Howard Carpendale: Meine drei schönsten Leben | Unterhaltung

11 Stunden vor
Howard Carpendale über seine Karriere, seine Familie und seine Zukunft: Meine drei schönsten Leben

Howard Carpendale (78, „Ti Amo“) zählt nicht nur zu den berühmtesten deutschsprachigen Sängern, er ist international erfolgreich. BILD trifft ihn im Luxushotel „Bayerischer Hof“ in München

Howard Carpendale - Figure 1
Foto BILD
20.10.2024 - 12:46 Uhr

Jeder Mensch hat seine Geschichte. Howard Victor Carpendale, geboren und aufgewachsen in Durban in Südafrika als Nesthäkchen dreier Geschwister, ist harmoniesüchtig. „Meine Kindheit war eigentlich ein Traum. Abgesehen von der Apartheid in unserem Land. Als kleiner Junge hatte ich zum Glück noch keine Ahnung, was das bedeutet“, sagt er zu BILD.

Ihn habe Anfang der Fünfzigerjahre vielmehr beschäftigt, was in den eigenen vier Wänden passierte. „Meine Eltern waren großartige Menschen, erfolgreich als selbstständige Unternehmer und lustig. Aber wehe, sie stritten miteinander, dann sprachen sie danach drei Tage kein Wort miteinander. Diese miese Stimmung zu Hause machte mich fertig. Ich denke da heute noch dran.“ Er lächelt. „Ich bin deshalb so froh und dankbar, dass meine Frau Donnice und ich nur selten streiten. Wenn, dann dauert es fünf Minuten und wir lachen wieder. Ich bin auch stets derjenige, der den Anfang zur Versöhnung macht. Ich benötige Harmonie um mich herum.“

Howard Carpendale - Figure 2
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Halten fest zusammen: Howard Carpendale und Donnice (hier 2018)

Auch Abschiede machen dem Sänger und Komponisten (mehr als 25 Mio. verkaufte Tonträger) zu schaffen. „Meine ganze Familie lebt nicht mehr. Sie sind alle, bis auf meine Mutter, jung gestorben. Mein Vater mit 59 Jahren. Anne, meine vier Jahre ältere Schwester, litt an Diabetes, sie wurde nur 45. Jean, sie war acht Jahre älter als ich, brach sich beim Autounfall das Genick.“

Familienfoto: Carpendale mit seinen beiden älteren Schwestern

Was macht das mit einem? „Es trifft deine Seele“, sagt er. „Aber ich glaube, es ist ein Unterschied, ob du jemanden verlierst, mit dem du täglich zusammen bist oder mit dem du nur telefonierst. Jean und Anne lebten in Durban, ich bereits in England und Deutschland. Ich flog zu ihren Beerdigungen, stand an ihrem Sarg.“ Pause. „Tragisch war es, als meine Eltern starben.“

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Der kleine Howard in Südafrika

Der Todestag seines Vaters liegt bereits 48 Jahre zurück und passierte fünf Tage vor Howards Hochzeit und dessen erster Frau Claudia. „Wir wollten in Köln heiraten. Meine Eltern waren bereits im Urlaub in England. Morgens um sechs Uhr bekam mein Vater einen Herzinfarkt. Claudia und ich flogen sofort nach London, fuhren drei Stunden mit dem Taxi nach Southampton, doch er war bereits tot, als wir in die Klinik kamen.“ Die Hochzeit fand dann trotzdem statt, seine Mutter hatte es sich so gewünscht.

Beatrice Carpendale wurde 92, sie starb vor 13 Jahren. „Meine Mutter hatte Demenz und fiel in eine Badewanne mit heißem Wasser. Ich war in Amerika, nahm den nächsten Flieger nach Durban. Sie lag im Bett mit geschlossenen Augen. Als sie meine Stimme erkannte, blickte sie mich an, lächelte, dann schlief sie für immer ein.“

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Der Sänger bei einem Auftritt in der „ZDF-Hitparade“ in den Siebzigerjahren

