Gukesh krönt sich zum jüngsten Schach-Weltmeister
Stand: 12.12.2024 14:51 Uhr
Der erst 18-jährige Dommaraju Gukesh hat Geschichte geschrieben und ist zum jüngsten Schach-Weltmeister der Geschichte gekrönt worden. In einem spannenden Finale bezwang der indische Großmeister den amtierenden Weltmeister Ding Liren aus China (Endstand 7,5 zu 6,5 Punkten).
Der erst 18-jährige Dommaraju Gukesh hat Geschichte geschrieben und krönt sich zum jüngsten Schach-Weltmeister der Geschichte. In einem spannenden Finale bezwang der indische Großmeister den amtierenden Weltmeister Ding Liren aus China (Endstand: 7,5 zu 6,5 Punkten).
Drama im Finale
Die entscheidende 14. und letzte Partie im klassischen Schach am Donnerstag, den 12. Dezember 2024, entwickelte sich im Verlauf doch noch zu einem wahren Thriller. Ding Liren, der mit den weißen Figuren beginnen durfte, erarbeitete sich zunächst minimale Vorteile in der Position. Doch statt auf Sieg zu spielen, pokerte der 32-jährige Chinese auf Remis, das die Entscheidung in den Tiebreak am Freitag verschoben hätte. Dort hatten ihm Experten leichte Vorteile im Schnellschach prognostiziert.
Doch Dings Strategie erwies sich als fatal. Nach etwa vier Stunden Spielzeit unterlief dem Titelverteidiger beim 55. Zug ein schwerwiegender Fehler, der ihn letztendlich zur Aufgabe zwang. Gukesh, zunächst ungläubig angesichts seines plötzlichen Triumphs, brauchte einen Moment, um seine Siegstellung zu realisieren. „Das war der beste Moment meines Lebens“, sagte er später auf der Pressekonferenz. Nach dem abschließenden Handschlag verbarg er sein Gesicht in den Händen, überwältigt von Emotionen. Der WM-Titel bringt ihm den Löwenanteil des Preisgeldes in Höhe von 2,5 Millionen Dollar (etwa 2,37 Millionen Euro).
Indiens Dominanz am Schachbrett wächst
Gukeshs Sieg ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert: Er ist der jüngste Weltmeister in der Geschichte des Schachs und der zweite indische Weltmeister nach Viswanathan Anand, der den Titel von 2007 bis 2013 innehatte. Sein Sieg unterstreicht auch Indiens wachsenden Einfluss in der Schachwelt, das zuletzt auch bei der Schach-Olympiade im September das Feld dominiert hatte.
Unter Zeitdruck zeigte Ding Nerven
Ein kritischer Faktor im Finale war die Zeitnot, in die Ding wie so oft während dieser WM geriet. Nach dem 40. Zug erhalten beide Spieler zwar obligatorische zusätzliche 30 Minuten sowie im Anschluss 30 Sekunden Zeitgutschrift pro Zug, doch Dings Polster war im zähen Endspiel bereits auf unter zehn Minuten geschrumpft. Gukesh hingegen verfügte noch über eine volle Stunde. Dieser Zeitdruck trug vermutlich dazu bei, dass Ding Nerven zeigte und ihm ein folgenschwerer Fehler unterlief.
Dass es bis zum Schluss so eng bei dieser WM zugehen würde, war im Vorfeld nicht erwartet worden. Nachdem sich Ding Liren im Vorjahr im Duell gegen Ian Nepomniachtchi durchgesetzt hatte, verfiel er als frisch gebackener Weltmeister lange in ein mentales Loch. Seine Leistungen am Schachbrett waren in diesem Jahr enttäuschend, doch während der Schach-WM zeigte er sich von Beginn an präsent und brillierte vor allem in der Defensive. Oft gelang es ihm, sich aus schwierigen Positionen zu befreien, wobei er in entscheidenden Momenten manchmal etwas zu zaghaft agierte. Die Duelle mit Gukesh entwickelten sich trotz vieler Remis zu packenden Schlagabtäuschen, in denen es oft hin und her ging. Gukesh wurde dabei oft Opfer eigener Ungeduld und wollte zu viel.
Gukesh lobt Ding: „Echter Champion“
Im Moment seines größten Triumphes hatte der frisch gebackene Weltmeister Gukesh zunächst vor allem viele lobende Worte für seinen Gegner übrig: „Wir alle wissen, wer Ding ist, und er gehört seit vielen Jahren zu den besten Spielern der Geschichte. Zu sehen, wie er mit seinen Schwierigkeiten umgegangen ist und wie viel Druck er bewältigen musste, aber dennoch so gekämpft hat – das zeigt, was für ein wahrer Champion er ist. Egal, was andere über Ding sagen, für mich ist er ein echter Champion.“