Intel-Aktie deutlich fester: Baustart von Chipfabrik verschoben ...

2 Tage vor
Intel-Aktie

Konzernchef Pat Gelsinger stellte eine Verzögerung von rund zwei Jahren in Aussicht - machte aber deutlich, dass es nur eine Schätzung auf Basis der erwarteten Nachfrage sei. In der Bundesregierung ging sofort eine Debatte los, wie nun die eingeplanten Milliarden-Subventionen verwendet werden könnten.

Erster Spatenstich für dieses Jahr erhofft

Intel hatte in Sachsen-Anhalt den Bau von zunächst zwei Chip-Fabriken angekündigt. Dabei sollten rund 3000 Arbeitsplätze entstehen. Der erste Spatenstich war für dieses Jahr angepeilt worden. Die Bundesregierung hatte im vergangenen Jahr staatliche Hilfen von 9,9 Milliarden Euro für die Ansiedlung in Aussicht gestellt. Die Freigabe der EU-Kommission dafür steht aber noch aus.

Noch vor wenigen Monaten hatte Gelsinger gesagt, dass in Magdeburg die modernsten Produktionsverfahren zum Einsatz kommen sollten, mit denen Intel zur erfolgreicheren Konkurrenz aufschliessen will. Doch der Konzern kämpft mit Geldsorgen - und war gezwungen, irgendwo den Rotstift anzusetzen.

Bei dieser Abwägung gewann der Heimatmarkt: Gelsinger bekräftigte die Investitionen in den US-Bundesstaaten Ohio, Arizona, Oregon und New Mexico - und kündigte einen zweijährigen Stopp auch für die Pläne in Polen an.

Wohin mit den Subventions-Milliarden?

Für die Bundesregierung, die eine Finanzierungslücke im Haushalt hat, stellt sich nun die Frage, was man mit den für Intel vorgesehenen Milliarden zunächst einmal machen könnte. "Alle nicht für Intel benötigten Mittel müssen zur Reduzierung offener Finanzfragen im Bundeshaushalt reserviert werden", schrieb Finanzminister Christian Lindner auf der Online-Plattform X. "Alles andere wäre keine verantwortungsbewusste Politik", argumentierte der FDP-Vorsitzende.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hielt dagegen: "Wir werden jetzt gemeinsam beraten, wie wir mit nicht genutzten Mitteln sinnvoll und sorgsam umgehen und sie zum Wohle des Landes einsetzen." Aus dem Ministerium hiess es, die Gelder seien im Klima- und Transformationsfonds, genannt KTF, vorgesehen und stünden nicht dem Kernhaushalt zur Verfügung. In dem Fonds gibt es ebenfalls eine Milliardenlücke.

Die Haushälter im Bundestag prüfen, wo der Etatentwurf der Bundesregierung verändert werden muss - und wie die Lücke von 12 Milliarden Euro reduziert werden kann.

Intel muss erst die Kurve kriegen

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) telefonierte mit Gelsinger. Wirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) setzt weiter auf eine Ansiedlung des Konzerns. "Intel hält, wenn auch mit einer zeitlichen Verzögerung, weiter an dem Projekt fest. Das ist für uns alle eine wichtige Nachricht", sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Voraussetzung dafür ist allerdings, dass es Intel in den kommenden zwei Jahren gut genug für weitere Milliardeninvestitionen geht. Der einst dominierende Branchenpionier bleibt heute bei den lukrativsten Halbleiter-Geschäften aussen vor.

So werden Smartphone-Chips von Apple , Qualcomm oder Google auf Basis von Technologie des britischen Chipdesigners Arm entwickelt. Der Grafikkarten-Spezialist Nvidia dominiert bei Chips für KI-Software wie ChatGPT. Und produziert werden all diese High-Tech-Halbleiter hauptsächlich in Taiwan beim Auftragsfertiger TSMC .

Magdeburg ist Teil eines teuren Intel-Rettungsplans

Intel bleiben das Geschäft mit einigen Chips für Rechenzentren sowie Windows-PCs - doch auch hier griff zuletzt Qualcomm mit Arm-Prozessoren an. Der einstige Platzhirsch kämpfte derweil mehrfach mit Problemen bei neuen Chip-Generationen.

Gelsinger, der Anfang 2021 als Sanierer zu Intel zurückkam, hat einen ambitionierten - und teuren - Rettungsplan. Er will nicht nur erfolgreiche eigene Chips entwickeln, sondern auch so gut in der Fertigung werden, dass sich andere Firmen für Intel als Auftragsproduzenten entscheiden. Dafür werden die Fabriken in eine eigenständige Einheit innerhalb des Konzerns ausgelagert.

