Trauer: Talkmaster und Künstler Hermes Phettberg 72-jährig ...
Österreich
Adrian Langer
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Hermes Phettberg, der österreichische Schauspieler, Aktionskünstler, Schriftsteller und Talkshow-Moderator, ist am 18. Dezember im Alter von 72 Jahren verstorben, wie sein Wegbegleiter Hannes Moser auf Facebook mitteilte. Phettberg war vor allem als Talkmaster der "Nette Leit Show" bekannt.
ÖSTERREICH. Noch am Dienstag veröffentlichte Phettberg seine wöchentliche Kolumne in der Wochenzeitung "Falter". "Ausgerechnet zu Weihnachten liege ich mit einer Lungenentzündung im Spital", heißt es darin. "Ich habe im Moment keine Kraft zum Gestionieren, ich bin erschöpft. Ein Krankenhaus ist ein unsympathischer Ort! Jeden Tag wird mir der Speichel aus meinem Mund abgesaugt, das ist unangenehm", beschreibt Phettberg wie immer direkt und tabulos seine Situation. Offensichtlich war diese Kolumne seine letzte.
Phettberg galt als eine der eigenwilligsten Kunstfiguren Österreichs, die zwischen SM-Aktivismus, Trash-Theater, Film und neuen Medien agierte. Am 5. Oktober 1952 in Hollabrunn als Josef Fenz geboren, wuchs er als Sohn von Weinbauern in Unternalb bei Retz (Niederösterreich) auf und arbeitete danach von 1969 bis 1973 in Wien als Bankangestellter. Sein Weg führte ihn dann über eine theologische Ausbildung zum Pastoralassistenten in der Erzdiözese Wien. Mitte der 1980er Jahre wurde er Mitbegründer der "Libertine Sadomasochismusinitiative Wien" und des Projekts "Polymorph Perverse Klinik Wien".
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„Frucade, oder Eierlikör?" Seinen Durchbruch erlebte der gebürtige Niederösterreicher mit der Talkshow "Phettbergs Nette Leit Show", die von 1994 bis 1996 im ORF ausgestrahlt wurde. Seine unkonventionelle Art der Gesprächsführung und die offene Präsentation seiner eigenen Probleme machten ihn schnell in Österreich, Deutschland und der Schweiz bekannt. Marcel Prawy, Hermann Nitsch, Manfred Deix oder Josef Hader waren beispielsweise seine Gäste.
Phettberg war nicht nur Talkmaster, sondern auch: Schauspieler in Theaterproduktionen der Gruppe "Sparverein 'Die Unz-Ertrennlichen'", Kolumnist für die Wiener Stadtzeitung "Falter" mit seinem "Phettbergs Predigtdienst", Pionier des Internetfernsehens mit einer wöchentlichen Online-Sendung im Jahr 2003, Protagonist mehrerer Dokumentarfilme, darunter "Hermes Phettberg, Elender" und "Der Papst ist kein Jeansboy".
Phettberg selbst gab an, 1969 der ÖVP eingetreten zu sein, 1978 soll er wieder ausgetreten sein. Allerdings kehrte er 1982 zurück in die Volkspartei, bevor er 1988 "endgültig" austrat. Im Mai 2018 verkündete er via Twitter, der SPÖ beitreten zu wollen.
2007 erlitt Phettberg mehrere Schlaganfälle, die zu einer drastischen Gewichtsreduktion (100 Kilo) führten. Er galt als mittellos. Trotz gesundheitlicher Einschränkungen blieb er weiterhin künstlerisch aktiv und nahm regelmäßig an der Wiener Regenbogenparade teil. Seine Sadomasochismus-Sehnsüchte konnte er zuletzt nicht mehr ausleben: Er könne „eigentlich nur noch im Bett liegen und im Rollstuhl sitzen“, sagte er. Das könnte dich auch interessieren:
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