Angreifer mit Rapid-Schal? ÖVP-Bürgermeister meldet sich nach ...

4 Stunden vor

Von Streit und Untergriffigkeiten ist die Gemeindepolitik in Vösendorf (Bezirk Mödling) schon seit Jahren geprägt. Im Mai hatten nach Anzeigen und Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen Bürgermeister Hannes Koza (ÖVP) vorgezogene Neuwahlen stattgefunden, die Kozas Volkspartei einen deutlichen Stimmenzuwachs bescherten. Am Dienstagabend hat das vergiftete Klima im Ort nun einen neuen Höhepunkt erreicht.

Hannes Koza - Figure 1
Foto kurier.at
Drohung vor Gemeinderatssitzung

Auf dem Heimweg vom Gemeindeamt wurde der Bürgermeister nach eigenen Angaben von einem Unbekannten im Schlosspark überrascht. "Ich habe gerade auf mein Handy geschaut, da ist auf einmal jemand hinter mir gestanden", erzählt Koza. Durch einen Schlag ins Gesicht sei er zu Boden gegangen. "Dann hat der Mann gesagt, dass ich die Gemeinderatssitzung am Mittwoch nicht überleben werde und ist verschwunden."

Koza ließ seine Verletzungen, die auch auf einem Foto dokumentiert sind, im Krankenhaus behandeln. "Ich habe ein Röntgen machen lassen, weil ich sicher sein wollten, dass das Jochbein nicht gebrochen ist", schildert der Ortchef im Gespräch mit dem KURIER. "Zum Glück ist alles in Ordnung. Ich habe auch keine Schmerzen. Aber psychisch bin ich jetzt voll auf Kampf eingestellt."

19 Anzeigen

An einen Rückzug aus der Ortspolitik denke er nicht. "Im Gegenteil. Jetzt erst recht", gibt er sich angriffslustig. "In der Bevölkerung schaut es ähnlich aus, es ist unglaublich, wie viele Rückmeldungen ich schon bekommen habe." Auch die heutige Gemeinderatssitzung werde plangemäß stattfinden, versichert er. Wenn auch unter Polizeischutz. Denn nachdem er den Vorfall noch am Dienstagabend zur Anzeige gebracht hat, werden sowohl Uniformierte, als auch Beamte in Zivil den Bürgermeister und das Gemeindeamt im Blick behalten.

Hannes Koza - Figure 2
Foto kurier.at

"Ich habe gedacht, der Tiefpunkt ist mit 19 Anzeigen heuer gegen mich schon erreicht. Aber sie können anscheinend das Wahlergebnis nicht akzeptieren", vermutet Koza. "Es gibt eine eigene Facebook-Gruppe im Ort gegen mich, die überhaupt nicht moderiert wird, und in der jeder über mich schimpfen kann, wie er will."

Angreifer mit Rapid-Schal?

Erkannt habe er den Angreifer nicht. "Er war mit einem Schal vermummt. Das könnte ein Rapid-Schal gewesen sein, aber sicher bin ich mir nicht", erinnert sich der Bürgermeister. "Er war ein bisschen kleiner als ich, ungefähr 1,80 Meter groß. Ich habe seine Stimme nicht erkannt, aber es war eine raue Stimme, entweder hat er sie absichtlich verstellt, oder er war verkühlt. Nach seinem Dialekt dürfte er von hier gewesen sein."

Konkreten Verdacht habe er keinen, sagt Koza: "Es gibt viele Menschen in Vösendorf, bei denen ich es mir vorstellen kann." Und er betont: "Vösendorf ist ein eigenes Pflaster. Es gibt fast kein Fest hier ohne Schlägerei. Wenn die Leute betrunken sind, dann wird geschimpft und die Stimmung schaukelt sich auf. Ich kann mir vorstellen, dass es auch in diesem Fall so gewesen sein wird - nur war diesmal einer so dumm und hat es wirklich gemacht."

Keine Reaktion aus Ortspolitik

Reaktionen von politischen Mitbewerbern habe es nach dem Vorfall keine gegeben, so Koza. Die heutige Gemeinderatssitzung war notwendig geworden, nachdem die SPÖ in der vergangenen Woche aus dem Gemeinderat ausgezogen war und damit die Sitzung gesprengt hatte. Streitthema war der Live-Stream aus dem Gemeinderat, den Koza beenden ließ.

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