Literaturnobelpreis für Han Kang: „Ihre Prosa gibt dem Traurigen ...

2 Stunden vor

Han Kang Imago / Jessica Gow/tt

Han Kang - Figure 1
Foto DiePresse.com

Diesmal bekommt mit Han Kang wieder eine Frau den Preis, sie ist in dieser Nobelpreiswoche die bisher Einzige.

Der Literaturpreis geht in diesem Jahr an eine relativ junge Autorin aus Asien: Den begehrten Anrufe aus Stockholm bekam die 53-jährige Autorin Han Kang. Sie wurde in Gwangju, Südkorea, geboren, ihr erster Roman erschien 1994. Mit ihrem abgründigen Roman „Die Vegetarierin“ gewann Han Kang 2016 bereits den äußerst renommierten Man Booker International Prize. Kang wird für „ihre intensive poetische Prosa, die sich mit historischen Traumata auseinandersetzt und die Zerbrechlichkeit des menschlichen Lebens aufzeigt“, ausgezeichnet.

Oder, wie es „Presse“-Kritikerin Anne-Catherine Simon sagt: „Han Kangs Figuren ziehen sich so leise wie radikal aus einer als gewalttätig empfundenen Welt zurück. Und von diesem Rückzug erzählt Han Kang in einer Prosa, die eine stille Macht ausübt, ja, all dem Traurigem allein durch die sprachliche Form, diesem Gegenraum zum Erzählten, etwas Berückendes, Beruhigendes gibt.“

Bis dato erschienen fünf ihrer Bücher auf Deutsch: In ihrem Roman „Menschenwerk“ (auf Deutsch 2017) beschäftigte sich die Südkoreanerin mit einem Studentenaufstand des Jahres 1980, der vom damaligen Militärregime mit unfassbarer Gewalt beantwortet wurde. Im Roman „Deine kalten Hände“ (2019) ging es um Frauen, die eine Essstörung haben, um patriarchale Machtverhältnisse und den männlichen Blick auf den weiblichen Körper. 2020 erschien ihr Buch „Weiß“ auf Deutsch, in dem sie in poetischen Verdichtungen und Reflexionen ihre unmittelbar nach der Geburt gestorbene, nie gekannte Schwester betrauerte. Zuletzt erschien in diesem Jahr ihr Roman „Griechischstunden“, in dem sie die Geschichte zweier gewöhnlicher Menschen erzählt, die sich in einem Moment privater Angst begegnen. Alle erschienen im Aufbau Verlag.

Übrigens trafen die Buchmacher mit ihren Favoriten, der Chinesin Can Xue und dem Australier Gerald Murnane, auch heuer wieder nicht ins Schwarze. Im Vorjahr ging der Preis an den norwegischen Schriftsteller Jon Fosse, einen Dramatiker mit Österreich-Bezug. 2022 hatte ihn die Französin Annie Erneaux bekommen.

In der Nobelpreiswoche, die am Montag mit Medizin und Physiologie startete und über Physik am Dienstag und Chemie am Mittwoch alle naturwissenschaftlichen Preise brachte, wurden bisher ausschließlich Männer ausgezeichnet. Der Literaturnobelpreis ist heuer erneut mit elf Millionen Schwedischen Kronen, also knapp 970.000 Euro dotiert. Er wird wie immer am Todestag des Preisstifters und Dynamit-Erfinders Alfred Nobel (1833-1896) am 10. Dezember in Stockholm überreicht. (red.)

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