Josip Iličić : Nach der Depression erlebt er jetzt sein EM-Märchen

3 Tage vor

EM 2024 Die Depression zwang Josip Iličić fast zum Karriereende – jetzt erlebt er mit Slowenien sein EM-Märchen

Ilicic - Figure 1
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Versteht was vom Kämpfen: Josip Ilicic im Zweikampf mit Declan Rice

© Fabian Strauch / DPA

Er galt als Schlüsselspieler, war Torgarant und slowenischer Starspieler, dann stürzte Josip Iličić in die Depression ab, konnte nicht mehr spielen. Nun ist er zurück und will mit den Slowenen EM-Geschichte schreiben.

Die Slowenen stehen im Achtelfinale, ein kleines Wunder. Dass noch viel größere Wunder daran ist: Josip Iličić war am Einzug maßgeblich beteiligt. Ein Mann, der bei dieser Europameisterschaft eine Wiederauferstehung feiert und damit selbst die Herzen seiner Gegner rührt.

Fast 1000 Tage war es her, dass Iličić zuletzt für die slowenische Nationalmannschaft bei einem Pflichtspiel auf dem Rasen gestanden hatte, als er im letzten Vorrundenspiel gegen England eingewechselt wurde. 75 Minuten waren da schon gespielt, die Three Lions bereits fix weiter, die Slowenen im Kampfmodus. An diesem Abend in Köln ging es für die Reprezentanca um nichts Geringeres als Geschichte zu schreiben. Sie schnupperten bereits an ihrem ersten Einzug in die K.o.-Phase überhaupt bei einem der großen Turniere. Und als es am Ende noch einmal richtig eng wurde, das Unentschieden doch noch drohte zur Niederlage zu werden, wurde ausgerechnet Josip Iličić zum großen Retter.

Ilicic - Figure 2
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Josip Iličić tauchte ab

Dass Josip Iličić noch einmal für sein Land spielen würde, dass er überhaupt noch einmal für einen Verein antreten würde, danach hatte es eine ganze Zeit lang nicht ausgesehen. Iličić war lange in der italienischen Serie A aktiv, war dort eine Macht, galt als Torgarant – dann kam die Corona-Pandemie. In Bergamo, wo der Slowene zu dieser Zeit spielte, wurde der Ausbruch zum Albtraum, dort wütete das Virus besonders stark. Die Bilder der Konvois, welche die Leichen abtransportierten, gingen um die Welt und brannten sich in seinem Kopf ein.

Iličić setzte diese Zeit schwer zu. 2020 wurde er depressiv und fiel in ein dunkles Loch. Er konnte nicht vergessen, was er erlebt und gesehen hatte, und konnte auch nicht mehr Fußballspielen. Daran änderten zwei Auszeiten nichts. Im Sommer 2022 dann die Konsequenz: Vertrragsauflösung. Der Slowene nahm sichtlich emotional von seinem Klub Atalanta Bergamo Abschied. "Das sind Dinge, die über den Fußball hinausgehen. Unser Kopf ist ein Dschungel", sagte Atalantas Trainer Gian Piero Gasperini damals. 

Ilicic - Figure 3
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Der "Grand Master of Kranj", wie Iličić  einst genannt wurde, tauchte ab, war kurzzeitig gar vereinslos. Aber statt seine Fußballschuhe an den Nagel zu hängen, kämpfte er, fand bei NK Maribor eine neue berufliche Heimat und zurück zu alter Stärke. Inzwischen gehört er – mit nun mehr 36 Jahren – wieder zu den Top-Spielern seines Landes.

Iličić feiert sein Comeback auf der großen Bühne

Bei dieser Europameisterschaft feiert Iličić nun auch ein Comeback auf der großen Bühne. Das bleibt von der Konkurrenz nicht unbemerkt. Beim Spiel gegen England war es Declan Rice, der Ilicic bei seiner Einwechslung mit einem Daumen nach oben Respekt zollte. "Er hat mir gesagt, dass er mich sehr respektiert", sagte Iličić nach dem Spiel Sky Italia. "Das war schön zu hören. Meine Geschichte ist auf der ganzen Welt bekannt." 

Am Montagabend gegen Portugal könnten die Slowenen ihr EM-Märchen fortschreiben. Eine schwere Aufgabe – aber mit solchen hat Iličić ja inzwischen Erfahrung.

Quellen: Sport1, BILD, GOAL, Transfermarkt, SPOX 

#Themen Depression Karriereende Europameisterschaft Slowenien Achtelfinalspiel
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