Zugunglück in Griechenland: „Wir wurden in die Irre geführt“

Studierende haben am Wochenende in Larisa in der Nähe des Unglücksorts ihren getöteten Kommilitonen gedacht. Bild: AFP

Vor einem Jahr ereignete sich das schwerste Zugunglück in Griechenlands Geschichte. 57 Menschen starben. Die Hinterbliebenen kämpfen um Gerechtigkeit. Doch die Verantwortlichen schieben sich gegenseitig die Schuld zu.

Aus ihren Worten klingen Wut, Verzweiflung, Resignation und Zynismus: Nicht einmal den Transport von Gemüse hätte sie dem Zug anvertraut, wenn sie gewusst hätte, wie gefährlich das Bahnfahren zwischen Athen und Thessaloniki sei, sagt die Kinderärztin Maria Karystianou. Sie hat ihre zwanzigjährige Tochter Marthi, eine Studentin der Sonderpädagogik, im schwersten Zugunglück der griechischen Geschichte vor einem Jahr verloren.

Als Vorsitzende der Hinterbliebenenvereinigung ist sie Gesicht und Stimme der Angehörigen, die Gerechtigkeit einfordern – auch für Claudia-Alexandra Lata, eine Medizin­studentin, die so alt war wie ihre Tochter, als sie ums Leben kam. Ihre Geburtsstadt Larissa benennt nun eine Straße nach Claudia-Alexandra. „Die Wahrheit über dieses Verbrechen zu vertuschen ist eine Beleidigung für unsere Kinder“, sagt ihre Mutter Alma erzürnt. „Am Ende wird es unsere Schuld sein, dass wir in den Zug eingestiegen sind“, sagt die junge Griechin Evdokia Tsagli. Sie überlebte den Frontalzusammenstoß mit Verletzungen, hegt jedoch nur wenig Hoffnung auf eine saubere Aufklärung und eine Bestrafung der Verantwortlichen.

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