Zum Tod habe Carpendale eine „gesunde Einstellung“, erzählt er. „Er gehört für mich zum Leben dazu, auch in vielen meiner Lieder thematisiere ich das Abschiednehmen. Nur mit meiner Donnice kann ich nicht darüber reden. Sie will nichts davon hören und erträgt den Gedanken nicht, ich könne vor ihr sterben. Wir sind eins geworden in unseren 41 gemeinsamen Jahren. Ich selbst habe keine Angst vor dem Sterben. Ich mache mir nur Gedanken darüber, wie Donnice es wohl schafft, allein zurückzubleiben. Zum Glück gibt es meine beiden Söhne, deren Liebsten und meinen Enkelsohn. Sie werden sich um Donnice kümmern. Wir stehen uns alle sehr nah.“

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Hello again! Carpendale vor seinem Tourbus

Wer in Howard Carpendale „nur“ den erfolgreichen Schmuse- und Schlager-Sänger (der Siebziger- und Achtzigerjahre) sieht, täuscht sich gewaltig. Auch verabscheut er den Spitznamen „Howy“, den ihm manche Fans zurufen. Howard ist sensibel, nachdenklich, nimmt sich vieles zu Herzen und verfolgt täglich die Nachrichten aus Amerika, seiner dritten Heimat (neben Südafrika und Deutschland); seine Frau ist Amerikanerin, der gemeinsame Sohn Cass lebt in den USA.

Stolzer Papa: Howard mit seinen Söhnen Wayne (heute 47, l.) und Cass (heute 35)

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„Aktuell empfinde ich die Situation in Amerika abscheulich. Dabei habe ich 17 Jahre dort gelebt und habe auch ein Lied, dass ‚Amerika‘ heißt und in dem ich meine Liebe zu diesem Land erkläre. Der Wahlkampf hat durch beide Kandidaten die unterste Stufe erreicht“, so Howard Carpendale. „Ich darf nicht darüber nachdenken, dass Donald Trump womöglich ein zweites Mal zum Präsidenten gewählt wird. Dieser Gedanke raubt mir den Schlaf. Ich wäre so gern optimistisch. Doch ich bin Realist und mache mir große Sorgen um unsere Welt – und die politischen Zustände in Deutschland.“

Carpendale als junger Soldat

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Als Teenager wollte er die Welt aus den Angeln heben, sprichwörtlich gesehen. „Ich war ein mittelguter Schüler, wollte Profi-Sportler oder Sänger werden. Ich wusste, ich würde eines Tages erfolgreich sein, da gab es für mich gar keine Zweifel.“

Howard war südafrikanischer Jugendmeister im Kugelstoßen, spielte Rugby und Cricket

Auf der Schule in Durban spielte er Cricket und Rugby, abends machte er Musik mit seiner Band. Die Mädchen schwärmten für ihn. „Ich hatte eine eigene kleine Wohnung, seitdem ich 13 war. Meine Eltern arbeiteten ohnehin rund um die Uhr, ich hielt es für eine gute Idee, mein eigenes Reich zu haben. Ein Zimmer, ein paar Etagen unter der Wohnung meiner Eltern. Sie waren anfangs nicht begeistert, aber ich erklärte ihnen, dass ich auf diese Art lernen würde, selbstständig zu sein. Durch die Musik verdiente ich früh Geld, die Miete kostete vierzig Rand, das sind heute etwa vier Euro.“

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Interview in München: Carpendale mit BILD-Showchefin Tanja May

Mit 16 Jahren erlebte Howard seinen ersten Liebeskummer. „Meine Freundin und ich dachten, sie sei schwanger. Das war heftig. Auch unsere Eltern waren nicht begeistert, als wir es ihnen beichteten. Zum Glück war es dann aber nicht so.“

1966 zog er nach London, bekam kurz darauf seinen ersten Plattenvertrag, der Rest dieser Erfolgsgeschichte ist bekannt.

Im Januar 2026 feiert Howard Carpendale seinen 80. Geburtstag, dann will er ein letztes Mal auf Tournee gehen. „Ich liebe es, die Menschen mit meinen Konzerten glücklich zu machen.“ In all den Jahren habe er eines nie gehabt: Lampenfieber.

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