Und es sollen mehrere neue Werke gebaut werden - mit hohen staatlichen Subventionen. Dabei setzte Gelsinger auf die Angst vor Chip-Engpässen durch einen Konflikt um Taiwan. Denn ohne die Lieferungen von TSMC ginge im Westen sehr schnell kaum etwas, warnen Experten. Die Halbleiter-Knappheit in der Corona-Krise würde dagegen harmlos wirken.

Die Alternative: Fabriken in den USA und Europa. Das kostet viele Milliarden und dauert Jahre. Aber wenn es gelingen würde, Ende dieses Jahrzehnts rund die Hälfte der Produktion hochmoderner Chips in den Westen zu bringen, hätte man viel für Versorgungssicherheit erreicht, sagte Gelsinger im Februar. Ein Nebeneffekt: Intel wäre fester in den westlichen Chip-Lieferketten verankert. Magdeburg ist ein Teil dieses Plans.

KI-Chip für Amazon

Doch selbst wenn der Bund 10 Milliarden Euro in Magdeburg zuschiesst - die restlichen 20 Milliarden müssen auch noch aufgebracht werden. Und Intel muss sparen. Allein im vergangenen Quartal fuhr der Konzern einen Milliardenverlust ein - und Analysten rechnen noch mit weiteren roten Zahlen. Gelsinger kündigte Anfang August bereits den Abbau von rund 15.000 Arbeitsplätzen an. Das sind etwa 15 Prozent der Belegschaft. Insgesamt will er zum kommenden Jahr mehr als zehn Milliarden Dollar einsparen.

In den USA, wo Intel ebenfalls Milliarden-Subventionen bekommt, konnte Gelsinger zugleich einen Erfolg für seine Auftragsfertiger-Strategie verbuchen. Intel werde einen KI-Chip für die Cloud-Sparte von Amazon mitentwickeln und fertigen, kündigte er an.

Deutsches Finanzministerium will Intel-Gelder zur Haushalts-Entlastung nutzen

Das deutsche Finanzministerium will nach dem verschobenen Baustart der Intel-Fabrik in Magdeburg vorgesehene staatliche Fördermittel in Milliardenhöhe zur Entlastung des Bundeshaushalts nutzen. Wie es aus Kreisen des Finanzministeriums hiess, dürfte in den Jahren 2024 und 2025 mit Verschiebungen oder wegfallenden Mittelbedarfen im Klima- und Transformationsfonds (KTF) zu rechnen sein. Diese Entlastungen sollten genutzt werden, um "offene Finanzfragen" im Kernhaushalt zu reduzieren.

Dies sei auch deshalb gerechtfertigt, da der Kernhaushalt mit einem im Entwurf zum Nachtragshaushalt 2024 enthaltenen Zuschuss sowie ab 2025 einer Verlagerung von Lasten bei der Förderung der erneuerbaren Energien in den Kernhaushalt den KTF in ganz erheblichem Umfang unterstütze.

Milliarden aus dem Klima- und Transformationsfonds

Die Bundesregierung will die Intel-Ansiedlung eigentlich mit staatlichen Mitteln von rund 10 Milliarden Euro fördern. Intel legt den Bau eines Werks in Magdeburg aber auf Eis. Das Projekt werde voraussichtlich um zwei Jahre verzögert, teilte Firmenchef Pat Gelsinger mit. Intel kämpft mit Verlusten und hat ein Sparprogramm eingeleitet.

Die Fördermittel für Intel sollen aus dem Klima- und Transformationsfonds kommen - einem Sondertopf, über den der Bund Klimaprojekte, aber auch Ansiedlungen von wichtigen Technologien fördert. Für dieses Jahr sind im KTF für die Intel-Ansiedlung rund 4 Milliarden Euro vorgesehen.

Uneinigkeit über Verwendung der Fördermittel

Finanzminister Christian Lindner (FDP) schrieb auf der Online-Plattform X, alle nicht für Intel benötigten Mittel müssten zur Reduzierung offener Finanzfragen im Bundeshaushalt reserviert werden.

Im Regierungsentwurf des Bundeshaushalts 2025 ist eine sogenannte globale Minderausgabe von 12 Milliarden Euro veranschlagt. Damit geht die Ampel davon aus, dass die Regierung im kommenden Jahr 12 Milliarden Euro ihres Budgets nicht ausgeben wird, weil zum Beispiel Projekte scheitern oder Fördermittel nicht abgerufen werden. Lindner hat bereits betont, dass diese Lücke bis zum Etatbeschluss zu Jahresende noch um mehrere Milliarden reduziert werden muss.

