TV-Dokumentation über Iris Berben Anarchistin mit Seidentuch

Berlin · In der neuen TV-Dokumentation „Iris Berben - Ein persönliches Porträt“ würdigen Stars die Filmdiva.

Die Grande Dame des deutschen Films Iris Berben blickt gemeinsam mit Wegbegleitern und Bewunderern auf ihre Karriere zurück.

Foto: dpa/Jens Kalaene

Krawalle, Klamauk und großes Kino: Iris Berben hat sich in den vergangenen Jahrzehnten von der linken Straßenkämpferin über die Ulknudel aus den frivolen Gagshows „Klimbim“ und „Sketchup“ zur Grande Dame des deutschen Films gewandelt. In der Dokumentation „Iris Berben – Ein persönliches Porträt“ (17. November, Arte) blickt die politisch engagierte 74-Jährige auf ihr Leben vor der Kamera zurück – in sieben Begegnungen mit Wegbegleitern und Bewunderern wie Anke Engelke, Marius Müller-Westernhagen, Jim Rakete oder Barbara Sukowa.

Ausschnitte aus frühen Filmen zeigen die ersten, heute fast vergessenen Gehversuche von Iris Berben: Ende der 60er trat sie in experimentellen Kurzfilmen auf, stand für Regie-Rebell Klaus Lemke in der Milieustudie „Brandstifter“ vor der Kamera. Es war die Zeit, als Berben bei der Studentenbewegung mitmischte, auf die Straße ging und selbst gebastelte Molotowcocktails warf. „Ich war auf jeder Demo, kenne die Stärke jedes Wasserstrahls, der mich durch die Straße katapultiert hat“, sagt sie in der Doku. Sie sei aber froh, dass sie dann anders abgebogen sei.

Nicht alles, was die junge Iris Berben drehte, war pures Filmgold. Gemeinsam mit Marius Müller-Westernhagen sieht sie sich Ausschnitte aus der 70er-Jahre-Krimiserie „Motiv Liebe“ an, für die sie beide damals vor der Kamera standen, und ruft bei ihrem eigenen Anblick eher entsetzt als amüsiert: „Das bin ja ich!“ Über die Rolle als junge Frau mit Drogenproblem sagt sie: „Das ist etwas, das würde ich gerne vergessen.“

Bei „Sketchup“ oft auch leicht bekleidet

Gemeinsam mit ihrem Schauspiel-Kollegen Numan Acar, mit dem sie kürzlich gemeinsam die Netflix-Serie „Paradise“ drehte, wirft Iris Berben einen Blick in die 80er-Jahre-Witzeshow „Sketchup“, deren anzüglicher Humor aus heutiger Sicht problematisch wirkt. Seine Familie habe die Serie gerne geschaut und mit ihrer Hilfe Deutsch gelernt, erzählt Numan Acar, der als Achtjähriger aus der Türkei nach Deutschland kam. In jungen Jahren stand Iris Berben oft leicht bekleidet oder auch nackt vor der Kamera, ihr gutes Aussehen faszinierte Regisseure und Publikum. Anke Engelke sagt in der Dokumentation von Anke Sterneborg und Irene Höfer anerkennend: „Sie hat sich erfolgreich dagegen gewehrt, auf ihre Schönheit reduziert zu werden“. Auch andere Prominente sind voll des Lobes – Regisseurin Sherry Hormann etwa schwärmt, Iris Berben sei eine „innere Anarchistin“, gehüllt in ein elegantes Seidentuch.

Eine große Rolle jagte die nächste

Als ihr Sohn Oliver zur Welt kam, heute ein erfolgreicher Filmproduzent, wendete sich Berben vom Hippie-Lifestyle ab und drehte intensiv fürs Fernsehen. Die Angebote für große Kinorollen blieben deshalb aus, erinnert sie sich bekümmert – dabei hatte sie im Italowestern „Lasst uns töten, Companeros“ an der Seite von Franco Nero 1970 Hollywood-Luft geschnuppert und träumte davon, mal mit Regisseuren wie Godard zu drehen. Ihre Fernsehkarriere nahm dafür zunehmend Fahrt auf: „Das Erbe der Guldenburgs“, „Krupp“, die Krimireihe „Rosa Roth“ – eine große Rolle jagte die andere.

2022 durfte sie in der Tragikomödie „Triangle of Sadness“ endlich bei einem weltbeachteten Kinofilm eine tragende Rolle spielen: Die bitterböse Reichen-Satire erhielt bei den Filmfestspielen von Cannes die Goldene Palme, und beim Hausbesuch bei Regisseur Ruben Östlund darf sie das gute Stück sichtlich bewegt in die Hand nehmen.

Der rote Faden der Dokumentation ist eine Fotosession, bei der Jim Rakete die Schauspielerin fotografiert und ihr Fragen stellt. Auch Iris Berbens langjähriger Kampf gegen Antisemitismus bleibt dabei nicht außen vor – in dem 2023 gedrehten Beitrag kämpft sie an diesen Stellen mit den Tränen. Der Film ist eine Hommage an Deutschlands vielleicht beliebteste Schauspielerin, die am Ende ihr Lebensmotto preisgibt: „Dreckig bleiben“.

„Iris Berben – Ein persönliches Porträt“, Sonntag, 17. November, 22.35 Uhr, Arte