Tschechien und Polen: Große Sorge über Wassermassen
Tschechien und Polen
In den Hochwassergebieten in Tschechien, Polen und Rumänien ist weiter keine Entspannung in Sicht. Die Pegelstände steigen wieder. In Tschechien starb ein Mann, mehrere Personen gelten als vermisst. In Polen wurden bereits vier Tote gemeldet. In Wroclaw bereitet man sich auf eine Flutwelle vor, ein Dorf wurde indes von den Wassermassen zerstört.
Online seit heute, 12.24 Uhr (Update: 14.48 Uhr)
In Tschechien erreichte die Flutwelle an der Morava die Stadt Litovel knapp 200 Kilometer östlich der Hauptstadt Prag. Dort standen ganze Straßenzüge unter Wasser, wie die Agentur CTK berichtete. Die Behörden der Kleinstadt mit knapp 10.000 Einwohnern appellierten an die Bevölkerung, die Einsatzkräfte nicht zu behindern.
Auch in vielen anderen Orten stiegen die Pegelstände. Für die Gegend um die Stadt Frydlant in Nordböhmen wurde eine Gefahrenlage ausgerufen. In Hradec Kralove an der Elbe gilt nun die höchste Hochwasseralarmstufe.
Wassermassen wälzen sich durch das Dorf Lipova Lazne in Tschechien Evakuierungen in Ostrava ausgeweitetWegen akuter Überflutungsgefahr wurden in Ostrava, der drittgrößten Stadt Tschechiens, zu Mittag die Evakuierungen ausgeweitet. „In mehreren Stadtteilen ist es offensichtlich zu Deichbrüchen gekommen“, sagte Umweltminister Petr Hladik nach einer Krisensitzung. Die Bewohner wurden teilweise mit Schlauchbooten in Sicherheit gebracht.
Durch die Risse sollen Schätzungen zufolge rund 100 Kubikmeter Wasser pro Sekunde strömen. Es soll versucht werden, die Lücken mit Steinen aufzufüllen. Ostrava mit rund 285.000 Einwohnern liegt am Zusammenfluss mehrerer Flüsse, darunter der Oder und der Opava. Die Bergbau- und Industriestadt befindet sich knapp 280 Kilometer östlich von Prag.
Weiterhin kritisch ist die Hochwassersituation in Mittel- und Osteuropa. In Polen, Tschechien und Rumänien haben sintflutartige Regenfälle ganze Landstriche unter Wasser gesetzt. Mehrere Menschen kamen in den Fluten ums Leben.
In Usti nad Labem nahe der Grenze zu Deutschland wurden weitere Hochwasserschutzwände errichtet, die das Zentrum und den Stadtteil Strekov schützen sollen. Der Scheitelpunkt der Elbe wird dort erst am Mittwoch bei rund 7,65 Metern über dem Pegelnullpunkt erwartet.
In der Gemeinde Troubky in der Verwaltungsregion Olomouc gab es bisher keine größeren Auswirkungen – anders als befürchtet. Die Becva trat vorerst nicht über die Ufer. Der Ort war zum Symbol der Hochwasserkatastrophe von 1997 im Landesteil Mähren geworden, als dort neun Menschen starben und 150 Häuser zerstört wurden.
Hunderte Menschen gerettetBei den schwersten Unwettern seit Jahren flossen am Wochenende Wassermassen durch Städte wie Jesenik im Altvatergebirge und Krnov an der Grenze zu Polen. In Jesenik mussten die Einsatzkräfte Hunderte Menschen mit Booten und Hubschraubern aus den Fluten retten. Nach dem Abfluss der Wassermassen drohten vielerorts Muren.
Überschwemmung von Jesenik in Tschechien Vier Tote in PolenIn den Hochwassergebieten Polen stieg die Zahl der Todesopfer indes auf vier. „Wir haben vier Todesfälle im Katastrophengebiet“, sagte Polizeisprecherin Katarzyna Nowak am Montag. Angaben zu den Todesursachen konnte sie nicht machen. Einen ersten Todesfall hatten die polnischen Behörden bereits am Sonntag bestätigt.
