Holocaust-Gedenktag: Salzburg weist auf NS-Straßennamen hin

27 Jan 2023
Holocaustgedenktag

Hinter der Aktion steht jedoch nicht das offizielle Salzburg, sondern der "Verein für aktive Gedenk- und Erinnerungskultur APC.

In der Stadt Salzburg sind am Freitag an den Namensschildern aller NS-belasteten Straßen und Plätze Hinweistafeln mit Erklärtexten aufgetaucht. Hinter der Aktion steht jedoch nicht das offizielle Salzburg: Vielmehr will der "Verein für aktive Gedenk- und Erinnerungskultur APC (Alpine Peace Crossing)" daran erinnern, dass in der Stadt anders als etwa in Graz oder Linz keine einzige nach hochrangigen Nationalsozialisten oder Systemprofiteuren benannte Straße umbenannt wurde.

Am heutigen Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust würden sich Politikerinnen und Politiker landauf, landab wieder in Betroffenheitsfloskeln üben, teilte der Verein in einer Presseaussendung mit. Gleichzeitig werden in Salzburg nach wie vor Personen mit nationalsozialistischer Vergangenheit öffentlich geehrt. "Wir halten diesen Zustand für untragbar", heißt es in dem Schreiben zur Aktion. Mit den Hinweistafeln wolle man das Ausmaß dieser Ehrung "NS-Belasteter" zumindest heute sichtbar machen. "Wir fordern die Stadtpolitik auf, endlich ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen."

Drei Jahre lang hatte eine Historikerkommission in der Stadt Salzburg die Rollen von 66 "braunen" Straßennamenspaten aufgearbeitet und im Juni 2021 einen 1100 Seiten umfassenden Abschlussbericht vorgelegt. Bei 13 Personen waren die Verstrickungen mit dem NS-Regime so gravierend, dass die Politik auch eine Umbenennung in Erwägung ziehen sollte, befand die Kommission. Der Gemeinderat sprach sich im Dezember 2021 mit den Stimmen von ÖVP, FPÖ, der Ein-Personen-Liste Salz und eines NEOS-Abgeordneten - mehrheitlich aber gegen Umbenennungen aus. Grundtenor: Man dürfe Geschichte nicht auslöschen.

Vor Weihnachten 2022 beschloss die Stadtpolitik in den besagten 13 Fällen dann Texte für offizielle Erläuterungstafeln. Das ging aber etwa der grünen Bürgerliste zu wenig weit: Die kurzen Texte würden der Rolle von eng mit dem NS-Regime verbandelten Personen nicht gerecht werden und die NS-Verbrechen verharmlosen. Unter den 13 "hoch belasteten" Personen finden sich etwa der Dirigent Herbert von Karajan, der Automobilkonstrukteur Ferdinand Porsche, der Bildhauer Josef Thorak oder der Gründer des Salzburger Adventsingens, Tobias Reiser.

(APA)

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