"Sunday Blues": Warum die Gen Z schon am Sonntag die Angst vor ...

3 Stunden vor

Stress statt Ruhetag

Laut Salzburger Experten kein Zeichen geringer Belastbarkeit SALZBURG24/DALL-E Für die Hälfte der Unter-30-Jährigen ist der letzte Tag des Wochenendes von Angst vor den kommenden Arbeitstagen geprägt. (SYMBOLBILD)

Veröffentlicht: 12. Dezember 2024 15:04  Uhr

Generation Z - Figure 1
Foto SALZBURG24

Der Sonntag könnte so entspannt sein – wäre da nicht der Gedanke an den Montag. Für die Hälfte der Unter-30-Jährigen ist der letzte Tag des Wochenendes von Angst vor den kommenden Arbeitstagen geprägt. Woran das liegt und was Arbeitgeber:innen dagegen tun können, haben uns zwei Fachleute aus Salzburg erklärt.

Der Sonntag ist für die meisten ein Ruhetag: Kein Einkaufen, kein Arbeiten, kaum Verkehr – ein Durchschnaufen, bevor die neue Woche und damit auch der Stress wieder losgeht. Doch vor allem viele junge Menschen in Österreich können den letzten Tag des Wochenendes kaum genießen. Stattdessen quält rund die Hälfte von ihnen laut einer aktuellen Studie Angst und Sorge beim Gedanken an die anstehenden Arbeitstage. Warum der „Sunday Blues“ gerade die Generation Z so häufig erwischt, haben uns zwei Salzburger Fachleute erklärt. Mit geringerer Belastbarkeit der Jungen hat es laut ihnen nichts zu tun.

Angst um Jobs aktuell auch in Salzburg präsent

Die Arbeitsintensität sei in den vergangenen Jahren stark gestiegen, schildert Karin Hagenauer, Arbeitspsychologin bei der Arbeiterkammer Salzburg, am Donnerstag im Gespräch mit SALZBURG24. Bedeutet: Mehr Leistung in weniger Zeit. Das sei psychisch aufreibend – ganz besonders für die Jungen, denn Gelassenheit komme oft mit Erfahrung.

Ein Aspekt sei wohl auch die aktuelle Wirtschaftslage, meint Hagenauer. Bei ständigen Berichten über Insolvenzen und Kündigungswellen stelle man sich irgendwann die Frage: „Wer würde bei uns entlassen werden?“ Im Regelfall seien das die neueren oder jüngeren Beschäftigten. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Arbeitslosigkeit bei den Unter-26-Jährigen um mehr als 14 Prozent gestiegen. Diese Sorge nimmt auch Marco Wuppinger von der Bildungsberatung des AMS Salzburg bei der Generation Z wahr. Der Wunsch nach einem sicheren Arbeitsplatz sei nämlich auch bei ihnen stark ausgeprägt – entgegen der Gerüchte, die rund um die Generation der Unter-30-Jährigen kursieren würden.

Ständige Erreichbarkeit? Nichts für Generation Z

Mitbedenken müsse man außerdem, dass gerade diese Generation die erste sei, die in vollständiger Digitalisierung aufgewachsen ist, betont Wuppinger. Mit Social Media, Nachrichten am Handy und Co sei sie täglich mit einer regelrechten Flut an Informationen konfrontiert – viele davon negativ. Ängste seien da „ein normales Resultat“ in allen Lebensbereichen.

Angesichts dessen wundert es wohl nicht, dass junge Beschäftigte nicht mehr ständig für ihre:n Arbeitgeber:in erreichbar sein wollen. Stattdessen würden sie sich eine klare Trennung zwischen Beruf und Freizeit erwarten, schildert Wuppinger seine Erfahrungen aus den Berufsinfozentren des AMS. Damit ist die Generation Z aber nicht allein, wie er betont: Der Wunsch nach einer guten Work-Life-Balance sei auch bei den Millennials (Jahrgänge 1980 bis 1993) stark ausgeprägt. „Die Generation Z ist quasi eine ‚Weiterentwicklung‘ ihrer Vorgängergeneration. Sie setzt das Angestrebte um.“ Diese Entwicklung sei tatsächlich eher positiv, denn Erholung bedeute immer auch Stressabbau – und halte damit letztlich gesund. Arbeitsfaul seien die Jungen deshalb aber noch lange nicht. „Das ist nur der Stempel, den man ihnen aufdrückt.“

Starker Wunsch nach Selbstverwirklichung

Abgesehen von einer klaren Trennung von Beruf und Freizeit: Was erwartet sich die jüngste Generation am Arbeitsmarkt denn von einem Job? Es gebe ein großes Bedürfnis nach Individualität und Selbstverwirklichung, schildert Wuppinger seine Erfahrungen aus dem Berufsinfozentrum des AMS. Zudem lege die Generation Z Wert auf soziale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit. Wichtig sei deshalb, dass junge Menschen in Jobs unterkommen, die „auf ihre Interessen, Stärken und Kompetenzen ausgelegt sind.“ Ist das gegeben, entstehe auch das Gefühl, sinnstiftende Arbeit zu machen.

Doch nicht nur die Berufswahl, sondern auch die tatsächlichen Arbeitsbedingungen sind für das Wohlbefinden relevant, weiß Arbeitspsychologin Hagenauer. Angst und Sorge im Job seien im Normalfall keine individuellen Probleme, sondern Ergebnis äußerer Bedingungen. Der jungen Generation sei neben einer guten Work-Life-Balance auch Teamwork und Anerkennung enorm wichtig. Arbeitgeber:innen könnten sich also etwa Zeit für Feedback-Gespräche und Lob nehmen, um die Beschäftigten zu bestärken. „Nicht geschimpft ist Lob genug“ sei das falsche Motto. Zudem sei essenziell, Fragen von jungen Beschäftigten zuzulassen und auch zu beantworten sowie Entwicklungsmöglichkeiten zu schaffen. Dem schließt sich auch Wuppinger an. Er sieht etwa in Mentorenprogrammen großes Potenzial: „Erfahrung auszutauschen kann einfach enorm viel Druck nehmen.“

(Quelle: SALZBURG24)

Aufgerufen am 12.12.2024 um 06:15 auf https://www.salzburg24.at/news/salzburg/sunday-blues-warum-die-gen-z-schon-am-sonntag-die-angst-vor-dem-buero-plagt-170025763

Mehr lesen
Ähnliche Nachrichten
Die beliebtesten Nachrichten der Woche