Startblock weg hatte das Rennen einen einzigen Spannungsbogen: Würde die Italienerin die Deutsche abschütteln können, oder würde Isabel Gose Simona Quadarella, der sie 1000 Meter lang mit Zehntelsekundenabstand folgte, überflügeln?
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Nach 1050 Metern schob sich Gose erstmals vorbei, Quadarella konterte. Nach 1250 Metern zog Gose wieder vorbei, um wenige Zentimeter. Wieder schlug die Italienerin zurück. Auf der drittletzten Bahn verschärfte Isabel Gose das Tempo dann entscheidend: Sie zog an Quadarella vorbei und wehrte deren letzten Konter ab.
„Das war ja nichts Neues“, sagte Isabel Gose anschließend auf der Pressekonferenz zum Zweikampf mit Quadarella. „Ein Konkurrenzkampf, den ich über die ganze letzte Saison kennengelernt habe. Ich habe sie im richtigen Rennen geschlagen.“
Hatte sie im Winter bei der WM in Doha noch deutlichen Rückstand auf Quadarella, die dort in Abwesenheit Ledeckys gesiegt hatte, schwamm die 22 Jahre alte, in Magdeburg trainierende Gose nun das stärkere Rennen. Das ekstatische Publikum, das zuvor Léon Marchand zum zweiten Olympiasieg, über 200 Meter Schmetterling, gebrüllt hatte, trug Kirpichnikova zu Silber. Für Gose erfüllte sich auch mit der Bronzemedaille ein großes Karriereziel.
Bernd Berkhahn, der Bundestrainer, der Gose in Magdeburg trainiert, hatte bereits nach dem Rennen über 400 Meter Freistil gesagt, die Hochrechnung jener Leistung, Platz fünf mit deutschem Rekord, mache „sehr viel Mut“. Berkhahn hatte bereits prognostiziert, dass Simona Quadarella „eine der Hauptgegnerinnen“ im 1500-Meter-Rennen werden würde.
Gose habe „phantastisch trainiert, Wahnsinnsserien gemacht“ im Training und „nie einen Ausfall gehabt oder nachgelassen“. Sie würde das Rennen „sehr selbstbewusst und mutig“ angehen können: „Konditionell ist Isa mit die Stärkste hier, definitiv.“
„Man ist einfach dankbar, was man hier erleben darf. Die internationalen Medaillen, die ich bisher gesammelt habe, waren woanders, deshalb war ein kleiner Zweifel dabei. Ich war sehr aufgeregt und hatte Respekt vor den 1500 Metern. Ich bin einfach super happy, dass die harte Arbeit sich ausgezahlt hat und der Plan so aufgegangen ist.“
Marchand sorgt für Höhepunkt
Lukas Märtens, der mit seinem Sieg über 400 Meter am Samstag für die erste deutsche Medaille im Becken gesorgt hatte, schwamm anschließend als Viertschnellster ins Finale über 200 Meter Rücken an diesem Donnerstag. Für die Höhepunkte des Tages sorgten dann anschließend abermals Léon Marchand über 200 Meter Brust und der Chinese Pan Zhanle, dem über 100 Meter Freistil der erste Weltrekord der olympischen Wettkampfwoche in Nanterre gelang.
Marchand, für dessen Ambition, mit dem dritten Olympiasieg während einer Ausgabe der Olympischen Spiele in dieser Woche mit dem Skirennläufer Jean-Claude Killy (1968), dem Biathleten Martin Fourcade (2018) und Paul Masson gleichgezogen, der 1896 drei Radrennen gewann.
Das Triple aus Siegen über 400 Meter Lagen und den 200 Meter Strecken in Brust- und Schmetterlingslage ist noch keinem Schwimmer gelungen. Bereits am Donnerstagmittag steht für ihn der Vorlauf über 200 Meter Lagen an; ein vierter Olympiasieg würde ihn somit zum erfolgreichsten französischen Sportler bei einer einzelnen Ausgabe Olympischer Spiele machen.
„Ich wusste, dass ich es schaffen kann“, sagte Marchand nach dem Rennen über 200 Meter Brust. „Ankommen. Nicht gewinnen. Deshalb wollte ich das ja probieren. Ich habe jeden Moment genossen.“ Die Atmosphäre im Rennen über 200 Meter Schmetterling sei „verrückt“ gewesen, sagte Marchand. Die Anfeuerung der Zuschauer habe ihn an den Ungarn Kristof Milak heran getragen, den Marchand auf den letzten Metern überflügelte. Marchand schlug in olympischer Rekordzeit nach 1:51,21 Minuten an.
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Das Rennen auf der Bruststrecke war weit weniger eng. Marchand gewann mit einer knappen Sekunde Vorsprung vor dem Australier Zac Stubblety-Cook. Der Niederländer Caspar Corbeau wurde Dritter, mit mehr als zwei Sekunden Rückstand auf Marchand.
Pan Zhanle schwamm in der letzten Entscheidung des Abends in Weltrekordzeit zur Goldmedaille über 100 Meter Freistil. Er schlug nach 46,40 Sekunden an und verbesserte die von ihm als Startschwimmer im Staffelrennen der Spiele von Tokio gesetzte Bestzeit (46,80) Sekunden um vier Zehntel.
Pan steht nicht auf der Liste der 23 chinesischen Schwimmerinnen und Schwimmer, die im Januar 2021 positiv auf das im Sport verbotene Herzmittel Trimetazidin getestet, gegen die aber kein Dopingverfahren eingeleitet wurde. Silber gewann der Australier mit einem bemerkenswerten großen Abstand von 1,08 Sekunden. Dritter wurde David Popovici aus Rumänien, Olympiasieger über 200 Meter Freistil, der eine Hundertstelsekunde nach Chalmers anschlug. Josha Salchow, der erste deutsche Schwimmer seit 1992, der das Finale über 100 Meter Freistil erreicht hatte, wurde in 47,80 Sekunden Sechster – mit deutschem Rekord.