Literaturnobelpreis an Han Kang

2 Stunden vor

Stockholm

Die prestigeträchtigste literarische Auszeichnung geht heuer an die südkoreanische Autorin Han Kang "für ihre intensive poetische Prosa, die sich mit historischen Traumata auseinandersetzt und die Zerbrechlichkeit des menschlichen Lebens offenlegt", so die Begründung der Schwedischen Akademie. Die Auszeichnung ist in diesem Jahr erneut mit einem Preisgeld in Höhe von elf Millionen schwedischen Kronen (knapp 970.000 Euro) dotiert.

10. Oktober 2024, 14:52

Han Kang - Figure 1
Foto ORF.at

Mit ihrem Roman "Die Vegetarierin" schaffte die Südkoreanerin Han Kang 2016 den internationalen Durchbruch. Ihre mit dem Man Booker Preis ausgezeichnete Geschichte einer Frau, die immer weniger Nahrung zu sich nimmt, war in Südkorea bereits 2007 erschienen. Ö1 sendete die Hörspielfassung ihres Romans im Jahr 2018.

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Noch fünf Jahre früher veröffentlichte die Autorin den Roman "Deine kalten Hände", der seit 2019 in der deutschen Übersetzung im Berliner Aufbau Verlag vorliegt. In "Deine kalten Hände" geht es um Frauen, die eine Essstörung haben, um patriarchale Machtverhältnisse und den männlichen Blick auf den weiblichen Körper. Ihr 2020 in deutscher Übersetzung erschienes Buch "Weiß" kreist um den Verlust der älteren Schwester der Autorin, die völlig überraschend zwei Monate zu früh auf die Welt kam und nur zwei Stunden gelebt hatte. In Korea ist Weiß die Farbe der Trauer

YESEUL JEON

Seit der ersten Preisvergabe im Jahr 1901 sind insgesamt 116 Literaturnobelpreisträgerinnen und -preisträger benannt worden, darunter weltbekannte Literaten wie Ernest Hemingway, Selma Lagerlöf und Jean-Paul Sartre, aber auch Persönlichkeiten wie der frühere britische Premier Winston Churchill und der US-Musiker Bob Dylan, die zunächst nicht unbedingt mit der Weltliteratur in Verbindung gebracht werden. Der letzte deutschsprachige Preisträger war der Österreicher Peter Handke vor fünf Jahren. Elfriede Jelinek wurde 2004 ausgezeichnet.

In den vergangenen beiden Jahren war der Literaturnobelpreis an den Norweger Jon Fosse und die Französin Annie Ernaux gegangen. Beide hatten damals vorab jeweils zum engeren Favoritenkreis gezählt.

Die Wettquoten gaben der unter ihrem Pseudonym Can Xue schreibenden Chinesin Deng Xiaohua die größten Chancen, gefolgt vom japanischen Bestseller-Autor Haruki Murakami, dem Argentinier César Aira und der griechischen Autorin Ersi Sotiropoulos. Seit Jahren auf der Liste finden sich die Kanadierin Margaret Atwood, der US-Amerikaner Thomas Pynchon oder der im österreichischen Zsolnay Verlag publizierende Rumäne Mircea Cărtărescu. Überraschend schaffte es zuletzt auch der in Hamburg lebende Tiroler Norbert Gstrein auf die vorderen Plätze bei den Buchmachern. Nach Auskunft der Akademie haben es erneut knapp 200 Namen auf die erweiterte Kandidatenliste geschafft - wer darunter ist, das wird traditionell 50 Jahre lang geheim gehalten.

Die weiteren Nobelpreise

Zuvor wurden in dieser Woche bereits die Preisträger in den wissenschaftlichen Kategorien Medizin, Physik und Chemie verkündet - bislang sind darunter sieben Männer und noch keine Frau gewesen. Am Freitag ist der Friedensnobelpreis dran, verkündet wird das Ergebnis nicht wie bei den anderen Nobelpreisen in Stockholm, sondern in Oslo. Am kommenden Montag schließt dann die Kategorie Wirtschaftswissenschaften die alljährlichen Nobelpreis-Bekanntgaben ab.

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Feierlich überreicht werden die prestigeträchtigen Nobelmedaillen traditionell am 10. Dezember, dem Todestag von Preisstifter und Dynamit-Erfinder Alfred Nobel (1833-1896).

Service

Aufbau Verlag - Han Kang

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