Überraschender Archivfund: Nick, nicht George Clooney!
Sie waren zu dritt. Und alle drei machten später Karriere. Da war zunächst Bill Ramsey, der in Deutschland blieb und mit so unvergessenen Schlagern wie „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“ und der „Zuckerpuppe (aus der Bauchtanz-Truppe)“ in die Musikgeschichte einging. Der zweite war George Kennedy, der mit Filmen wie „Airport“ und „Erdbeben“ zum Hollywoodstar wurde und an der Seite von Paul Newman für seine Rolle in „Der Unbeugsame“ 1968 sogar einen Oscar gewann.
Und dann gab es noch Nicholas Clooney, genannt Nick. Auch er begann nach dem Krieg in Frankfurt als Discjockey beim Soldatensender AFN, kurz für American Forces Network. Er war als amerikanischer Soldat in Deutschland stationiert, als Wehrpflichtiger. Beides war auch schon länger bekannt. Doch in seinem Fall, weil er eben nicht ganz so berühmt ist wie seine beiden Kollegen und wohl vor allem auch wie sein Sohn, interessierte es bisher kaum jemanden. Bis jetzt: Denn plötzlich sind Bilder von Nick Clooney aufgetaucht, in einem Archiv, das ein Mann seit Jahren zu beherrschen versucht.
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John Provan ist Historiker. Geboren wurde er 1956 in Steubenville (Ohio), doch lebt er schon lange in der Heimat seiner Mutter. In Kelkheim im Taunus. Auch er war, wie schon sein Vater, Soldat. Vater wie Sohn waren in Deutschland stationiert. Provan hat zudem lange für die USO gearbeitet, die United Service Organizations, eine gemeinnützige Organisation, deren Ziel die Unterstützung und das Wohlergehen der amerikanischen Soldaten und ihrer Angehörigen ist. Dazu gehört die berühmte Truppenbetreuung mit Künstlern wie Marlene Dietrich und Marilyn Monroe. „Durch die USO hatte ich leichten Zugang zu den amerikanischen Kasernen hier“, sagt Provan.
Über die USO hat Provan schon einen Film („An Army of Volunteers“) gedreht, und er hat Ausstellungen inszeniert, etwa über die Berliner Luftbrücke („Big lift“), Elvis Presley („Sgt. Elvis Presley in Germany 1958–1960“) und John F. Kennedy („Ich bin ein Berliner. John F. Kennedys Deutschlandbesuch 1963“). Bestückt hat er die Schauen aus seinen eigenen Beständen. Sein Hauptinteresse gilt Amerikanern in Deutschland. Und das schon seit der Studienzeit. Promoviert wurde er an der Technischen Universität Darmstadt über die Luftschiffe des Grafen Zeppelin. Auch sie pendelten einst zwischen Amerika und Deutschland hin und her, so wie John Provan seit seiner Kindheit. „Ich verstehe mich als Botschafter beider Länder.“
„Ich weiß selbst gar nicht, was ich alles habe“Provan ist Sammler. Seine Wohnung in Kelkheim gleicht einem Museum. Das meiste stammt aus amerikanischen Kasernen, kurz bevor sie aufgelöst wurden. Zu den Schätzen gehört etwa das Namensschild von General Dwight D. Eisenhower, das einst auf dessen Schreibtisch stand. Auch der Sender AFN hatte, als er sich verkleinerte, einiges zu entsorgen. Provan nahm es gerne. Darunter 160.000 Schallplatten und 400.000 Negative, die er nun nach und nach einscannt. An drei Orten lagert das alles, in Kelkheim, Hofheim und in einem Bunker bei Mannheim, den er vom Forstamt angemietet hat.
„Ich weiß selbst gar nicht, was ich alles habe, aber es wird besser“, sagt Provan. „Ich sehe Licht am Ende des Tunnels.“ Dass unter den AFN-Negativen auch alte Aufnahmen von Nick Clooney waren, weiß er schon eine ganze Weile. Und auch, was aus dem einstigen DJ wurde. „Er war 1955 und 1956 für zwei Jahre in Frankfurt stationiert, als First Class“, erzählt Provan. Clooney legte für zwei der bekanntesten Sendungen auf: „Music in the Air“ und „Melody-Go-Round“. AFN war vor allem bei jungen Leuten populär, da der Sender die Musik spielte, die deutsche nicht spielten. „Es gab eine Umfrage der Zeitschrift ,Hörzu‘“, sagt Provan. „Demnach hörten 50 bis 60 Millionen Europäer AFN.“
Clooney, der gleich zwei berühmte Schwestern hatte – Rosemary stand mit Bing Crosby für „White Christmas“ vor der Kamera, Betty war eine erfolgreiche Sängerin –, blieb auch danach beim Radio, ging später zum Fernsehen und versuchte sich 2004 vergeblich bei der Kongresswahl als Kandidat für die Demokraten. Einmal spielte er sogar in einem Film mit, in „Monuments Men – Ungewöhnliche Helden“. Das hatte er seinem Sohn zu verdanken, der nicht nur die Hauptrolle spielte, sondern auch Regie führte.
Im selben Jahr, 2014, war Nick Clooney in Frankfurt und traf John Provan. „Ich war sein Tourguide und habe ihm das Höchster Schloss gezeigt, in dem AFN in den Fünfzigern seine Sendezentrale hatte.“ Provan gab Clooney und dessen Frau Nina auch einen Abzug von einem Bild, das er kurz vorher unter den AFN-Negativen gefunden hatte. Darauf zu sehen: Nick Clooney am Mikrofon. Die Clooneys freuten sich und reisten weiter nach Venedig – zur Hochzeit ihres Sohns George mit der Menschenrechtsanwältin Amal Alamuddin. Dass sich noch jemand anderes für das Foto von Nick Clooney, der im Januar 90 Jahre alt wird, interessieren könnte, kam Provan erst gar nicht in den Sinn.