C&A: CEO Giny Boer geht

Bei C&A übernimmt wieder ein Mitglied der Besitzerfamilie das Ruder

Die ehemalige Ikea-Managerin Giny Boer war angetreten, um den angeschlagenen Modehändler wieder auf Kurs zu bringen. Ihr Abgang wirft die Frage auf, wie weit ihr das in den letzten Jahren gelungen ist.

Giny Boer - Figure 1
Foto Neue Zürcher Zeitung - NZZ

Giny Boer hat C&A nach dreieinhalb Jahren als CEO wieder verlassen.

PD

Die Modekette C&A braucht einen neuen CEO. Wie der Modehändler am Dienstag mitteilte, ist die Chefin Giny Boer zurückgetreten, um sich künftig ausserhalb der Firma «auf non-exekutive Aufgaben zu fokussieren», darunter ein Verwaltungsratsmandat bei der Bierbrauerei Brewdog.

Per sofort wird Edward Brenninkmeijer als Interims-CEO fungieren. Das Mitglied der Besitzerfamilie leitete bereits vor Boers Antritt 2021 zeitweilig C&A und hatte sie in ihren Job eingeführt. Er wird die Führung übernehmen, bis ein dauerhafter Nachfolger gefunden ist. In den letzten Jahren hatten sich die Brenninkmeijers aus dem Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung von C&A zurückgezogen.

Die Tatsache, dass noch kein Ersatz bereitsteht, lässt das Ganze nicht wie einen von langer Hand geplanten Wechsel erscheinen. Bei C&A äussert man sich nicht zu den Gründen. Der Abgang wirft aber natürlich die Frage auf, wie weit es Boer in den rund dreieinhalb Jahren gelungen ist, das Geschäft zu stabilisieren.

Verblasstes Image und Rückstand im Onlinehandel

Die Niederländerin, die zuvor lange bei Ikea tätig war, hatte ihren Job mitten in der Pandemie angetreten, als gesetzlich geforderte Ladenschliessungen das Geschäft vermiesten. Allerdings hatte die Kleiderkette bereits zuvor mit einem verblassten Image und schwächelnden Umsätzen sowie einem Rückstand im Onlinehandel zu kämpfen.

Unter Boers Führung wurde das Filialnetz gestrafft, und die Läden erhielten ein frischeres Aussehen. Weiter kündigte Boer an, das Sortiment um 30 Prozent zu verkleinern. Aufräumen und vereinfachen war auch im Hintergrund, in der Konzernadministration, gefragt, was Boer intern nicht nur Sympathie eingebracht haben dürfte.

Ursprünglich wollte sie 2023 einen Zweijahresplan für die zweite Phase der Firmentransformation vorlegen. Auf die Frage, wie viel Zeit sie habe, um C&A fit zu machen, antwortete Boer einst: «An langfristige Pläne glaube ich nicht. In den letzten Jahren hat man ja gesehen, wie schnell sich die Welt ändern kann.»

Nun haben sich möglicherweise bei C&A die Geschäftszahlen zu wenig schnell verändert. Als privates Familienunternehmen gibt der Händler keine Umsätze bekannt. Doch erst im Juni hat die Firma mit Marcos Grasso ein neues Mitglied in den Verwaltungsrat geholt und dannzumal die extensiven Kenntnisse des Managers bei der Transformation von Firmen herausgestrichen, was «aktuell sehr relevant» sei. Grasso ist bereits Verwaltungsrat bei C&A in Brasilien. Er hat sicher auch Ideen dazu, was man bei C&A in Europa besser machen könnte.

Verschiedene Modeketten hatten nach der Pandemie Mühe, wieder Tritt zu finden. So hat zum Beispiel Tally Weijl ihre Aktivitäten drastisch reduziert, das Traditionshaus Peek & Cloppenburg (Düsseldorf) musste Insolvenz anmelden.

Schlechtes Wetter drückt auf Umsätze von Modeketten

Auch der verregnete Frühling hat der Branche zugesetzt. So verkündete etwa der Konkurrent H&M erst kürzlich einen deutlichen Rückgang der Verkäufe im Juni, nachdem die Umsätze bereits in den Monaten zuvor enttäuscht hatten.

C&A hat in Europa über 1300 Filialen in 17 Ländern und beschäftigt mehr als 27 000 Personen. 2023 hatte die Firma angekündigt, europaweit 100 neue Filialen zu eröffnen. Im Fokus stehen insbesondere Rumänien, Polen und Italien.

Das Unternehmen gehört zur in Zug domizilierten Cofra-Holding. Diese ist im Besitz der Nachfahren der beiden Firmengründer Clemens und August Brenninkmeijer, deren Initialen bis heute im C&A-Logo enthalten sind.

C&A-Läden gibt es ausserhalb von Europa noch in Lateinamerika. Doch das Mexiko-Geschäft hat die Familie verkauft, und an C&A Brasilien, einer eigenständigen börsenkotierten Firma, hält Cofra rund 65 Prozent.

Über die Jahre gab es immer wieder Spekulationen, dass die Familie, die den grössten Teil ihres Vermögens längst in anderen Bereichen investiert hat, den Modehändler verkaufen wolle. Darauf angesprochen sagte der Cofra-Chef Boudewijn Beerkens zumindest vor ein paar Monaten noch: «C&A ist ein entscheidender Bestandteil der Gruppe und wird es auch bleiben.»

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