Intel: Aktie schießt nach Milliardenminus hoch

2 Stunden vor

So viel Nettominus gab es bei Intel noch nie: 16,6 Milliarden US-Dollar gibt der Chiphersteller in seinen Büchern an. Der größte Teil davon soll sich aber nicht auf den tatsächlichen Cashflow auswirken – er existiert laut Intel nur auf dem Papier. Die bereinigten Zahlen (Non-GAAP) weisen allerdings immer noch ein Nettominus von zwei Milliarden Dollar auf.

Intel Aktie - Figure 1
Foto heise online

Intel verbucht insgesamt 15,9 Milliarden Dollar an Wertminderungen und 2,8 Milliarden an Umstrukturierungskosten, die sich wie folgt zusammensetzen:

9,9 Milliarden Dollar an nicht zahlungswirksamen Aufwendungen durch die Bildung einer Wertberichtigung auf latente Steuerguthaben in den USA.3,1 Milliarden Dollar durch Wertminderungen und beschleunigte Abschreibungen von Produktionsmaschinen, primär für den Fertigungsprozess Intel 7.2,9 Milliarden Dollar Goodwill-Wertminderungen für bestimmte Firmensparten, darunter 2,6 Milliarden allein für die Automotive-Sparte Mobileye.2,8 Milliarden Dollar für Umstrukturierungen, primär Abfindungen für circa 15.000 gestrichene Arbeitsplätze. Nur dieser Posten soll den Cashflow tatsächlich negativ belasten.

Den ersten großen Posten bezieht Intel auf wiederholte Verluste in den vergangenen drei Jahren. Die Goodwill-Wertminderung von Mobileye soll dem tatsächlichen Firmenwert entsprechen, der in den Büchern zuletzt zu hoch war. Mobileyes Umsatz mit Chips etwa für Fahrassistenzsysteme brach 2024 ein.

Für den Fertigungsprozess Intel 7 gibt es kaum noch Bedarf. Intel fertigt damit im Wesentlichen noch seine auslaufenden Raptor-Lake-Prozessoren wie die Core i-14000 (Desktop) und Core 100 (Notebooks). Einige Fertigungsanlagen und teilweise -räume kann der Hersteller laut eigenen Angaben nicht für modernere Prozesse gebrauchen. Erst nach Intel 7 führte die Firma Lithografie-Systeme mit extrem-ultravioletter Belichtungstechnik (EUV) ein. Die Wertminderung soll "überhöhte Ausgaben in der COVID-Ära" widerspiegeln. In den Jahren 2020 und 2021 war der Chipbedarf hoch, gefolgt von einer Talfahrt.

Ordentlicher Umsatz

Der Umsatz liegt mit 13,3 Milliarden Dollar derweil am oberen Ende der Erwartungen und damit "nur" 6 Prozent unter dem Vorjahr. Die Client Group (CCG) mit allen Prozessoren und Grafikkarten für Desktop-PCs sowie Notebooks schrumpft um 7 Prozent auf 7,3 Milliarden Dollar. Sie bleibt Intels mit Abstand wichtigste Sparte.

Die Serversparte Data Center and AI (DCAI) wächst um 9 Prozent auf 3,3 Milliarden Dollar. Darin sind die Xeon 6700E (Sierra Forest) mit bis zu 144 Effizienzkernen enthalten, die im Juni 2024 erschienen, aber kaum die Performance-Kern-Variante Xeon 6700P (Granite Rapids), die im September folgte. Die noch größeren Xeon 6900E und Xeon 6900P kommen erst 2025.

Die Sparte Network and Edge (NEX) legt um 4 Prozent auf 1,5 Milliarden Dollar zu. Intels Tochter Altera für programmierbare Logikgatterchips (FPGAs) geht es mit einem Umsatz von nur 412 Millionen Dollar weiter schlecht. Mobileye verweilt bei knapp einer halben Milliarde Dollar Umsatz.

Den Umsatz mit der Chipfertigung (Intel Foundry) beziffert der Hersteller auf 4,4 Milliarden Dollar – 8 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Intels CPU-Sparten zahlen inzwischen "marktübliche" Preise an Intel Foundry, die separat verbucht werden. Das meiste Minus entfällt so auf die Fertigungssparte.

Intel-Präsentation zu den Quartalszahlen (4 Bilder)
Aktie steigt

Trotz des hohen Nettominus' erfreut sich die Börse am Bericht – wohl auch deswegen, weil Schlimmeres befürchtet wurde und der operative Cashflow ordentlich ist. Intel gibt letzteren mit 4,1 Milliarden Dollar an, 78 Prozent mehr als im Quartal zuvor.

Unmittelbar nach Bekanntgabe des Geschäftsberichts schoss die Aktie um 10 Prozent hoch und stabilisierte sich dann bei einem Plus von 6 Prozent. Damit befindet sich die Aktie wieder auf dem Niveau von vor einer Woche.

Im jetzt laufenden vierten Quartal erwartet Intel einen Umsatz zwischen 13,3 Milliarden und 14,3 Milliarden Dollar. Selbst am oberen Ende würde der Umsatz im Jahresvergleich um 7 Prozent sinken.

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(mma)

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