Warum die Inflation in Österreich höher ist als in der Eurozone
Die Jahresinflation 2023 war in Österreich deutlich höher als in der Eurozone. Gründe dafür erklärt Fiskalrats-Präsident Christoph Badelt im PULS 24 Interview.
Die Inflation ist 2023 in Österreich mit 7,8 Prozent auf einem sehr hohen Niveau geblieben. Österreich liegt weiter 2,8 Prozentpunkte über dem Schnitt der Eurozone.
Immerhin lag der Wert aber um 0,8 Punkte unter jenem von 2022, als er 8,6 Prozent betragen hatte. 7,8 Prozent sind aber etwa das Vierfache vom Zielwert der EZB in Höhe von 2 Prozent, gab die Statistik Austria am Mittwoch zu bedenken.
Allein für den Dezember gab die Statistik-Behörde einen Anstieg der Inflation im Jahresvergleich auf 5,6 Prozent an, nach 5,3 Prozent im November.
Die Inflation ist also "höher als im Euro-Durchschnitt, eigentlich die höchste in den westeuropäischen Staaten", sagte dazu Fiskalrat-Präsident Christoph Badelt im PULS 24 Interview.
Warum ist die Inflation so viel höher?Für die so hartnäckig hohe Teuerung in Österreich gibt es mehrere Gründe - vor allem im Vergleich zu anderen Euroländern. Es liege auch daran, "dass die Energiepreise zwar bei uns im Gesamtjahresdurchschnitt doch deutlich gesunken sind, aber immer noch höher sind als in vielen anderen Euroländern. Das andere ist, dass wir eine sehr hohe Steigerung bei Dienstleistungen - hier besonders im Bereich Hotellerie und Gastronomie - haben", so Badelt.
Hotels und Restaurants wurden 2023 um 12,2 Prozent teurer. Das ist sogar mehr als noch 2022 (8,9 Prozent). Das Schnitzel wurde im Schnitt um 13,3 Prozent teurer, Wein sogar um 14,8 Prozent. In diesem Bereich würden Österreicher:innen im Vergleich zu anderen Ländern "viel mehr ausgeben". Deshalb sei dieser Bereich "sehr hoch gewichtet" in der Inflationsberechnung.
"Das Interessante ist, dass diese hohen Werte eigentlich nicht oder noch nicht die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs drücken, weil der Tourismus ja boomt. Und die Leute vielleicht schimpfen, aber die zahlen die höheren Preise", sagte Badelt.
Eingriffe in die PreiseDie Bekämpfung der Inflation ist ein politisch umstrittenes Thema. Immer wieder forderte die Opposition Preis-Eingriffe, die Regierung ging damit jedoch zögerlich um. Für Badelt sei es aber "sicher richtig, dass Österreich im internationalen Vergleich wenig und spät bei Energiepreisen interveniert hat". Mit der Strompreisbremse habe man aber eine Maßnahme getroffen, die nachweislich einen "relativ stark wirkenden Einfluss" hatte.
Beim Gas habe man auf eine "europäische Lösung gehofft" - die ist bekanntlich nicht gekommen.
PULS 24
Die Inflation ausgewählter Länder des Euroraums im Jahr 2023 im Vergleich
Bei der Inflation "am Weg bergab"Doch der Wirtschaftswissenschaftler verbreitete auch Optimismus: "Wir sind am Weg bergab". Es sei sehr "erfreulich, dass die Inflation deutlich zurückgeht". Generell gehen die Wirtschaftsforscher von einer weiter zurückgehenden Teuerung aus. Für das Jahr 2024 prognostizierte das Wirtschaftsforschungsinstitut eine Jahresdurchschnitts-Inflation von 3,8 Prozent, für 2025 dann noch 3,0 Prozent.
"Das ist auch plausibel, solange es nicht irgendwelche neuen krisenhaften Erscheinungen gibt", meinte Badelt zu diesen Prognosen. Das Sinken der Inflation wird durch sogenannte Zweitrundeneffekte zwar erschwert, etwa "durch die hohen Lohnabschlüsse". Die seien aber auch ein "ganz wesentlicher Faktor für den Neustart der Konjunktur", so der Wirtschaftswissenschaftler.
In den politischen Entscheidungen gehe es nämlich nicht nur darum, die Inflation zu drücken, "es geht auch sehr viel um Kaufkraft und viele andere Dinge".