Italorock-Rebellin Gianna Nannini wird 70

20 Tage vor

Online seit heute, 13.48 Uhr

Aufgewachsen in einer konservativen Konditorenfamilie im toskanischen Siena, mit Janis Joplin als Vorbild, hat die Italorock-Rebellin Gianna Nannini mit ihrer Musik Mitte der 80er im erzkatholischen Italien Skandale ausgelöst. Und auch Jahrzehnte später, wenn sie heute ihren 70. Geburtstag feiert, ist es um sie herum immer noch alles andere als leise.

Gianna Nannini - Figure 1
Foto ORF

Sängerin, Komponistin, Pianistin, Aktivistin, Feministin, Nannini trägt viele Bezeichnungen, in eine Schublade lässt sie sich nicht stecken. Genauso wenig ihre Musik, experimentierte sie doch immer mit unterschiedlichsten Stilen und Genres, von Volkslied bis Avantgarde – und natürlich Italo-Pop-Rock.

Anfang der 80er erste Erfolge

Ihr erster großer Erfolg gelang Nannini 1979. Nach einem Amerika-Aufenthalt produzierte sie das Album „California“ mit dem zentralen Song „America“, der von weiblicher Selbstbefriedigung handelte. Auf dem Cover ist die Freiheitsstatue abgebildet, statt Fackel hält sie jedoch einen Vibrator in die Höhe. 1982 folgte „Latin Lover“, danach der große Einbruch.

Sie habe sich damals verloren und den Wahnsinn erlebt, sagte Nannini über ihre schwere Depression. Erst Psychotherapie habe ihr geholfen, sich wieder selbst zu finden. 1983 sei somit das Jahr ihrer Wiedergeburt, also sei sie in Wahrheit auch erst 41, so Nannini kürzlich.

Große Hits nach großer Krise

Nach der großen Krise kamen auch die großen Lieder: 1984 „Fotoromanza“, der zum italienischen Sommerhit wurde, zwei Jahre später „Bello e impossibile“. Mit der Hymne der Fußball-WM von 1990 „Un’estate italiana“ begeisterte sie auf der Bühne ihre Fans auf der ganzen Welt.

Im März 2024 veröffentlichte sie ihr neues Album („Sei nel l’anima“), der erste Song darauf trägt den Titel „1983“ und handelt davon, dass sie nicht nur in diesem Jahr geboren, sondern auch ohne „sexuelles Geschlecht“ auf die Welt gekommen sei. „Ich gehöre keiner Kategorie an“, sagte sie. Anfang Mai erschien zudem ein Netflix-Film über ihre jungen Jahre, ab November geht die Sängerin auf große Europatournee.

Auch privat ist Nannini für ihren Kampf gegen Konventionen bekannt. So sorgte sie etwa 2010 für Schlagzeilen, als sie mit 54 Jahren Mutter wurde. Sie selbst sprach bei der Kritik von Altersdiskriminierung. „Auf einmal haben alle das Konzept der Freiheit vergessen und dass jeder das Recht hat zu machen, was er will – wann und mit wem er will“, sagt sie damals. Mittlerweile lebt Nannini mit ihrer Partnerin und ihrer Tochter in Mailand.

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