Aus dem Wirtschaftsministerium dagegen hiess es, die Intel-Gelder stünden nicht dem Kernhaushalt zur Verfügung.

Aus Kreisen des Finanzministeriums hiess es weiter mit Blick auf die Intel-Gelder, um die Entlastung des KTF im Kernhaushalt nutzen zu können, stünden verschiedene Wege zur Verfügung. In Betracht kämen etwa eine Absenkung des für 2024 eingeplanten Bundeszuschusses und eine Abführung von bisher im KTF-Wirtschaftsplan 2025 eingeplanten Mitteln an den Kernhaushalt. Weiter hiess es, die Bundesregierung habe bereits vereinbart, Wege zu prüfen, mit denen ein Teil der Mehrbelastungen des Kernhaushalts aus dem KTF finanziert werden könnten. Diese Prüfung müsse nun vorgezogen werden.

Bundesregierung droht Streit über Intel-Beihilfen

Rückschlag für den Hightech-Standort Deutschland: Der US-Chiphersteller Intel verschiebt den Bau eines 30 Milliarden Euro teuren Werks in Magdeburg. 3'000 Arbeitsplätze sollten entstehen. Konzernchef Pat Gelsinger schätzt die Verzögerung auf zwei Jahre.

In der Ampelregierung streiten nun Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Finanzminister Christian Lindner (FDP), wofür die zehn Milliarden Euro Intel-Beihilfen verwendet werden sollen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) kann sich vorstellen, einen Teil der Staatshilfen vorübergehend zu nutzen, um Lücken im Staatshaushalt zu schliessen.

Scholz: Keine voreiligen Entscheidungen

Die Bundesregierung wolle zugleich die Halbleiterentwicklung in Deutschland voranbringen und dafür Sorge tragen, "dass wir mit unseren Finanzen gut auskommen", sagte Scholz im kasachischen Astana. Deswegen sei das jetzt Gegenstand "sehr konstruktiver Beratungen". "Ich gehe auch davon aus, dass wir da einfach in alle Richtungen unsere Möglichkeiten nutzen. Da gibt es nicht nur schwarz und weiss", sagte Scholz und sprach sich gegen voreilige Entscheidungen aus.

Die Bundesregierung muss eine 12 Milliarden grosse Finanzierungslücke im Haushalt stopfen.

Lindner: Intel-Mittel für Haushalt reservieren - Habeck sieht das anders

"Alle nicht für Intel benötigten Mittel müssen zur Reduzierung offener Finanzfragen im Bundeshaushalt reserviert werden", schrieb Lindner auf der Online-Plattform X. "Alles andere wäre keine verantwortungsbewusste Politik."

Habeck sieht in dem verschobenen Baustart eine rein unternehmerische Entscheidung. Diese habe mit der Konzernpolitik und "Geldbedarfen" zu tun, sagte Habeck am Rande eines Start-up-Gipfels in Berlin. "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht." Die beihilferechtliche Genehmigung der EU-Kommission stehe kurz bevor. "Wie jetzt konkret mit den reservierten Geldern zu verfahren ist, das werden wir hinter den Kulissen in der Regierung besprechen."

Habeck: Halten an unserer Strategie fest

Es ändere sich nichts am Ziel, die Halbleiterproduktion in Europa zu halten beziehungsweise aufbauen zu wollen. "Denn die Strategie ist ja nicht auf ein einziges Unternehmen ausgerichtet, sondern darauf, dass wir Wirtschaftssicherheit bekommen, dass wir in diesem kritischen Industriebereich eine gewisse Kompetenz auch in Europa haben und nicht zu 100 Prozent abhängig sind von südostasiatischen Märkten", sagte Habeck.

Die Fördermittel für Intel sollen aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF) kommen - einem Sondertopf, über den der Bund Klimaprojekte, aber auch Ansiedlungen von wichtigen Technologien fördert. Für dieses Jahr sind im KTF für die Intel-Ansiedlung rund 4 Milliarden Euro vorgesehen. Aus dem Wirtschaftsministerium hiess es, die Intel-Gelder stünden nicht dem Kernhaushalt zur Verfügung.

