Überraschendes Ableben: Hannes Androsch mit 86 Jahren gestorben
Überraschendes Ableben
Der Industrielle und ehemalige SPÖ-Spitzenpolitiker Hannes Androsch ist am Mittwoch überraschend im Alter von 86 Jahren gestorben. Er war einer der einflussreichsten politischen Köpfe der österreichischen Nachkriegszeit.
Online seit heute, 17.22 Uhr
„Unsere Gedanken sind bei seinen trauernden Angehörigen“, hieß es von der Androsch-Privatstiftung. Androsch war seinerzeit SPÖ-Finanzminister und galt als „Thronfolger“ von SPÖ-Kanzler Bruno Kreisky, bevor er in Ungnade fiel und als Industrieller eine zweite Karriere begann. Mehr auch in Hannes Androsch ist tot (news.ORF.at).
Jüngster Finanzminister der damaligen ZeitSein öffentliches Leben führte ihn vom Finanzminister über eine lange Wirtschaftskarriere hin zu einer lauten Stimme für mehr Forschung und Bildung im Land. Neben seinen Firmen fand er Zeit, sich unter anderem als Aufsichtsratschef des Austrian Institute of Technology (AIT) und als Forschungsrats-Chef einzubringen. Unter anderem war er Initiator des Bildungsvolksbegehrens 2011.
Androsch galt als aufgehender Stern der heimischen Politik, als ihn 1970 Bruno Kreisky mit 32 Jahren zum (bis dahin) jüngsten Finanzminister in der zweiten Republik machte. 1976 wurde Androsch Vizekanzler und galt als solcher lange als Kronprinz des „Sonnenkönigs“ der österreichischen Politik.
Doch das persönliche Verhältnis zwischen Kreisky und Androsch verschlechterte sich nach und nach – was Androsch auf krankheitsbedingte Persönlichkeitsveränderungen Kreiskys schob. Der Bundeskanzler wiederum sah seine Position durch den populären und viel jüngeren Androsch bedroht. Androsch bestritt Ambitionen auf das Bundeskanzleramt. Sein einziges Traumziel sei der Posten an der Spitze der Nationalbank gewesen, betonte er immer.
Von der Politik in die Industrie1981 kam es zum endgültigen Eklat, und Androsch schied aus der Regierung aus. Bereits kurz danach wurde er Generaldirektor der Creditanstalt. Anfang 1988 musste er nach einer rechtskräftigen Verurteilung wegen falscher Zeugenaussage aus der Bank ausscheiden. Erst danach startete er seine Karriere als Industrieller.
1994 kaufte er mit dem Management die marode staatliche Leiterplattenfirma AT&S und brachte sie später an die Börse. Weitere Unternehmensbeteiligungen folgten, bekannt ist etwa seine Übernahme der Salinen, die Androsch den Titel „Salzbaron von Altaussee“ einbrachte.
Androsch nahm sich nie ein Blatt vor den Mund und richtete auch der Politik bis zuletzt gerne seinen Unmut aus. Im Zuge der Coronapandemie etwa sagte er, „Die Corona-Hilfsmaßnahmen sind weitgehend glanzvoll gescheitert“, die handelnden Politiker in Österreich seien „Ankündigungshelden“.
Ausseerland geprägt, Arbeitsplätze gesichertHannes Androsch war Ehrenringträger des Landes Steiermark und Ehrendoktor der Montanuniversität Leoben. Er galt als Wahlsteirer. Dementsprechend bestürzt sind die Reaktionen aus der steirischen Landespolitik.
Tief betroffen zeigt sich Landeshauptmann Christopher Drexler (SPÖ) von der Nachricht: „Hannes Androsch war ein ganz großer Österreicher, der als Wahlsteirer unglaublich viel für unser Land getan hat. Von der Salinen Austria AG über den Leitbetrieb AT&S bis hin zu den Loser Bergbahnen hat er mit seinem Engagement ganze Regionen der Steiermark und insbesondere das Ausseerland geprägt. Ich bin Hannes Androsch unendlich dankbar für all seine Leistungen für die Steiermark“, so der Landeshauptmann.
Mit großer Bestürzung reagiert auch die steirische SPÖ auf das Ableben des ehemaligen Finanzministers und Vizekanzlers Hannes Androsch. Der geschäftsführende Landesparteivorsitzende Max Lercher unterstreicht die Bedeutung Androschs für die österreichische Politik: „Hannes Androsch war eine prägende politische Kraft und in der Ära Kreisky maßgeblich daran beteiligt, eine der wirtschaftlich stärksten Epochen Österreichs zu gestalten. Seine Verdienste um die Steiermark, speziell das Ausseerland sind unbestritten und bedeutsam.“
„Mit Hannes Androsch ist einer der letzten Politiker des ‚alten Schlages‘ von uns gegangen. Seine Weltsicht und sein Bemühen um das heimische Bildungssystem sowie sein einzigartiges wirtschaftliches Gespür hinterließen auch in der Steiermark viele positive Spuren“, sagt der steirische FPÖ-Chef Mario Kunasek in einer ersten Reaktion. Insbesondere seine wirtschaftlichen Erfolge hätten in der Grünen Mark viele Arbeitsplätze gesichert und geschaffen.