Die polnische Regierung kündigte unterdessen Soforthilfen in Höhe von mindestens einer Milliarde Zloty (230 Mio. Euro) an und rief den Katastrophenzustand für die Hochwassergebiete aus. Er gilt für einen Zeitraum von 30 Tagen für Teile der Woiwodschaften Niederschlesien, Schlesien und Opole.
Dorf von Wassermassen verwüstetAnhaltende Regenfälle haben an der Grenze zu Tschechien zu Hochwasser geführt. In der niederschlesischen Kleinstadt Klodzko standen ganze Straßenzüge unter Wasser, dort gab es auch ein Todesopfer. Das Dorf Glucholazy in der Region Opole wurde von Wassermassen verwüstet.
Das Dorf Glucholazy auf einer Luftaufnahme – die Zerstörung durch die Wassermassen ist gut erkennbarIn der Nacht auf Montag war besonders die Kleinstadt Nysa in der Region Opole betroffen. Das Wasser aus der Glatzer Neiße, einem Nebenfluss der Oder, drang in die Notaufnahmestation des örtlichen Bezirkskrankenhauses ein, wie die Nachrichtenagentur PAP berichtete. Insgesamt 33 Patienten wurden von dort mit Schlauchbooten in Sicherheit gebracht, darunter auch Kinder und Schwangere.
Wroclaw rüstet sich für FlutwelleDie Stadt Wroclaw in Niederschlesien bereitete sich indes auf eine Flutwelle vor. Bürgermeister Jacek Sutryk rief Hochwasseralarm für die Stadt an der Oder aus. Zu den damit verbundenen Sicherheitsmaßnahmen gehörten die Überwachung der Deiche rund um die Uhr, die Kontrolle und der Schutz von Kanälen sowie die Schließung von Deichübergängen, sagte Sutryk in einem auf Facebook verbreiteten Video.
Voraussichtlich wird die Flutwelle Wroclaw am Mittwoch erreichen. Die bisherigen Prognosen, wonach die Stadt nicht so stark betroffen seien werde, seien korrigiert worden, sagte der Bürgermeister.
Ein Mann wird aus der Flut gezogen Deiche, Rückhaltebecken und PolderVoraussichtlich werde die Flut aber nicht so hoch wie beim Oder-Hochwasser 1997. Damals wurde ein Drittel der Stadt überflutet. Bürgermeister Sutryk sagte, heute sei die Infrastruktur jedoch in einem viel besseren Zustand. Es gebe neue Deiche, Rückhaltebecken und Polder. Er hoffe, dass das Hochwasser nicht in die Stadt eindringen werde.
Ein überfluteter Landstrich bei Galati in Rumänien Mehrere Tote in RumänienAuch in Rumänien blieb die Hochwasserlage angespannt. Bei Starkregen und schweren Überschwemmungen kamen in dem Land mindestens sechs Menschen ums Leben. Betroffen waren vor allem die Regionen Galati, Vaslui und Iasi im Osten des Landes. Etwa 300 Menschen mussten dort in Sicherheit gebracht werden, rund 6.000 Bauernhäuser wurden vom Hochwasser erfasst.
Unter den Todesopfern sind hauptsächlich ältere Menschen, wie es hieß, unter ihnen zwei Frauen im Alter von 96 und 86 Jahren. Von den Wassermassen sind meist abgelegene Dörfer betroffen. Menschen kletterten auf Hausdächer, um nicht von den Fluten mitgerissen zu werden. Hunderte Feuerwehrleute waren im Einsatz.
Einsatzkräfte beim Abpumpen von Wasser in Rumänien Wetterextreme & KlimakriseZwar lassen sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen, klar ist laut dem aktuellen IPCC-Bericht aber: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.