Intel muss sparen und investiert in den USA

Intel hatte in Sachsen-Anhalt den Bau von zunächst zwei Chip-Fabriken angekündigt. Der erste Spatenstich war in diesem Jahr geplant. Doch allein im vergangenen Quartal fuhr der Konzern einen Milliardenverlust ein - und Analysten rechnen weiter mit roten Zahlen. Gelsinger kündigte im August den Abbau von rund 15.000 Arbeitsplätzen an - etwa 15 Prozent der Belegschaft. Insgesamt will er zum kommenden Jahr mehr als zehn Milliarden Dollar einsparen.

Noch vor wenigen Monaten hatte Gelsinger gesagt, dass in Magdeburg die modernsten Produktionsverfahren zum Einsatz kommen sollten, mit denen Intel zur erfolgreicheren Konkurrenz aufschliessen will. Letztlich gewann bei der Abwägung von Standorten der Heimatmarkt. Gelsinger bekräftigte Investitionen in den US-Bundesstaaten Ohio, Arizona, Oregon und New Mexico - und kündigte einen zweijährigen Stopp auch für die Pläne in Polen an.

Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) setzt weiter auf eine Ansiedlung. "Intel hält, wenn auch mit einer Verzögerung, weiter an dem Projekt fest", sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Magdeburg ist Teil eines teuren Intel-Rettungsplans

Gelsinger, der Anfang 2021 als Sanierer zu Intel zurückkam, hat einen ambitionierten - und teuren - Rettungsplan. Er will nicht nur erfolgreich eigene Chips entwickeln, sondern auch so gut in der Fertigung werden, dass sich andere Firmen für Intel als Auftragsproduzenten entscheiden.

Dafür werden Fabriken in eine eigenständige Einheit innerhalb des Konzerns ausgelagert. Und es sollen mehrere neue Werke gebaut werden - mit hohen staatlichen Subventionen. Dabei setzt Gelsinger auf die Angst vor Chip-Engpässen durch einen Konflikt zwischen China und Taiwan.

Ohne die Lieferungen des taiwanesischen Herstellers TSMC ginge im Westen sehr schnell kaum etwas, warnen Experten. Die Halbleiter-Knappheit in der Corona-Krise wäre dagegen vergleichsweise harmlos.

Taiwanesischer Chiphersteller TSMC: Bau in Dresden im Plan

Die angekündigte Verschiebung des Intel-Grossprojekts in Magdeburg hat auf den Bau der ersten Chipfabrik des taiwanesischen Halbleiterkonzerns TSMC in Dresden keinen Einfluss. "Es bleibt bei den Plänen. Die Projekte in Magdeburg und Dresden sind unabhängig voneinander", sagte der Geschäftsführer des Branchennetzwerkes Silicon Saxony, Frank Bösenberg, auf dpa-Anfrage. Man blicke optimistisch in die Zukunft.

Auf Sachsen hat das keine unmittelbaren Auswirkungen, sagte Vize-Ministerpräsident Wolfram Günther (Grüne) in Dresden. Der Freistaat mit dem Raum Dresden sei "ein ganz zentraler Standort für die ganze europäische Halbleiterproduktion" mit entsprechender Infrastruktur drumherum. In deren Erweiterung sehe man "mehr Synergie und weniger Konkurrenz".

Der mit Verlusten kämpfende US-Konzern Intel will den Bau eines Werks in Magdeburg vorerst auf Eis legen. Die Bundesregierung hatte dafür knapp zehn Milliarden Euro zugesagt. Der erste Spatenstich war für dieses Jahr geplant. Dabei sollten rund 3.000 Arbeitsplätze entstehen. Die Investition wurde auf rund 30 Milliarden Euro beziffert.

In Dresden erfolgte bereits Mitte August der Spatenstich für die Chipfabrik. Die Investition von gut zehn Milliarden Euro ist ein Gemeinschaftsvorhaben des taiwanesischen Branchenriesen TSMC und der bereits in Dresden ansässigen Firmen Bosch, Infineon und NXP Semiconductor. TSMC soll 70 Prozent an dem Unternehmen halten, die anderen Partner jeweils zehn Prozent. Die Produktion soll 2027 beginnen. Schwerpunkt sind Chips für die Autoindustrie. Mit der ersten Fabrik von TSMC in Europa sind 2.000 Arbeitsplätze verbunden.

Die Anleger feiern die Sparmassnahmen und schicken die Intel-Aktie im NASDAQ-Handel zeitweise um 5,14 Prozent nach oben auf 21,99 US-Dollar.

SANTA CLARA/MAGDEBURG /ASTANA (awp international)

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