Hunderte verabschiedeten sich in Altaussee von Hannes Androsch
Wenn man im Dezember durch Altaussee geht, begegnen einem normalerweise vor allem Skitouristen. Am Freitag waren es Menschen in dunklen Mänteln und mit ernsten Gesichtern. Und dafür, dass sich so viele Leute im Ortszentrum versammelt hatten, war es erstaunlich ruhig – man hörte kaum etwas außer dem Knirschen von Schritten im Schnee. Über dem Ort lag Trauer. Das Ausseerland verabschiedete sich gemeinsam mit ranghohen Vertretern aus Politik und Wirtschaft von Hannes Androsch. Der Industrielle und ehemalige SPÖ-Finanzminister und Vizekanzler verstarb am 11. Dezember mit 86 Jahren.
Der Trauerzug aus rund 300 Personen marschierte vom Amtshaus zur Pfarrkirche. Dort – neben einem Bild von Hannes Androsch auf einer Staffelei und einem roten Blumenkranz – wollten verschiedene Redner noch einmal in Worte fassen, was für ein Mensch Hannes Androsch gewesen ist. Welche Bedeutung er für ganz Österreich hatte, erklärte Bundespräsident Alexander van der Bellen, der nicht selbst anwesend war, seine Worte aber verlesen ließ. „Ich sehe in ihm den großen Reformpolitiker, der in den 1970ern die Weichen für eine zeitgemäße Wirtschafts- und Steuerpolitik stellte.“ Mit ihm verliere Österreich eine große Persönlichkeit.
Ohne ihn wäre etwa der Technologiestandort Österreich nicht dort, wo er heute ist, sagte Doris Bures. Die dritte Präsidentin des Nationalrates war als ranghöchste Vertreterin des Bundes zur Trauerfeier gekommen. Durch Androschs Tod sei eine Lücke entstanden, „aber er hinterlässt auch viel Bleibendes“.
Spitzen aus Politik und WirtschaftIn der Region hat Hannes Androsch viele Entwicklungen vorangetrieben und mehr als 200 Arbeitsplätze abgesichert. „Ohne ihn gäbe es die Loser-Panoramabahn nicht und vielleicht auch das Skigebiet Loser nicht mehr“, sagte Gerald Loitzl, Bürgermeister von Altaussee. Die Seilbahn sei daher ein „Denkmal an ihn“, führte Pfarrer Michael Unger aus. Und: „Ohne ihn würde die Salinen Austria AG nicht so dastehen wie sie es heute tut“, fügte Vorstand Peter Untersperger hinzu. Er war gemeinsam mit seinem Vorstandskollegen Kurt Thomanek und zahlreichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gekommen.
Auf Landesebene waren Landeshauptmann-Stellvertreterin Manuela Khom (ÖVP), FPÖ-Landesrat Stefan Hermann und Alt-LH Hermann Schützenhöfer (ÖVP) anwesend. Naturgemäß kam auch eine SPÖ-Abordnung, allen voran der steirische Parteivorsitzende Max Lercher und Nationalrat Jörg Leichtfried. Auch die Neos-Chefin mit Wohnsitz in Bad Aussee, Beate Meinl-Reisinger, ließ es sich nicht nehmen, den Trauerzug zu begleiten. Wie auch Schauspieler und Wahl-Altausseer Klaus Maria Brandauer, der vor Ort praktisch Androschs Nachbar war.
Für sein echtes Interesse am Ehrenamt dankte Christian Fischer, Kommandant der Feuerwehr Altaussee, Hannes Androsch. Seine Aufmerksamkeit habe nicht nur dem berühmten Altausseer Bierzelt gegolten, sondern auch den Herausforderungen der Feuerwehr. Er habe zu Altaussee dazugehört, fügte Bürgermeister Loitzl hinzu.
Weitere Gedenkfeiern geplantAuch die engste Familie war gekommen, unter anderem Frau Brigitte, die Töchter Natascha Sommerer und Claudia Maix sowie seine Enkelkinder. Das Begräbnis fand in den Tagen zuvor im engsten Kreis statt. Anfang Jänner soll Stadtpfarrer Markus Plöbst – den mit Androsch eine tiefe, intellektuelle Freundschaft verband – eine Messe in Leoben halten. Zudem soll es auch in Wien Anfang des Jahres noch eine weitere, offizielle Gedenkfeier geben.