Wieder hochgestuft: Hurrikan „Milton“ nimmt an Stärke zu

4 Stunden vor

Wieder hochgestuft

Der auf den US-Bundesstaat Florida zurasende Sturm „Milton“ hat an Stärke zugenommen und ist erneut zu einem Hurrikan der höchsten Stufe fünf geworden. Das Nationale Hurrikanzentrum (NHC) der USA teilte am Dienstag mit, „Milton“ habe Windgeschwindigkeiten von bis zu 270 km/h. Er könnte einer der gefährlichsten in der Geschichte Floridas werden. Millionen Menschen wurden aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen. Viele verbarrikadieren ihre Häuser.

Hurrikan Milton - Figure 1
Foto ORF

Online seit heute, 7.20 Uhr (Update: 10.50 Uhr)

Schwankungen in der Intensität seien wahrscheinlich. „Milton“ werde aber voraussichtlich ein „extrem gefährlicher“ Hurrikan sein, wenn er am Mittwochabend die Westküste von Florida erreiche, so das Hurrikanzentrum. Es hatte „Milton“ bereits am Montag mit der Kategorie fünf eingestuft, zuvor am Dienstag jedoch auf die Stärke vier herabgestuft.

US-Präsident Joe Biden sagte, es könnte „der schlimmste Sturm seit mehr als einem Jahrhundert sein, der Florida trifft“. Er rief die Menschen auf, sich sofort in Sicherheit zu bringen, es gehe „um Leben und Tod“. Biden verschob angesichts des Hurrikans einen für diese Woche geplanten Besuch in Deutschland.

Vorbereitungen werden getroffen

Das Pentagon teilte mit, dass Tausende Nationalgardisten mobilisiert worden seien. Hubschrauber und hochwasserfähige Fahrzeuge stünden für Rettungseinsätze bereit. Notfallzentren im ganzen Bundesstaat wurden mit Vorräten bestückt, um unmittelbar nach dem Sturm schnelle Hilfe leisten zu können.

In manchen Supermärkten Floridas gehen die Vorräte zur Neige

Floridas Gouverneur Ron DeSantis appellierte mit Nachdruck an die Bevölkerung, die Evakuierungsanweisungen ernst zu nehmen. Viele, die das Gebiet verlassen wollten, stießen jedoch auf Schwierigkeiten: Der Sender CNN berichtete von Staus, Treibstoffengpässen und ausgebuchten Hotels. Zahlreiche Flughäfen stellten den Betrieb ein. Die US-Regierung sprach eine Warnung an Fluggesellschaften aus, nachdem Berichte über Wucherpreise auf sozialen Netzerken die Runde gemacht hatten. Verkehrsminister Pete Buttigieg kündigte an, das genau zu beobachten.

Extremwetter

Zwar lassen sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen, klar ist laut Weltklimarat aber: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.

Biden und Blinken sagen Reisen ab

US-Präsident Joe Biden verschob seinen für diese Woche geplanten Besuch in Europa und Afrika wegen „Milton“. „Angesichts der vorhergesagten Route und der Stärke des Hurrikans“ werde der Präsident seine Reise nach Deutschland und Angola verschieben und sich darum kümmern, die Vorbereitungen auf den Sturm zu überwachen, hieß es am Dienstag in einer Erklärung des Weißen Hauses in Washington. Biden wollte ursprünglich am Donnerstagabend in Berlin zu einem Staatsbesuch eintreffen.

Hurrikan Milton - Figure 2
Foto ORF

Auch US-Außenminister Antony Blinken sagte seine Deutschland-Reise ab. Blinken werde vom Außenministertreffen der ASEAN-Staaten in Laos in die Hauptstadt Washington zurückkehren, sagte Ministeriumssprecher Matthew Miller.

„Milton“ hat sogar Auswirkungen auf die Rückkehr von vier Raumfahrerinnen und Raumfahrern von der Internationalen Raumstation (ISS). Sie werden rund eine Woche länger im All bleiben müssen – mehr dazu in science.ORF.at.

Stromausfälle in Mexiko

Nach dem Durchzug von „Milton“ vor der Küste der Halbinsel Yucatan in Mexiko kam es in dem Gebiet zu Stromausfällen in rund 90.000 Haushalten und zu einigen Überschwemmungen. Bäume stürzten um. Es habe keine Todesopfer gegeben, sagte der Gouverneur des mexikanischen Bundesstaates Yucatan, Joaquin Diaz.

Mexiko ist glimpflich davongekommen, es gab vorwiegend Sachschäden

Florida und weitere Bundesstaaten im Südosten der USA waren erst Ende September von dem Sturm „Helene“ heimgesucht worden. Der Sturm, der ebenfalls mit Hurrikan-Stärke auf die Küste getroffen war, richtete enorme Schäden an. Zahlreiche Gebäude wurden beschädigt oder komplett zerstört, vielerorts wurde die Stromversorgung lahmgelegt.

Nach bisherigen Angaben der US-Behörden kamen mindestens 230 Menschen durch „Helene“ ums Leben. Damit ist „Helene“ nach dem Hurrikan „Katrina“ im Jahr 2005 der folgenschwerste Sturm, der in den vergangenen 50 Jahren das Festland der USA heimgesucht hat.

Klimakrise verschlimmerte „Helene“ um rund zehn Prozent

Die Klimakrise verstärkte einer Analyse zufolge die heftigen Regenfälle und Windgeschwindigkeiten von „Helene“. Ohne die menschengemachten Klimaveränderungen wäre der Wind um etwa elf Prozent schwächer und der Regen um etwa zehn Prozent geringer ausgefallen, heißt es in einer Schnellanalyse der Wissenschaftlerinitiative World Weather Attribution. Mächtige Wirbelstürme seien heutzutage in der Region rund zweieinhalbmal so wahrscheinlich wie in vorindustriellen Zeiten.

Tropische Wirbelstürme entstehen über warmem Ozeanwasser. Die zunehmende Erderwärmung erhöht Fachleuten zufolge deren Gefährlichkeit, da wärmere Luft mehr Wasserdampf aufnehmen kann, wodurch tropische Stürme schneller an Intensität gewinnen. Der Analyse zufolge bildete sich „Helene“ zu einer Zeit, als die Temperaturen im Golf von Mexiko zwei Grad höher lagen als vor Beginn des menschengemachten Klimawandels.

Hurrikansaison endet erst Ende November

„Unsere Studie hat wieder einmal gezeigt, dass Hurrikans immer schlimmer werden, wenn die Menschen weiterhin fossile Brennstoffe verbrennen und damit den Planeten erwärmen“, so Studienmitautorin Friederike Otto vom Imperial College London. Einst seien solche Hurrikans nur alle 130 Jahre vorgekommen, nun etwa alle 53 Jahre. Deswegen ist den Forschenden zufolge nicht nur Klimaschutz extrem wichtig, sondern auch, dass sich betroffene Regionen besser vorbereiten.

Für eine Attributionsstudie werden meteorologische Daten aus den zurückliegenden Jahrzehnten und Klimasimulationen statistisch ausgewertet. Dabei wird verglichen, wie ähnliche Ereignisse sich zwischen dem vorindustriellen Klima und dem heutigen Klima verändert haben. Die Hurrikansaison beginnt im Atlantik offiziell am 1. Juni und dauert bis zum 30. November. Die Stürme werden in alphabetischer Reihenfolge benannt.

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