Modehändler: Konzernchefin Giny Boer verlässt C&A

3 Tage vor
Giny Boer

C&A-Chefin Giny Boer (61) verlässt den Textilhändler mit sofortiger Wirkung – nach Informationen des manager magazins ist sie bereits nicht mehr im Hause. Boer trete von ihrer Funktion als CEO von C&A Europe zurück, „um sich auf künftige non-executive Aufgaben zu fokussieren“, teilte der Aufsichtsrat des Unternehmens am Mittwoch mit.

Boers Nachfolge übernimmt vorübergehend Edward Brennikmeijer, Mitglied der Unternehmerfamilie Brennikmeijer, die hinter C&A steht. Das soll allerdings nicht so bleiben: Für eine dauerhafte Lösung sucht der Modehändler nun extern nach einem neuen Chef oder einer neuen Chefin.

Um einen möglichen Abgang von Giny Boer hatte es zwar bereits Gerüchte gegeben, die von C&A stets dementiert wurden. Dass die Suche nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger offenbar gerade erst anläuft, dürfte jedoch ein Zeichen dafür sein, dass der Abschied so nicht geplant war.

Edward Brennikmeijer übernehme als Interimschef, weil er schon einmal auf diesem Posten gewesen sei, heißt es aus dem Unternehmen. Grundsätzlich sei eine Rückkehr der Familie in die Firmenleitung jedoch nicht beabsichtigt. Brennikmeijer war in den vergangenen zehn Jahren CEO von C&A Brasilien, Mexiko und China. Zudem leitete er C&A Europa als Interims-CEO, bevor Boer zu C&A stieß.

C&A-Chefposten statt Ruhestand

Boer war seit Januar 2021 bei dem Konzern und schon ihre Verpflichtung kam überraschend. Zuvor hatte sie viele Jahre bei Ikea gearbeitet, wo sie ihre Karriere Mitte der Neunzigerjahre gestartet hatte. Nach ihrem Abgang dort 2018/2019 hatten Beobachter schon kaum noch mit einem neuen Topposten für die Managerin gerechnet – eher mit einem gemütlichen Ruhestand in Boers spanischer Wahlheimat.

Bei C&A, mit mehr als 1300 Filialen in 17 europäischen Ländern und mehr als 27.000 Mitarbeitern einer der größten Mode- und Textilhändler in Europa, holte Boer verschiedene frühere Ikea-Wegbegleiter in ihr Führungsteam. Sie straffte zunächst das Ladenportfolio und sorgte dafür, dass das zweite Headquarter in Brüssel an Bedeutung verlor. Vor allem dort gab es nach Informationen des manager magazins bis zuletzt intern teils heftige Kritik an der Chefin.

Später setzte sie auf den „C&A Growth Plan“, mit dem Filialen modernisiert und international vereinheitlicht werden sollten. Zuletzt folgte zudem überraschend der Startschuss für eine Expansion: In den kommenden drei Jahren will C&A 100 neue Läden eröffnen.

An den Geschäftszahlen von C&A lässt sich trotz allem kaum ein Erfolg ablesen. Laut kürzlich veröffentlichter Bilanz der C&A Mode GmbH für das Geschäftsjahr von März 2022 bis Februar 2023, die neben dem Deutschland-Geschäft auch das gruppenweite E-Commerce-Geschäft umfasst, ist der Umsatz zwar um knapp 23 Prozent auf 2,21 Milliarden Euro gestiegen. Geplant war jedoch ein Anstieg im Zuge der Erholung nach der Coronapandemie um 38 Prozent. Unterm Strich stand ein Fehlbetrag von 67 Millionen Euro.

Zum Verlauf des Geschäftsjahres 2023/2024 macht C&A keine Angabe. Die Ausdünnung des Sortiments um rund 30 Prozent, mit der Boer den Warendruck reduzieren und stattdessen Kundinnen und Kunden wieder inspirieren wollte, dürfte jedoch ebenso Umsatz gekostet haben, wie das derzeit branchenweit schwierige Geschäft mit Sommermode. Auch dazu will sich das Unternehmen nicht äußern. Es heißt einzig, C&A sei „weiter auf Wachstumskurs“.

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