Wirtschaft: Trachtenfirma Gössl droht mit Insolvenz
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Der Salzburger Trachtenunternehmer Gössl hat am Montag bei einer Pressekonferenz damit gedroht, Insolvenz anzumelden. Man könne fällige Millionenkredite nicht mehr zurückzahlen, dafür seien die CoV-Pandemie, die Politik und eine Bank verantwortlich, so die Geschäftsführung.
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Derzeit beschäftigt Gössl 113 Mitarbeiter. Der Umsatz dürfte heuer bei rund 15 Millionen Euro liegen. Vor Corona habe das Unternehmen aus seiner normalen Geschäftstätigkeit schwarze Zahlen geschrieben, so Geschäftsführer Maximilian Gössl. Mit den Lockdowns hätten sich allerdings schwerste Verluste angesammelt und ab da sei es mit dem Unternehmen bergab gegangen. Maßgebliche Corona-Unterstützungen seien zu wenig und zu spät erfolgt, gleichzeitig Kredite der Bank Austria mit staatlichen Ausfallsgarantien verknüpft worden – Garantien zugunsten der Bank, die nur greifen, wenn die Firma in die Pleite rutscht.
Gössl erhebt schwere Vorwürfe gegen Bank AustriaGössl wirft der Bank Austria jetzt vor, um auf diese staatlichen Garantien zugreifen zu können, das Unternehmen bewusst in die Insolvenz zu schicken. So seien laufende Kredite in Millionenhöhe lange vor Laufzeitende fällig gestellt worden, sagt Gössl und wünscht sich weitere Stundungen der Kredite.
"Wenn man alles zusammenzählt, sind es ungefähr sechs, sechseinhalb Millionen. Aber was uns wirklich Sorgen bereitet, sind die Bankverbindlichkeiten mit knapp vier Millionen. Ein Großteil davon, das sind zweieinhalb Millionen, sind eben staatlich garantierte Kredite. Die sind der Grund, warum die Bank uns unter Druck setzt, damit sie an diese Garantien herankommt. Wir haben damit Verluste finanziert.
COFAG-Zahlungen eineinhalb Jahre verspätetAuf Anraten der Hausbank habe man zwei Corona-Überbrückungskredite in der Höhe von zwei Millionen und 500.000 Euro aufgenommen, die mit 90 bzw. 100 Prozent Garantien durch die Förderbank des Bundes, das Austria Wirtschaftsservice, abgesichert waren. Als Tilgungsfrist für die Kredite wurde Ende 2024 vereinbart – in der Annahme, dass dem ersten Lockdown keine weiteren folgen. So aber habe man die Raten nicht fristgerecht tätigen können – auch weil die COFAG-Zahlungen erst 2023 mit 1,5 Jahren Verspätung eingelangt seien.
„Verhandlungen mit der Bank über eine Laufzeitverlängerung oder eine Umschuldung sind gescheitert“, sagte Sanierungsexperte Gerald Zmuegg, den sich Gössl zur Unterstützung geholt hat. „Anfang September stellte die Bank den Überbrückungskredit und einen weiteren Betriebsmittelkredit in der Höhe von 360.000 Euro ohne Not vorzeitig fällig. Dadurch wurde wichtige Liquidität entzogen.“ Zugleich habe die Bank liquide Mittel aus dem operativen Geschäft in der Höhe von 400.000 Euro gesperrt. In der Folge konnten am 15. November fällige Finanzamtszahlungen nicht getätigt werden.
Sanierer kritisiert Interessenkonflikt bei BankenZmuegg warf den Banken im Zusammenhang mit den Überbrückungskrediten einen Interessenkonflikt vor: „Die Banken können auf die Sicherheit des Staates nur zurückgreifen, wenn das Unternehmen Insolvenz anmeldet.“ Deutlicher formuliert es Gössl: „Die vorzeitige Fälligstellung der Kredite und das Sperren unserer liquiden Mittel kann ich nur so interpretieren, dass eine Insolvenz erzwungen werden soll.“ Dabei hätte die Bank bis Ende Juni 2025 Zeit, die Garantie zu ziehen.
Zmuegg forderte von der Bank am Montag eine partnerschaftliche Lösung. Etwa eine Verlängerung der Kreditlaufzeit und entsprechenden Druck von der Politik: „Auch eine Verlängerung der Rückzahlungsfrist durch den Gesetzgeber würde helfen.“
Gössl: Können das schaffen, brauchen aber mehr Zeit„Wir müssen das aus irgendeinem operativen Ergebnis wieder heraus zurückbezahlen. Das war unsere Zielsetzung und das ist ja jetzt in den Nachwehen von Corona nicht so schnell möglich gewesen mit den Verwerfungen am Markt. Wir sind zuversichtlich, dass wir das in der Zukunft können, aber dafür brauchen wir mehr Zeit“, sagt Gössl.
Die Bank Austria weist die erhobenen Vorwürfe zurück ohne auf Details einzugehen. Ein Sprecher der Bank verweist gegenüber dem ORF auf das Bankgeheimnis, man könne zu laufenden Geschäftsbeziehungen keinen Kommentar abgeben. Im Hintergrund dürfte es nun darum gehen, wie gut oder schlecht die wirtschaftlichen Aussichten für Gössl tatsächlich sind. Beim Pressegespräch hat das Salzburger Unternehmen jedenfalls rechtliche Schritte gegen die Bank Austria in den Raum gestellt.
Gute Geschäfte mit hochwertiger Tracht seit 1947Gössl wurde 1947 gegründet und agiert im qualitativ und preislich oberen Bereich. „Die Budgetziffern für 2025 bis 2027 zeigen zudem positive Deckungsbeiträge“. Die Gössl-Geschäfte bleiben trotz der aktuellen Turbulenzen geöffnet, das Unternehmen soll auch im Falle einer Insolvenz weitergeführt werden.